Ahrensburg. Trotz Corona ist die Begeisterung bei den Jugendlichen ungebrochen. Doch es mangelt an Platz.
Die Sommerferien sind vorbei, die Grundschule am Reesenbüttel wird wieder bevölkert. Auf dem angrenzenden Sportplatz macht sich trotzdem noch einmal Urlaubsstimmung breit. Bei den Mehrkampf-Kreismeisterschaften aller Altersklassen breiten Eltern Picknickdecken aus und schauen ihren Kindern beim Rennen, Springen und Werfen zu. In schwierigen Zeiten für den Sport ist es ein kleines Leichtathletik-Fest mit einer frohen Botschaft: Im Gegensatz zu ähnlichen Veranstaltungen für Erwachsene ist die Beteiligung beim Nachwuchs fast ungebrochen.
140 Teilnehmer bei den Mehrkampf-Kreismeisterschaften am Start
140 Sportlerinnen und Sportler haben diesmal für die vom Ahrensburger TSV organisierten Wettkämpfe gemeldet – die meisten davon sind Kinder und Jugendliche. Eine von ihnen heißt Annika Linke. Die Zehnjährige schafft in ihrer Altersklasse den dritten Platz, wobei die Resultate an dem langen Leichtathletiktag für viele nicht das Wichtigste sind. „Mir macht es einfach Spaß, in Bewegung zu sein und die anderen Kinder zu treffen“, sagt die junge Ahrensburgerin, die am meisten Spaß am Sprinten und Weitsprung hat.
Sport ein wichtiger Ausgleich zur Schule
Auch Annikas Geschwister machen Sport, was die Eltern freut. Vater Marcus Linke sagt: „Das ist wichtig für die Beweglichkeit, Athletik und als Ausgleich zur Schule. Wenn die Kinder mal nach der Schule nichts machen, merkt man, dass die Stimmung schlechter ist. Wenn sie sich bewegt haben, ob bei der Leichtathletik oder beim Reiten, sind sie ausgeglichener und zufriedener.“
Ähnlich sieht das die Mutter von Philipp Ruffat, der für den TSV Glinde am Start ist. Sie sagt: „Ich bin froh, dass die Kinder diese Möglichkeit als Ausgleich zur Schule haben. In Glinde werden die Kinder von Jugendlichen trainiert, was super funktioniert. Durch seinen älteren Bruder kam Philipp vor drei Jahren zur Leichtathletik und mittlerweile ist das ein fester Bestandteil.“
Philipp (10) wird von seinem älteren Bruder Vincent (16) trainiert
Philipp trainiert dreimal die Woche, einer seiner Coaches ist sein älterer Bruder Vincent (16). Der Zehnjährige achtet auch auf seine Zeiten und Weiten. „Am meisten habe ich mich beim Weitsprung verbessert“, erzählt er. In Ahrensburg klappt es in allen drei Disziplinen gut. Philipp gewinnt in seiner Altersklasse.
Damit die Kreismeisterschaften gut über die Bühne gehen, brauchen die ausrichtenden Vereine viele helfende Hände. Beim Ahrensburger TSV packen zum Beispiel Janne Dülsen (19) und Lisa Baumann (16) aus der Leistungsgruppe mit an, bevor sie selbst starten (und gewinnen).
„Das ist für uns eine Selbstverständlichkeit, um dem Verein ein bisschen was zurückzugeben“, sagt Lisa. „Wenn wir bei Deutschen oder Norddeutschen Meisterschaften teilnehmen, werden wir ja auch unterstützt.“ Den beiden macht das Notieren von Leistungen und die Unterstützung für die jüngsten Teilnehmer auch Spaß.
Problem: Im Winter fehlen Hallen zum Training
„Die Kleinen sind alle sehr süß“, sagte Janne Dülsen. Sie selbst fand erst wesentlich später zur Leichtathletik, spielte elf Jahre lang Basketball, ehe ihre Mannschaft auseinanderbrach. „Ich hatte nicht mehr den Spaß daran und habe dann für das Abitur nebenbei Leichtathletik gemacht – daraus wurde Leistungssport.“
Lisa fiel schon als Mädchen mit ihrer Schnelligkeit auf. Als sie neun war, meldete ihre Mutter sie in der Leichtathletik-Abteilung des ATSV an. „Dann bin ich mit zwölf direkt in die Leistungsgruppe gekommen.“ Für den Nachwuchs wünschen sich die beiden mehr Förderung durch die Politik. Dülsen sagt: „Wir haben eine große Liste mit Kindern, die gern kommen würden, aber wir haben einfach nicht die Kapazitäten. Im Sommer haben wir den Sportplatz, im Winter kaum Hallen.“ Der Vorschlag der beiden: Eine Stützpunkthalle im Gewerbegebiet.
Beim Ahrensburger TSV sind alle Gruppen voll – die Wartelisten lang
Auch Mathias Brock wünscht sich mehr Platz für die Leichtathletik in Ahrensburg. Der stellvertretende Abteilungsleiter und Organisator der Kreismeisterschaften bestätigt: „Wir haben lange Wartelisten und hätten sogar die Übungsleiter. Aber alle Gruppen sind voll. Die Kapazitäten sind in Ahrensburg seit 20 Jahren konstant, während die Einwohnerzahlen immer größer werden. Unser Hauptverein und andere Clubs setzen sich schon für mehr Kapazitäten ein. Das wäre die Grundvoraussetzung für einen langfristigen Aufbau der Leichtathletik.“
Die Nachfrage ist also weiterhin da. Anders als etwa beim Barsbütteler Volkslauf oder dem Travelauf in Bad Oldesloe, wo vor allem die erwachsenen Sportler wegblieben, sind die Teilnehmerzahlen bei Meisterschaften für Jugendliche fast konstant gegenüber den Vorjahren. Der leichte Rückgang sei auch darauf zurückzuführen, dass das Angebot an Wettkämpfen zuletzt deutlich eingeschränkt war, sagt Brock.
Das solle sich zur Freiluftsaison 2023 wieder ändern. Brock: „Wenn es regelmäßige Sportfeste und Meisterschaften gibt, ist das Interesse und die Bindung größer. Deswegen werden sich die Vereine zusammensetzen und das Programm wieder ausweiten – vor allem mit Schwerpunkt auf den Nachwuchs.“
Einen Link zu den Ergebnissen aller Altersklassen gibt es auf www.meinatsv.de.