Reinbek. Nach einem Sieg bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften hofft Karatekämpfer Corre Ahnsehl auch auf Edelmetall in Tschechien.
Corre Ahnsehl, 17 Jahre alter Karatekämpfer der TSV Reinbek, hat ein großes Ziel vor Augen: sich so schnell wie möglich das Ticket für die Europameisterschaften der Junioren (4. bis 6. Februar 2022 in Prag/Tschechien) zu sichern. Das könnte ihm bereits in wenigen Wochen in Venedig gelingen. Eine gute Leistung beim letzten Wettkampf der aktuellen Karate-Youth-League (9. bis 12. Dezember) – und Ahnsehl hätte die Qualifikation für die europäischen Titelkämpfe so gut wie sicher in der Tasche.
Karate: Corre Ahnsehl möchte an den Europameisterschaften der Junioren teilnehmen
Die Hoffnung des 17-Jährigen nach einer Medaille bei einer Europameisterschaft ist keineswegs unberechtigt. Seit Jahren lobt Landestrainer Timo Stieger-Fleischer von der TSV Reinbek seinen Schützling, bezeichnet ihn als ein Talent, das sich schon in jungen Jahren für höhere Aufgaben aufgedrängt hat. An Selbstbewusstsein mangelt es dem jungen Reinbeker selten.
Nach Venedig reist er mit einem zusätzlichen Motivationsschub. Denn Ahnsehl hat vor Kurzem bei den Deutschen Meisterschaften der Junioren das erreicht, was ihm zuvor verwehrt geblieben war: In Ludwigsburg stand er in der Gewichtsklasse bis 55 Kilogramm erstmals ganz oben auf dem Siegespodest. Im Finalkampf setzte er sich locker mit 6:0 gegen den fast einen Kopf größeren Alex Raskop (SV Curslack-Neuengamme) durch.
„Als ich mit drei Wertungspunkten in Führung lag, habe ich mir fest vorgenommen, dass diesmal nichts mehr schiefgehen darf“, sagt Ahnsehl. „Von zweiten Plätzen habe ich die Nase gestrichen voll.“ In den vergangenen Jahren zog der junge Reinbeker bei deutschen Titelkämpfen dreimal ins Finale ein, verpasste den Titel aber immer ganz knapp. Zweimal musste er sich mit der Silbermedaille, einmal mit Bronze begnügen.
Eine Hüftverletzung machte dem 17-Jährigen lange zu schaffen
Ahnsehls starker Auftritt in Ludwigsburg war nicht unbedingt zu erwarten. Während der monatelangen Vorbereitung machte dem 17-Jährigen eine Hüftverletzung zu schaffen. Zu allem Überdruss zog er sich zehn Wochen vor der Deutschen Meisterschaft während eines Bundeskadertrainings auch noch eine Muskelverletzung im rechten Bein zu. Ahnsehl bewies Kämpferherz – und ließ lange Zeit nur noch die Fäuste fliegen.
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Seine Kicks, die obligatorischen Fußtritte im Karatesport und die eigentliche Stärke des Stormarners, stellte er eine Weile komplett ein. Die Taktik ging auf. Mit Wertungstreffern, die er mit den Händen erzielte, kämpfte sich der 17-Jährige bei einem internationalen Wettkampf in Budapest (Ungarn) bis ins Halbfinale vor. Dieses verlor er knapp. Im Laufe der Wochen und Monate kurierte er seine Verletzungen soweit aus, dass er im Vollbesitz seiner Kräfte in Ludwigsburg starten konnte.
Auf die Frage nach den positiven und negativen Eigenschaften seines Schützlings kann sein Trainer sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Corre ist enorm fokussiert, besitzt ein hervorragendes technisches Verständnis und ein feines Gespür, Kämpfe zu lesen – auch wenn seine Interpretation in manchen Fällen anders ausfällt als meine“, sagt Stieger-Fleischer. „Ab und zu ist er nach Niederlagen immer noch zu impulsiv. Nicht jeder Kampfrichter ist davon angetan.“
Ahnsehls Talent fiel bereits vor acht Jahren auf
Ahnsehls außergewöhnliches Talent fiel bereits vor acht Jahren Jugendbundestrainer Klaus Bitsch auf, der ihn umgehend – und seitdem jedes Jahr erneut – für den Bundeskader nominierte. Kurz vor Beginn der Corona-Pandemie landete Ahnsehl bei der Wahl zum Stormarner Sportler des Jahres auf dem dritten Rang. Die Sparkassen-Stiftung Stormarn und der Kreissportverband Stormarn förderten ihn das zweite Jahr in Folge mit einem Betrag von 1000 Euro.
Apropos Corona: Als Landesstützpunkt durfte die Leistungsgruppe der Reinbeker Karate-Abteilung nach Absprache mit dem zuständigen Gesundheitsamt – und unter Einhaltung der jeweils geltenden Hygieneauflagen – früher als die meisten anderen Sportvereine das Training wieder aufnehmen. Stieger-Fleischer: „Den Trainingsrückstand im Leistungsbereich hielten wir somit so gering wie möglich. Die nötige Wettkampfpraxis ließ sich damit leider nicht ersetzen, monatelang wurden keine Turniere angeboten.“
Karate TSV Reinbek: Abteilung verlor rund 20 Prozent ihrer Mitglieder
Karate in Reinbek ist gleichzeitig auch Breitensport. Die Freizeit-Kampfsportler standen länger vor verschlossenen Türen. Nicht jeder besaß die nötige Geduld. Die Abteilung verlor während der Pandemie rund 20 Prozent ihrer Mitglieder. Für Stieger-Fleischer kein Grund, sich Sorgen zu machen. Er sagt: „Ein Großteil der Abgänge ist der normalen Fluktuation geschuldet. Die fehlenden Neuzugänge während der Zwangspause sind das eigentliche Problem.“