Er ist ein beliebtes Ausflugsziel für Jung und Alt. Jetzt wird der Wildpark Schwarze Berge 50 Jahre. Wie alles begann: Teil 1 der Abendblattserie
Es ist ein sonniger Frühsommertag. Acht Herren mit Schlips und Kragen treten fürs Foto auf eine kleine Lichtung im Vahrendorfer Wald. Es ist ein historischer Augenblick. Die Männer im feinen Zwirn sind Pioniere. Sie sind die Gründungsväter – und zugleich erste Gesellschafter des heutigen Wildparks Schwarze Berge in Ehestorf in der Gemeinde Rosengarten.
Ein Wildpark vor den Toren Hamburgs? So etwas hatte es vor 50 Jahren weder am Stadtrand noch in ganz Norddeutschland gegeben. Die Männer waren mutig – und sie waren schnell: Vom ersten Spatenstich im Spätherbst 1968 bis zur Eröffnung des Wildparks an jenem 26. Juni 1969 verging nicht einmal ein Jahr. Heute, 50 Jahre später, schlendert Arne Vaubel aus Vahrendorf gemächlich an den Storchenteichen vorbei durch den weitläufigen Park. Er kennt hier jeden Winkel. Der Geschäftsführer des Wildparks Schwarze Berge, der „hier schon als Kind im Wildparkkiosk Eis verkauft“ hat, wie er bekennt, kennt die Gründungsväter seit ewigen Zeiten.
Die Gründer waren inspiriert von den traditionsreichen Wildparks in Süddeutschland
„Der Hamburger Busunternehmer Günter Meyer hatte damals die Idee, hier einen Wildpark zu bauen “, erzählt Vaubel. Inspiriert von den traditionsreichen Wildparks in Süddeutschland, die es damals schon gab, und deren Ursprünge zum Teil bis in die Zeiten der Fürstentümer des 19. Jahrhunderts zurückreichten, lud der Busunternehmer potenzielle Mitstreiter auf eine Reise ein, um sie für seinen Traum vom Wildpark im hohen Norden zu gewinnen.
„Bei einem Glas Wein in Baden-Baden fassten Meyer, Erich Eickhoff und Georg Einhaus den Entschluss, den Park in Vahrendorf zu bauen“, sagt Vaubel. Der Bauernwald vor den Toren Hamburgs mit seinen ausgedehnten Wiesen und Äsungsflächen erscheint den Männern für ihr ehrgeiziges Projekt geradezu ideal. Sieben Vahrendorfer Bauern, die das Terrain damals besaßen, willigen ein. Sie überlassen den Männern das Gelände für den Wildpark.
Es wurden Rehe, Wildschweine und sogar Wisente aus Finnland in den Park gebracht
Zunächst wird das Areal mit schweren Baumaschinen begehbar gemacht. Viel Erdreich muss bewegt werden, geschwungene Sandwege werden auf Trassen um die Täler herum angelegt. Ein Kiosk wird gebaut – und anschließend verpachtet. Wasser, Strom und vor allem: Schutzhäuser für die Tiere und Zäune müssen her. Nun fehlt nur noch das Allerwichtigste: Tiere! „Rehe und Wildschweine waren von Anfang an da“, erzählt Vaubel. „Das erste besondere Tier im Park waren unsere Wisente. Die bekamen wir aus Finnland.“ Von den Europäischen Bisons, die bis ins frühe Mittelalter die Urwälder von West-, Zentral- und Südosteuropa besiedelten, gab es damals weltweit nur noch ganze 23 Exemplare. Die mächtigen Tiere waren extrem vom Aussterben bedroht. Das ist vorbei: Heute werden Wisente im Wildpark Schwarze Berge nachgezüchtet – und im Kaukasus ausgewildert.
Vom ersten Tag an ist der Wildpark ein Erfolg. „In den ersten beiden Jahren haben alle ehrenamtlich gearbeitet. Wir haben alles allein gewuppt“, sagt Vaubel. Öffentliche Fördermittel? So etwas gab es nicht. Finanzielle Unterstützung kam von einem Eishersteller. „Die Firma Langnese gab uns ein kleines Darlehen von 20.000 Mark für den Bau des Kiosks – dort, wo heute das Waldhaus steht“, erzählt Vaubel. Auch die Köhlerhütte wurde schon im ersten Jahr errichtet. 1971 eröffnete dann das erste Freigehege, und der Park wurde zugleich Mitglied im Deutschen Wildgehege Verband (DWV). Was die wenigsten wissen: Dort, wo Besucher heute die Aussicht auf das Damwild in einem Tal mit Teich genießen, befand sich zuvor ein Höhenrücken aus Kies. Der Sand wurde abgebaut – willkommener Rohstoff für den Bauboom der 1970er-Jahre in Hamburg.
Fasanerie, Eulen-Volieren und ein Winterhaus für Zugvögel wurden gebaut
„Im Gegenzug stellte uns der Bauunternehmer, zugleich einer der Gründungsväter, seine Baumaschinen kostenlos zur Verfügung. So lief das damals“, erzählt Vaubel. Dass die Wege im Park aus Sand waren, erwies sich als keine so gute Idee. „Die schicken Hamburgerinnen versanken mit ihren Pumps spätestens bei Schietwedder im Lehm. Daraufhin haben wir die Wege asphaltiert“, sagt der Geschäftsführer.
Nun ging es Schlag auf Schlag: 1974 wurde auf dem Gelände eine Fasanerie gebaut. Von der Idee, dort exotische Vögel zu halten, ist man inzwischen abgekommen: Heute bevölkern Raben, Elstern, Eichelhäher und Dohlen die Fasanerie. Goldfasane, Ring- und Jagdfasene laufen in den Eulen-Volieren mit herum. 1975 kam ein Winterhaus für Zugvögel hinzu. Auch dieses Quartier blieb eine vorübergehende Erscheinung.
1977 wurde der Wildpark vom Deutschen Wildgehege Verband ausgezeichnet
„Für die Zugvögel war das Haus wirklich nicht nett. Die Vögel waren in zwei Abteilungen auf einer Fläche von sechs mal zehn Meter untergebracht. Heute macht man so etwas nicht mehr. Wir haben in den Jahren viel dazu gelernt“, sagt Vaubel. Heute befindet sich in dem 60 Quadratmeter großen Gebäude eine historische Bauernküche – zum Anschauen. Vaubel: „Da tanzen die Mäuse auf dem Tisch.“
1977 gab es die erste Auszeichnung vom DWV – ein Ansporn für die Wildpark-Macher, immer wieder neue Wege zu beschreiten. „Damals sind wir auf die Idee der Umweltbildung im Tierpark gekommen“, erzählt Vaubel. Heute vergeht kein Tag, an dem nicht Schulklassen aus Hamburg und dem Umland den Park erkunden und sich die Natur und die Tierwelt aus erster Hand auf einer professionellen Führung von zertifizierten Waldpädagogen erklären zu lassen.
Morgen lesen Sie Teil 2: Blick in die Weite vom Elbblickturm
Die Schwarzen Berge sind Teil der Harburger Berge. Ihren Namen verdanken die Höhenzüge im Süden Hamburgs in erster Linie dem dunklen Nadelwaldbestand.
Das Forstrevier Hausbruch ist ein hügeliges Gebiet mit älteren Buchen, Eichen, Fichten und Kiefern im Misch- und Reinbestand. Das Gebiet ist von vielen Tälern durchzogen.
Der Begriff Schwarze Berge wurde Berichten zufolge zu Zeiten geprägt, als die besondere Mischwald- und Heidelandschaft im Süden Hamburgs mehr und mehr Hamburger aus dem Umland für einen Sonntagsausflug anzog.
Die Ausflügler brachen damals frühmorgens mit der Barkasse auf und nahmen Kurs auf die Harburger Berge. Abends, wenn die Sonne unterging und sie mit der Barkasse zurückfuhren, zeichneten sich die Berge im Süden als schwarze Berge ab.
Die Erhebungen mit bis zu 150 Metern Höhe erlauben schöne Ausblicke auf die Landschaft und die weitere Umgebung. Auf Landkarten ist nur der Nordteil der Harburger Berge als Schwarze Berge verzeichnet.
Der Naturraum Schwarze Berge ist wesentlich größer und umfasst das gesamte Gebiet einer in der Saaleeiszeit entstandenen Endmoräne.
Das Naherholungsgebiet grenzt an die Fischbeker Heide –
eines der größten Naturschutzgebiete Hamburgs. In der Fischbeker Heide gibt es die Möglichkeit zu einem kürzeren Rundweg und einer längeren Wanderung, die weiter durch die Schwarzen Berge und die Neugrabener Heide führt.
Internet: www.hamburg.de/wandern-ausflug-hamburg/297696/wandern-fischbeker-heide/