Steinburg. Oberligafußballer hoffen am Sonntag gegen Drittligaclub VfB Lübeck auf eine Pokal-Sensation. Alle 500 Tickets sind schon abgesetzt.

Der Vorverkauf für das Spiel des Jahres musste rasch gestoppt werden. Am Donnerstagmittag vermeldete der SV Eichede „ausverkauft“. 500 Zuschauer werden am Sonntag im Ernst-Wagener-Stadion dabei sein, wenn die Oberligafußballer aus Stormarn im Landespokal-Achtelfinale den Drittliga-Aufteiger VfB Lübeck herausfordern (14 Uhr). Der Club hätte wohl dreimal so viele Karten absetzen können.

Für den Coach ist die Partie etwas besonderes

Auf einen Festtag hoffen sie in Eichede trotz des pandemiebedingt verringerten Ticketkontingents. Die Chance auf ein Duell mit einem Proficlub eröffnet sich für Amateure schließlich nur alle paar Jahre.

Für den Coach ist die Partie indes ohnehin etwas ganz besonderes. Denny Skwierczynski trainierte die erste Mannschaft des VfB dreieinhalb Jahre lang, begann dort in der dunkelsten Stunde der Vereinsgeschichte, kurz nach der Insolvenzeröffnung. „Damals war der Schlüssel an der Lohmühle eigentlich schon umgedreht, der Laden war dicht“, erinnert sich der 46-Jährige an den Dezember 2012. „In einer Nacht- und Nebel-Aktion haben wir den Verein gerettet.“

Nach dem Zwangsabstieg drehte der Traditionsverein eine Strafrunde in der Oberliga, für ein Jahr war der Dorfverein SV Eichede als damaliger Regionalligist offiziell besser als der große VfB Lübeck. Inzwischen arbeitet Skwierczynski beim SVE und verfolgt mit Stolz den weiteren Aufstieg der Lübecker, die in diesem Jahr den Sprung zurück ins Profigeschäft geschaftt haben.

„Wir wollen uns nicht verstecken“

Nun, beim Wiedersehen mit seinem Ex-Club, ist Skwierczynski mit seinem SV Eichede der klare Underdog. „Ein Sieg wäre eine Sensation“, sagt er. Das heißt nicht, dass die Stormarner völlig chancenlos wären. Eine gelungene Vorbereitungsphase und der Heimvorteil dürften Selbstvertrauen geben – und der Fakt, dass sich Lübeck vor drei Wochen verwundbar zeigte. Im nachgeholten Landespokalfinale gegen Eichedes Ligakonkurrenten SV Todesfelde blamierte sich die Mannschaft von Trainer Rolf Landerl, verpasste durch eine 2:3-Niederlage die Qualifikation für den DFB-Pokal.

Eichedes Trainer hat die Partie im Internet angesehen und sich mit seinem neuen Co-Trainer Stefan Richter, der bis vor einem Jahr noch selbst an der Lohmühle spielte, intensiv beraten. „Man hat immer irgendwo eine Chance“, sagt Skwierczynski. „Wir wollen uns nicht verstecken, werden uns dagegenstemmen und alles reinhauen.“

Auch der Vereinsvorsitzende äußert sich optimistisch: „Ich erwarte einen Sieg – egal, ob verdient oder mit Glück“, sagt Olaf Gehrken. „Wir haben ein Heimspiel mit toller Kulisse und wollen eine Runde weiterkommen.“

Transfer von Marcello Meyer noch nicht finalisiert

Ähnlich, nämlich für seine Verhältnisse recht angriffslustig, äußert sich Gehrken über die ebenfalls anstehende Oberligasaison, die für den SVE am 20. September mit dem Heimspiel gegen den FC Dornbreite beginnt. Man könne im Konkurrenzkampf mit dem Topfavoriten Todesfelde um den Titel mitspielen – unter einer Voraussetzung: „Die Mannschaft muss unter der Leitung des Trainerteams Wettkampfzuspitzung und Siegermentalität an den Tag legen, insbesondere in den entscheidenden Partien. Das sind die wichtigsten Faktoren.“

Ein anderer potenziell wichtiger Faktor für die Saison fehlt den Steinburgern weiterhin. Nach wie vor ist der erhoffte Königstransfer von Marcello Meyer, der noch einen Vertrag beim 1. FC Phönix Lübeck hat, nicht finalisiert. Doch auch ohne den Mittelfeldmann ist die Mannschaft gegenüber der Vorsaison verbessert aufgestellt. Torjäger Mats Facklam und Innenverteidiger Petrik Krajinovic sind nach einigen Jahren zurückgekehrt und dürften schnell in eine Führungsrolle wachsen, sofern sie anders als in der jüngeren Vergangenheit verletzungsfrei bleiben. Auch die jungen Neuzugänge Tino Arp, Lasse Lahrtz und Moritz Holst zeigten in der Vorbereitung ihr Talent. Aus der zweiten Mannschaft sind Jan Plate und Marvin Zimmermann aufgerückt. Die Chancen auf eine Rückkehr in die Regionalliga standen schon lange nicht mehr so gut.

Beim VfB Lübeck spielt auch ein Stormarner: Dren Feka

Zunächst aber gilt alle Konzentration dem Spiel des Jahres. Das Gerangel um die Startelfplätze habe längst begonnen, berichtet Skwierczynski von intensiven Trainingseinheiten. Zwei potenzielle Stammspieler werden in Niko Hasselbusch (verletzt) und Jonathan Stöver (Aufbautraining) wahrscheinlich fehlen.

Im Kader des Favoriten VfB Lübeck steht neben höherklassig erfahrenen Spielern wie Mirko Boland (33 Bundesliga-Einsätze) auch ein Stormarner. Der gebürtige Oldesloer Dren Feka, ausgebildet unter anderem beim TSV Bargteheide, kam im Sommer von Regionalligaclub SV Drochtersen/Assel. Zuletzt laborierte er allerdings an einem Muskelfaserriss.

Der Kader des SV Eichede:

Tor: Marcel Gevert, Michel Thomä, Marvin Zimmermann

Abwehr: Petrik Krajinovic (Zugang von NKC Bietigheim), Lars Newrzella, Hendrik Ostermann, Marc Pichelmann, Jan Plate, Gerrit Schubring, Sascha Steinfeldt, Dennis Tiessen

Mittelfeld: Peer-Maurice Ehlers, Niko Hasselbusch, Moritz Holst (VfB Lübeck/U19), Lasse Lahrtz (Sereetzer SV), Fynn Rathjen, Jonathan Stöver, Bennet Zaske

Angriff: Tino Arp (SC Rapid Lübeck), Evgenij Bieche,
Mats Facklam (Holstein Kiel/U23), Tim Kathmann, Tom Wittig