Ahrensburg. Bisheriger Coach Carsten Holst machte ihm den Trainerjob bei den Verbandsligafußballern auf langen Waldspaziergängen schmackhaft.

Auf dem Weg zu seiner neuen Trainerstation legte Aydin Taneli einige Kilometer durch Stormarner Wälder zurück. Während mehrerer Spaziergänge mit Carsten Holst ließ sich der 36-Jährige den SSC Hagen Ahrensburg erklären. Monate später ist klar: Taneli beerbt Holst zum neuen Jahr als Cheftrainer der Stormarner Verbandsligafußballer.

Neuer Vereinsvorsitzender wird im April gewählt

Die Nachricht kam überraschend, denn es ist schon eine ganz besondere Konstellation, die Holst, Taneli und die Abteilungsleitung um Günter Feigl dort gestrickt haben. Holst, der die Mannschaft eigentlich bis zum Sommer führen sollte, hat sich seinen Nachfolger selbst und vorzeitig ausgesucht – und wird ihn nun persönlich einarbeiten. In der aktuellen Saison geht es nicht mehr um konkrete sportliche Ziele. Die beiden Trainerkollegen, die sich seit Jahren gut kennen, haben ein halbes Jahr lang Zeit, die Mannschaft auf die Zukunft vorzubereiten. Das ist eine ungewöhnlich luxuriöse und harmonische Situation. Dafür zieht sich Holst freiwillig in die zweite Reihe zurück, will als Co-Trainer den 24 Jahre jüngeren Taneli unterstützen.

„Ich finde, da ist uns etwas Gutes gelungen“, sagt Abteilungsleiter Feigl, bei dem die beiden Trainer mit ihrer Idee vorstellig wurden. Es sei ein überzeugendes Gespräch gewesen. Taneli könne für die nachrückenden jungen Spieler genau der richtige Trainer sein: taktisch geschult, ehrgeizig. Für Feigl war diese Entscheidung auch eine der letzten Möglichkeiten, den Umbruch am Hagen mitzugestalten. Auf der Abteilungsversammlung im kommenden März wird er nicht mehr kandidieren. Im April wird auch ein neuer Vereinsvorsitzender gewählt. Und die Ligamannschaft wird mittelfristig ein neues Gesicht bekommen, wenn sich viele der seit Jahren prägenden Figuren aus Altersgründen zurückziehen. Feigl sagt: „Wir haben viele Nachwuchsfußballer, die aus der A-Jugend kommen. Ich kann mir vorstellen, dass gerade diese Spieler sich freuen, dass jetzt ein Trainer kommt, der etwas ganz Anderes reinbringt.“

Taneli hat die B-Elite-Lizenz erworben

Denn Taneli ist kein typischer SSC-Hagen-Trainer. Er ist deutlich jünger als seine Vorgänger, er ist extrovertierter, und er pflegt eine andere Ansprache. Auch Holst sagt: „Er hat einen stringenteren Stil.“ Und: „Er ist klar besser ausgebildet als ich.“

Taneli hat die B-Elite-Lizenz erworben. Die A-Lizenz, die erst in der Regionalliga erforderlich ist, soll folgen. Eine der spannenden Fragen ist, wie sich Tanelis Ehrgeiz auf die Ambitionen des SSC Hagen auswirkt. Die siebtklassige Verbandsliga und selbst die Landesliga ist für die Ansprüche des Hamburgers, der bislang den Barsbütteler SV (Landesliga) und Vorwärts-Wacker Billstedt (Oberliga) trainierte, auf Dauer zu wenig.

Daraus macht er auch keinen Hehl. „Mein langfristiges Ziel ist es, in die Oberliga zu kommen und dann zu schauen, was noch geht“, sagt er. „Man weiß im Fußball aber nie, ob es die Möglichkeit gibt. Erstmal ist mein Fixpunkt der SSC Hagen. Darauf will ich mich voll konzentrieren, weshalb ich auch gleich für anderthalb Jahre zugesagt habe.“

Neuer Coach übernimmt eine funktionierende Mannschaft

Bei dieser Zusage spielte – natürlich – Holst eine entscheidende Rolle. „Für mich war wichtig, dass er an meiner Seite bleibt“, sagt Taneli, der sein letztes Spiel als aktiver Fußballer beim Barsbütteler SV unter Holst machte und diesen später beerbte. Außerdem habe er das Gefühl, an der Hagener Allee in Ruhe arbeiten zu können. „Ich will mich auf mein Traineramt konzentrieren und nicht an verschiedenen Stellen im Verein herumwerkeln müssen.“

Der Sozialpädagoge arbeitet in Hamburg in einem Heim für Jugendliche. Viele der Bewohner sind aus ihrem Heimatland geflüchtet oder kommen aus schwierigen Familienverhältnissen. Dafür, dass Taneli künftig nach Feierabend nicht auch noch über die Maßen pädagogisch wirken muss, hat sein Vorgänger gesorgt. Von Holst übernimmt er eine funktionierende, homogene Mannschaft, was für den Trainer Taneli ein Novum ist. Barsbüttel steckte damals in einer sportlichen Krise, in Billstedt musste Taneli die Mannschaft fast komplett neu aufbauen. Nun will er in aller Ruhe seine Philosophie beim SSC einbringen.

Taneli ist auch für seine Vorbereitungspläne bekannt

„Hagen kommt über die Jugendabteilung und ich war immer ein Freund davon, junge Spieler besonders zu fördern“, sagt Taneli. „Zunächst müssen die Spieler verstehen, was ich will. Wir werden auch viel im taktischen Bereich arbeiten. Wenn wir das festigen können, haben wir Möglichkeiten für mehr.“

Aydin Taneli ist seit Barsbütteler Zeiten übrigens auch für seine Vorbereitungspläne bekannt. In Hamburg ließ er die Spieler schon mal ein Zirkeltraining mitten in der Natur durchführen. Das könnte auch den Ahrensburgern spätestens im Sommer blühen. Teile der Stormarner Wälder kennt ihr neuer Trainer ja schon.