Reinfeld. Der 29-Jährige will den SV Preußen Reinfeld zum Klassenerhalt führen. Als Spieler wurde er früh von Verletzungen ausgebremst.

Geschichten über Fußballer, die auf ihrer sportlichen Laufbahn durch Verletzungen ausgebremst wurden, gibt es zuhauf. Die Leidensgeschichte von Pascal Lorenz aber ist eine besondere, denn sie beginnt ungewöhnlich früh. Gerade mal zehn Jahre ist er alt, als sein Meniskus entfernt wird. Immer wieder versucht es der talentierte Spieler, immer wieder hat er mit Knorpelschäden und Arthrose zu kämpfen.

Lorenz sei alles andere als eine Notlösung

„Es war schon hart, zum Zuschauen verdammt zu sein“, sagt Lorenz, der in dieser Woche seinen 29. Geburtstag feierte. Inzwischen hat er sich mit seinem Schicksal abgefunden – zumal das Aus als aktiver Fußballer auch zu etwas Gutem geführt hat. Seit dem Rücktritt von Michael Clausen in diesem Winter ist der bisherige Co-Trainer neuer Übungsleiter beim SV Preußen Reinfeld und damit der jüngste Chefcoach der Oberliga Schleswig-Holstein.

Praktisch aus dem Windschatten heraus hat es Lorenz zu diesem Posten geschafft. Vor mittlerweile elf Jahren wurde er beim VfB Lübeck wegen seiner Verletzungshistorie aussortiert, kickte dann ein Jahr in Reinfeld, ehe er seine Fußballschuhe das erste Mal an den Nagel hängte. Vom Stand-by-Spieler, der in der Kreisliga schon mal als Torwart aushalf, wurde er noch einmal zur festen Kadergröße auf dem Feld und schließlich 2016 zum Co-Trainer unter Ronny Tetzlaff.

Zwei Trainerwechsel später ist Lorenz der neue Chefcoach, aus der Not heraus, doch alles andere als eine Notlösung. Das betont der Abteilungsleiter Uwe Franzki, der erst in dieser Trainingswoche wegen eines Engpasses auf der Torhüterposition dabei war. „Es ist eine Augenweide, wie die Mannschaft im Verbund mit dem Trainerteam arbeitet“, sagt Franzki. „Kalle“, wie Pascal Lorenz in Reinfeld genannt wird, sei ein akribischer Arbeiter und als Typ unverzichtbar im Verein. Daher habe es nach Clausens Rücktritt keine andere Option gegeben, als auf Lorenz zu setzen, und zwar langfristig. „Wir haben absolutes Vertrauen in das Trainerteam“, sagt Franzki.

Vertrag wäre auch im Abstiegsfall gültig

Und auch für Lorenz, der mit seiner Lebensgefährtin seit drei Jahren in der Karpfenstadt wohnt, wird es so bald keinen Grund geben, die Zusammenarbeit zu beenden. „Ich habe hier schon viel erlebt und fühle mich wohl. Außerdem bin ich ohnehin kein Typ, der Club-Hopping betreibt.“ Nur zwei Vereinswechsel stehen in seiner Vita: Vom VfL Vorwerk ging der gebürtige Lübecker als E-Jugendlicher zum VfB. Im Erwachsenenbereich war er dann ausschließlich bei Preußen Reinfeld aktiv.

Lorenz und der neu dazugeholte Jan-Christian Hack haben nun einen noch anderthalb Jahre laufenden Vertrag, der auch im Abstiegsfall gültig wäre. Dass dieser Fall im kommenden Sommer nicht eintritt, ist das erste Ziel der Abteilung. Bei schon zwölf Punkten Vorsprung stehen die Chancen des Liganeulings sehr gut. Die größeren Herausforderungen warten, wenn es darum geht, sich auch nach der großen Anfangseuphorie in der höchsten Spielklasse des Bundeslandes zu etablieren. „Wir sind realistisch genug, um zu sehen, dass es schwer wird“, sagt Franzki. „Aber natürlich ist das Ziel, uns langfristig zu halten. Wir wollen uns auch strukturell der Oberliga anpassen.“

Suche nach Chefcoach für zweite Mannschaft läuft

Eine Professionalisierung ist auch vom Coach gefordert. Noch hat Lorenz keine Trainer-Lizenz, die in der Oberliga jedoch verlangt wird. „Bei mir steht ein Jobwechsel an, danach werde ich die Zeit dafür haben“, sagt der selbstständige Versicherungskaufmann, der ein Büro in Bargteheide hat. In seiner Freizeit hält er sich im Fitnessstudio fit, geht gern auf Reisen und hat das Kochen und das Grillen für sich entdeckt.

Es passt ins Bild, dass der jüngste Trainer der Oberliga bei Preußen Reinfeld arbeitet. In wenigen Monaten verjüngte sich die gesamte Abteilung auf diversen Positionen. Die Spartenleitung besteht aus Uwe Franzki, Jan-Henrik Schmidt und Daniel Seperant, die alle noch vor wenigen Jahren für die Stormarner kickten. Als Co-Trainer für Lorenz und Hack wurde kürzlich ein weiterer Ex-Spieler verpflichtet. Der 28-jährige Dennis Sauer teilt mit Lorenz nicht nur eine langjährige Freundschaft, sondern auch das Fußballer-Schicksal: Karriere-Ende wegen Knieverletzung.

Die Suche nach einem neuen Chefcoach für die zweite Mannschaft, die in der Kreisliga auf Rang drei überwintert, wird voraussichtlich noch bis Ende des Monats andauern. Von Christopher Naatz hatte sich der Club im Winter im gegenseitigen Einvernehmen getrennt. Neuer Co-Trainer wird Jan Fischer.