Glinde/Reinbek/Ammersbek. In Glinde ist anfängliche Skepsis weg. Aufsteiger TSV Reinbek verspürt Euphorie. Hoisbütteler SV will nicht zittern müssen.

Der Ball rollt wieder in den Spielklassen des Hamburger Fußball-Verbands. In der Bezirksliga ist der Kreis Stormarn in dieser Saison mit vier Mannschaften vertreten. Während der Barsbütteler SV gleich zum Saisonauftakt spielfrei hat, startet ein Trio am Wochenende. Ein Überblick über die Ziele.


TSV Glinde: Kaum einmal dürfte Sören Deutsch aus einer 1:4-Niederlage so viel Zuversicht geschöpft haben wie vor einer knappen Woche. „Das war endlich ein durchgehend guter Auftritt“, sagte der Trainer des TSV Glinde nach dem einkalkulierten Pokalaus gegen Oberligist Concordia Hamburg. „Wenn wir diese Disziplin und Leidenschaft an den Tag legen, werden wir viel Spaß und eine geile Saison in der Bezirksliga haben.“

Der Spaß war in Glinde zuletzt verloren gegangen

Spaß hatten sie zuletzt nicht mehr so viel in Glinde, das betonte Deutsch gegen Ende der zurückliegenden Saison (Platz fünf) deutlich. Aus verschiedensten Gründen war der Kader derart ausgedünnt, dass der Coach Woche für Woche eine Rumpfelf auf den Platz schicken musste. Auch an vernünftiges Training war nur selten zu denken. Die Personalmisere zog sich fast durch die gesamte Rückrunde, die für den TSV irgendwann einfach nur noch austrudelte. Die Stormarner zogen ihr bedeutungsloses letztes Punktspiel vor, gingen als erstes Team der Region in die Sommerpause und freuten sich auf den Neuanfang. Aber so schnell wie erhofft wurde nicht alles gut.

Glindes Trainer hat beobachtet, dass der Zusammenhalt im Team wieder da ist.
Glindes Trainer hat beobachtet, dass der Zusammenhalt im Team wieder da ist. © BGZ/Hanno Bode | Hanno Bode

„Die Vorbereitung war echt schlecht“, sagt Deutsch ganz direkt. Wieder fehlten wichtige Leistungsträger, in den Testspielen hakte es, und von den zahlreichen jungen Talenten, die neu in die Mannschaft kamen, waren nicht alle den neuen Herausforderungen gewachsen. Mehrere Spieler wurden bereits wieder aussortiert.

Kapitän, Stellvertreter und Stürmer sind in Glinde zurückgekehrt

Vor wenigen Wochen noch habe er angesichts dieser Eindrücke den Klassenerhalt als Saisonziel ausgerufen, verriet Deutsch nach der guten Leistung gegen „Cordi“. Nun aber könne er schon optimistischer auf den Punktspielstart blicken. „Ganz oben anzuklopfen ist aber utopisch. Mannschaften wie der SC Wentorf, Barsbütteler SV oder Cordi II sind besser und konstanter als wir. Deshalb werden wir keine Platzierung als Ziel nennen. Ich persönlich würde gern jeden Gegner einmal schlagen.“ Allerdings werde die Mannschaft noch einige Wochen brauchen, um ihr ganzes Potenzial abzurufen.

Nicht nur im Pokalspiel, auch in einigen Trainingseinheiten habe er gesehen, dass ein Ruck durch die Mannschaft gegangen sei, berichtet der 46-Jährige. Das hänge vor allem mit der Rückkehr einiger wichtiger Spieler zusammen. Kapitän Christian Albus, sein Stellvertreter Shawn Scheele und der beste Stürmer Muhammed Özalp kommen ebenso wie einige Langzeitverletzte zurück. „Das sind Spieler, die noch mal richtig Qualität reinbringen.“

Torhüter wechseln sich alle zwei Spiele ab

Das erhofft sich der TSV auch von den überwiegend jugendlichen Neuzugängen. Viele kamen von den eigenen A-Junioren. Die Hoffnung, dass diese Generation ähnlich wie der legendäre 94er-Jahrgang eine neue Ära prägen könne, relativiert Deutsch mittlerweile. „Das war ein bisschen zu euphorisch ausgedrückt. Aber einige werden wir einbauen können. Jetzt hoffe ich, dass drei, vier oder fünf Spieler den Sprung schaffen und dann über Jahre hinweg den Kern der Mannschaft stellen.“

Am ungewöhnlichen Modell der Torwart-Rotation halten die Stormarner fest, wenn auch mit verändertem Personal. Neuzugang Mirko Brandt (kam vom Willinghusener SC) wird sich den Platz zwischen den Pfosten mit dem höherklassig erfahrenen Marco Reksidler teilen. Deutsch: „Beide Torhüter sind absolut gleichwertig. Sie werden sich deshalb alle zwei Spiele abwechseln.“

Co-Trainer übernimmt für die ersten beiden Spiele

Einen (temporären) Wechsel wird es auch auf der Trainerbank geben. Den Auftakt verpasst Chefcoach Deutsch urlaubsbedingt. Die ersten beiden Punktspiele gegen den SC Condor III (Sonnabend, 30. Juli, 15 Uhr, Am Sportplatz) und beim SC Eilbek (7. August) wird der Co-Trainer und frischgebackene Papa Kevin Karras (34) coachen.


TSV Reinbek:
Die TSV Reinbek ist zurück in der Bezirksliga. Die Begeisterung darüber ist am Mühlenredder riesengroß. „Das war sehr wichtig für den Verein“, sagt Trainer Rainer Kucera. „Im Fußballvorstand herrscht eine richtige Euphorie. Das belebt hier alles und macht Spaß: Die Zuschauer kommen und füllen die Anlage an den Spieltagen – das ist schon richtig geil!“ Trotzdem bemühen sich Kucera und sein gleichberechtigter Trainer-Partner Rüdiger Neuhaus, die Erwartungen nicht zu groß werden zu lassen. Neuhaus: „Wir wollen als Aufsteiger kleine Brötchen backen und peilen den Klassenerhalt an. Wir müssen in der Staffel erst mal ankommen. Ein einstelliger Platz wäre ein Traum.“

Reinbek verpflichtete Torjäger aus Dassendorf

Prominentester Neuzugang ist Daniel „Taka“ Otremba, der zuletzt für die TuS Dassendorf II stürmte und 22-mal traf. „Das gibt einen Push für die Mannschaft“, sagt Kucera. Acht Wochen lang habe er an dem Transfercoup gearbeitet. „Dass Taka bei uns spielt, gibt vielleicht auch das Signal an den einen oder anderen unentschlossenen Spieler, mal bei uns anzufragen.“ Neben Otremba hat die TSV auch weiterhin den besten Torschützen der vergangenen Saison an Bord: Adam Jakubowski. Der Stürmer traf 23-mal. „Mit Adam fällt und steigt das Niveau“, sagt Neuhaus. „Aber die Qualität einer Mannschaft nur an einem Spieler festmachen zu wollen, ist in der Bezirksliga zu wenig.“ Zum Saisonstart geht es für die Reinbeker mit ihrem 27 Mann starken Kader am Freitag, 29. Juli, zum Mitaufsteiger Atlantik 97 (20 Uhr, Marie-Henning-Weg). Eine Woche später folgt das erste Heimspiel gegen Landesliga-Absteiger Barmbek-Uhlenhorst II (5. August).


Hoisbütteler SV: Während Glinde, Reinbek und Barsbüttel in der Ost-Staffel spielen, tritt der Hoisbütteler SV in der Bezirksliga Nord an. Zum Auftakt kommt der Duvenstedter SV an den Bullenredder (Freitag, 19.30 Uhr). Die Vorbereitung sei nicht optimal verlaufen, sagt Trainer Alexander Windt. „Durch Urlaube hatten wir keine gute Trainingsbeteiligung.“

Trotzdem zeigt sich der Coach optimistisch. Der Kern der Mannschaft ist zusammengeblieben und wurde durch vier Neuzugänge verstärkt. Anders als in der vergangenen Saison soll nicht bis zum letzten Spieltag gezittert werden. „Wir wollen möglichst nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben. Das langfristige Ziel ist, Jahr für Jahr immer früher den Klassenerhalt rechnerisch klarzumachen.“