Barsbüttel. Melanie Hornung (19) startet im Derbypark in Klein Flottbek sowohl in der Dressur als auch im Springreiten.

Rückblende, August 2018: Schon als 15 Jahre altes Reittalent zeigte Melanie Hornung eine Menge Courage. Eine gesunde Selbsteinschätzung und die eigenen sportlichen Ziele waren ihr so manches Mal wichtiger als entgegengesetzte Ratschläge sogenannter „Experten“.

„Ständig will jemand wissen, wann ich mich denn nun endgültig für die Dressur oder den Springsport entscheide, denn nur eines von beiden kann auf lange Sicht funktionieren“, sagte die aufstrebende Pferdesportlerin damals im Gespräch mit unserer Redaktion und versprach: „So lange wie möglich werde ich weiterhin zweigleisig fahren.“

Die Stormarnerin startet in der Amateur Trophy

Knapp vier Jahre später: Die blonde Amazone aus dem Barsbütteler Ortsteil Stellau steht kurz vor der Erfüllung eines ambitionierten Traumes vieler Turnier- und Amateurreiter: einmal im Leben beim Deutschen Spring- und Dressur-Derby in Klein Flottbek reiten zu dürfen. Hornung startet in der Amateur-Trophy.

Für Hornung, die seit drei Jahren für den Norddeutschen und Flottbeker Reitverein startet, geht dieser Wunschtraum beim diesjährigen Reitsportspektakel (vom 24. bis 29. Mai) gleich zweimal in Erfüllung. Einen Startplatz in einer S-Klasse-Prüfung hat die 19-Jährige sowohl im Springparcours als auch im Dressurviereck sicher.

Lob von der Vizepräsidentin des Hamburger Landesverbands

„Dass eine junge Reiterin in beiden Disziplinen so gut ist, ist ungewöhnlich und verdient meine größte Hochachtung“, sagt Beate Schubert-Steen, Vizepräsidentin Leistungssport vom Landesverband der Reit- und Fahrvereine Hamburg.

Lampenfieber verspürt Hornung angesichts der großen Herausforderungen nicht. „Ich bin noch relativ cool und hoffe, das bleibt auch so“, sagt sie. „Auf keinen Fall werde ich mich zu sehr unter Druck setzten. Ich weiß, was meine Pferde können, und warte einfach ab, was am Ende für uns drei herausspringt.“ Zum angesprochenen Erfolgstrio gehören – neben der Reiterin – die elfjährige Hannoveraner Stute Graziana und der gleichaltrige Holsteiner Wallach Calencio. Graziana hat die Stellauerin von der Jungpferdeprüfung für Drei- bis Sechsjährige bis zur Dressurprüfung der Klasse S selbst ausgebildet. Mit Calencio übernahm Hornung seinerzeit ein sechs Jahre altes Springpferd, das bereits zweimal für das Bundeschampionat qualifiziert war.

Graziana ist wie die Prinzessin auf der Erbse

Hornung spricht von zwei komplett unterschiedlichen Pferdecharakteren. Graziana sei eher die Prinzessin auf der Erbse. Mit ihr bewege sie sich im Dressurviereck häufig auf einem schmalen Grat. „Entweder sind wir am Ende einer Prüfung ganz vorne mit dabei oder ich denke einfach nur: ,Wären wir heute doch lieber zu Hause geblieben’“, sagt Hornung mit einem Lächeln.

Hornungs Sprinpferd Calencio liebt die große Bühne

Calencio dagegen liebt die große Bühne. „Er ist eine richtige kleine Rampensau“, sagt die 19-Jährige. „Sobald um ihn herum die richtige Stimmung aufkommt, ist er hellwach.“ Das unterstrichen Ross und Reiterin bereits vor vier Jahren bei einem internationalen Springturnier in der Dortmunder Westfalenhalle, als sie überraschend auf dem zweiten Platz landeten. Nach einem fehlerfreien Durchgang verpassten die junge Stormarnerin und der damals sieben Jahre alte Wallach den ganz großen Coup um lediglich 44 Hundertstelsekunden.

2019 wechselte Hornung zum Norddeutschen und Flottbeker Reitverein und somit in den Hamburger Landesverband. Der PS Granderheide blieb ihr Zweitverein. In Grande hat sie weiterhin ihre Pferde untergebracht.

Wichtig ist ihr auch das mentale Training der Tiere

Speziell vorbereiten auf die beiden bevorstehenden Mammutaufgaben wird Hornung sich nicht. „Wir absolvieren unsere täglichen Trainingseinheiten wie gehabt“, sagt die Stellauerin. „Mit Calencio werde ich lediglich längere Strecken galoppieren, damit er die für die größeren Dimensionen des Derbyplatzes nötige Kondition aufbaut.“

Wichtig ist Hornung das mentale Training der Tiere. Bei entspannten Ausritten lernen die Pferde, sich sicher auf unterschiedlichen Bodenverhältnissen zu bewegen, wodurch sie mobiler in den Gelenken werden. „Ausritte in freier Natur sorgen nicht nur beim Menschen für einen freien Kopf“, sagt sie. „Für meine Pferde ist es eine wichtige Abwechslung. Sie sind dabei ständig neuen Reizen ausgesetzt und lernen, in gewissen Situationen einfach gelassener zu reagieren.“

Hornung will sich im internationalen Reitsport etablieren. Bedenken, später ein anspruchsvolles Berufsleben und den zeitintensiven Leistungssport unter einen Hut zu bekommen, hat sie nicht. Zurzeit absolviert die 19-Jährige in dem auf Flugzeuginnenausstattungen spezialisierten Familienunternehmen eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement. „In ein paar Jahren möchte ich gern in die Fußstapfen meines Vaters treten“, sagt Hornung.

Ihre Pferde sind für die 19-Jährige Familienmitglieder

Ob Leistungs- oder Breitensport: Pferde sind für Hornung Familienmitglieder. „Langfristig sportlichen Erfolg zu haben funktioniert nur als eingeschworenes Team“, sagt die 19-Jährige. „Sobald ich auf der Weide eines meiner Pferde rufe und es angaloppiert kommt, ist klar, dass ich es auf meiner Seite habe. Dann muss ich nur noch das Beste daraus machen.“