Trittau. Personalkarussell beim TSV Trittau dreht sich kräftig. Prominente Abgänge werden durch verheißungsvolle Neuzugänge ersetzt.

Wenige Tage vor dem letzten regulären Spieltag musste die Badminton-Bundesliga-Saison 2019/2020 abgebrochen werden. Dieses Jahr bleibt eines ohne Play-offs, ohne Meister und ohne sportliche Absteiger. Wann die neue Serie beginnt, steht noch in den Sternen. Der TSV Trittau hat die Zwangspause trotzdem genutzt. Das Personalkarussell hat mächtig Fahrt aufgenommen. Ein Überblick.

Fünf Abgänge beim TSV Trittau

Schwer wiegt der Verlust von Priskila Siahaya (23). Dass der Abgang der Indonesierin sportlich wie menschlich eine Enttäuschung bedeutet, daraus macht Abteilungsleiterin Sabina Persson gar keinen Hehl. Die Einzelspielerin hatte jahrelang bei Persson gewohnt und ihre Ausbildung in der Zahnarztpraxis der Familie absolviert. Künftig lebt und arbeitet sie in Hamburg, wird statt ins nahe gelegene Trittau aber zu Heimspielen bis nach Saarbrücken pendeln. Spitzenclub BC Bischmisheim sicherte sich die Dienste der Einzelspielerin, die für den TSV 51 ihrer 68 Solomatches gewann. Persson sagt: „Mit Bischmisheim können wir finanziell einfach nicht mithalten.“ Siahaya selbst äußerte sich nach dem Wechsel auf der Internetseite ihres neuen Vereins so: „Ich möchte nach vier Jahren in Trittau gern neue Erfahrungen sammeln, mit dem Wechsel zum BCB mein Badminton weiter verbessern und dem Team dabei helfen, die Ziele zu erreichen und Titel zu gewinnen.“

Priskila Siahaya verlässt Trittau in Richtung Bischmisheim.
Priskila Siahaya verlässt Trittau in Richtung Bischmisheim. © HA | Thomas Jaklitsch

Von vier männlichen Spielern hat sich der TSV aus freien Stücken getrennt, wenngleich die Entscheidung insbesondere bei dem starken Russen Sergey Sirant nicht leichtfiel. „Er wäre gern geblieben“, so Persson. „Allerdings war es sehr teuer, ihn nach Deutschland einfliegen zu lassen, weil er in Kazan wohnt. Das würde in der Zukunft nicht billiger werden. Dazu kommen seine persönlichen finanziellen Vorstellungen.“ Der 26-Jährige gewann in der abgebrochenen Saison zehn von 15 Partien.

Nur einen Sieg verbuchte Sirants Landsmann Rodion Kargaev und muss sich nun ebenfalls einen neuen Verein suchen. Persson: „Er hat sportlich nicht das gebracht, was wir uns erhofft hatten.“ Das gilt auch für den Finnen Oskari Larkimo, der mit sechs Niederlagen und keinem Sieg auf eine der schwächsten Bilanzen aller 141 in der Bundesliga eingesetzten Spieler blickt. „Er ist ein supernetter Typ und hatte durchaus Siegchancen, doch dann haben die Nerven versagt“, sagt Persson, die künftig auch auf David Jones verzichtet. Bei dem Briten hätten wiederum finanzielle Gründe den Ausschlag gegeben. Jones hatte sieben von neun Partien gewonnen.

Vier Zugänge

Die entstandene Lücke auf der Damenseite haben die Stormarner möglicherweise ohne einen deutlichen Qualitätsverlust gefüllt: Die 21 Jahre alte Indonesierin Isra Faradilla wohnt bereits in Trittau. Persson sagt: „Sie ist sehr stark und Linkshänderin, was im Einzel ja oft ein Vorteil ist.“ Faradilla, die sogar schon für das Nationalteam ihres Heimatlandes aufschlug, sei vieles zuzutrauen. „Wenn sie fit ist, muss sogar Priskila etwas befürchten“, sagt Persson.

Nach den zahlreichen Sportlern aus aller Welt, die in den vergangenen Jahren nach Trittau kamen, konnte der TSV auch endlich wieder eine echte Stormarnerin verpflichten. Die Barsbüttelerin Emma Moszczynski, die lange für den Hamburg Horner TV aktiv war, ist als Leistungsträgerin im Doppel- beziehungsweise Mixedbereich eingeplant. Im Vorjahr hatte sie dem Club noch eine Absage erteilt, nun meldete sich das Toptalent bei Trittaus Alexander Strehse. Emma Moszczynski holte bei zahlreichen großen nationalen wie internationalen Turnieren Medaillen in unterschiedlichen Altersklassen. Im März gewann sie die Publikumswahl zur Spielerin des Jahres des Deutschen Badminton-Verbands im Bereich Jugendliche.

Der Finne Joakim Oldorff kommt nach Trittau

Große Hoffnung setzt der Club auf die neue Nummer eins auf der Herrenseite: Lino Muñoz. Der Kontakt zu dem 29 Jahre alten Mexikaner kam über Trittaus Jonathan Persson zustande. Muñoz lebt in dem dänischen Badminton-Center, wo sich auch Persson früher in Form brachte. Sabina Persson sagt über den Neuzugang im Vergleich zu Sergey Sirant: „Ich möchte behaupten, dass er noch stärker ist. Er ist eigentlich Einzelspieler, kann aber auch gut im Doppel eingesetzt werden.“ Insbesondere mental soll der Mexikaner extrem stark sein.

Eher ein Versprechen für die mittelfristige Zukunft ist Joakim Oldorff. „Er ist ein sehr großes Talent“, sagt Persson über den Finnen. „Er wird in der nächsten Saison aber noch nicht oft für uns spielen, weil er unter anderem bei der Jugend-WM im Einsatz ist.“

Das Personalkarussell wird sich voraussichtlich noch etwas weiterdrehen. Auf der Suche nach einem Doppelspieler steckt der TSV noch in Verhandlungen. „Die Zugänge müssen sportlich stark, aber vor allem günstiger sein. Das ist im Moment das, was leider zählt“, sagt Persson. Die Corona-Krise hat der Trittauer Badminton-Abteilung mehrere Sponsoren gekostet.