Ahrensburg . Hockey-Verbandsligaclub startet nach dem Abgang von Kapitän Nikolas Kreß nur noch mit einem Rumpfkader in die Restsaison.

Aus den ersten vier Saisonspielen, die im vergangenen Jahr vor der Winterpause ausgetragen wurden, holte der THC Ahrensburg null Punkte und belegt somit den letzten Tabellenplatz der 1. Verbandsliga. So weit, so schlecht. Das eigentliche Problem der Stormarner Hockeyherren vor dem Wiederbeginn der Feldsaison ist jedoch nicht die Rückschau, sondern die Perspektive: Besserung nicht in Sicht.

Ganz im Gegenteil. Denn nun hat der nächste Kapitän das sinkende Schiff verlassen. Nach Malte Jansen, der 2017 zum THC Altona-Bahrenfeld wechselte, ist jetzt auch dessen Nachfolger abgewandert. Nikolas Kreß hat sich dem THC Horn-Hamm angeschlossen. „Ich wohne quasi neben dem Platz“, begründet er den Schritt gegenüber dem Abendblatt sachlich und loyal. Dass sich bei Kreß angesichts der schwachen Resultate und der geringen Trainingsbeteiligung auch ein gewisser Frust aufgebaut hat, ist in Ahrensburg allerdings kein Geheimnis – und verständlich.

Erster Gegner heißt TSV Buchholz

Das sagt auch der Trainer vor dem ersten Spiel des Jahres beim TSV Buchholz (Sonntag, 16 Uhr, Wiesenschule/Lohbergenstraße) ganz offen. „Das ist verständlich und für ihn die einzig sinnvolle Variante“, so Florian Führer, der seinem Kapitän gleichwohl nachtrauert: „Er war einer der letzten Leistungsträger, die von klein auf im Verein und auch zuletzt noch fit und regelmäßig dabei waren. Auch für das Mannschaftsgefüge ist das ein Verlust.“ Mit jedem Abgang werde es für ihn schwieriger, sagt der Coach, übel nehmen könne er es aber niemandem mehr. „Irgendwann kann man die Verantwortung nicht mehr auf die einzelnen Spieler abwälzen.“

Spielerwechsel und die Abstiege aus der Oberliga beziehungsweise in der Halle aus der Regionalliga sind nur die Folge eines Problems. Verantwortung und Gründe liegen woanders. Der THC Ahrensburg leidet wie alle Hockey-Vereine darunter, dass immer weniger Jungen Hockey spielen wollen. Der THCA hat gegenüber Hamburger Vereinen einen Standort-Nachteil. Und der THCA hat jahrelang verpasst, eine breite Basis aufzubauen. Dennis Liebold, seit knapp zwei Jahren Hockey-Vorstand des Clubs, sagt: „Seit ich das Erbe angetreten habe, habe ich keinen Harry-Potter-Zauberstab gefunden. Leider stand in der Vergangenheit nicht so im Fokus, dass man neben einigen Einzelspielern mit Regionalliga-Erfahrung auch Wasserträger für die Breite im Kader braucht.“ Weil es dem Team schlichtweg an Spielern mangelt, ist nun sogar die Existenz des einstigen Aushängeschilds in Gefahr. Aktuell verschärft sich die Lage durch die Verletzungen von Johannes Lichtenfeld und Olaf Elling.

Zwangsabstieg soll verhindert werden

Deshalb ist das Mindestziel für diese Saison nicht etwa der Klassenerhalt. „Wir geben die Hoffnung nie auf, aber nur mit ganz viel Glück und Zufall kann es sein, dass ein Club noch schlechter abschneidet als wir“, sagt Trainer Führer. Für sein Team, das vor der Restsaison lediglich viermal trainierte, geht es in der aktuellen Situation nur noch darum, an den Wochenenden eine Mannschaft zusammenzubekommen, sich die Niederlagen tapfer auf dem Platz abzuholen statt wegen Nicht-Antritts am Grünen Tisch. Denn ein Rückzug während der Saison hätte den Zwangsabstieg in die 4. Verbandsliga zur Folge.

Doch selbst wenn der Abstieg in die 2. Verbandsliga „gelingt“ oder sogar der Klassenerhalt: Wie soll es mit Herrenhockey an der Fannyhöh weitergehen? Die Leistungsträger Elling und Rodin Duchow, beide längst älter als 40, wollen laut Führer wohl nur noch diese Feld- und die kommende Hallen-Saison bestreiten. „Und dann stellt sich irgendwann die Frage, wer noch da ist“, sagt der Coach. Schlingert das Team dem Ende entgegen? „Der Vorstand und ich werden alles daran setzen, die Mannschaft zu erhalten. Ich hoffe, dass wir es irgendwie hinkriegen.“ Er könne sich sogar vorstellen, notfalls Anfänger aufzunehmen.

Lichtblick zur Hallensaison

Vorstand Liebold drückt sich etwas optimistischer aus: „Zur Hallen-Saison kehren drei Spieler zu uns zurück, und ich glaube, dass auch Duchow und Elling so lange bleiben, wie Florian Führer Trainer ist. Außerdem sind wir in Gesprächen mit verdienten Altherren.“ Das Team müsse sich über die nächsten vier Jahre retten, sagt Liebold. Dann sollen die Talente der jetzigen Knaben A und Jugend B aufrücken und den Umbruch gestalten. „Wir haben berechtigte Hoffnung, dass mittelfristig genügend Spieler nachkommen.“

In welcher Liga Ahrensburgs Herren dann um Punkte kämpfen, sei zweitrangig. Liebold: „Natürlich wünsche ich mir im Damen- sowie Herrenbereich ein echtes Aushängeschild, zumal auch meine Söhne nachrücken. Das muss aber nicht unbedingt in der Regionalliga sein. Das kann sich ein Verein aus dem Randgebiet im Moment nicht leisten.“

Wer Kreß als Kapitän beerbt, steht übrigens noch nicht fest. Viele weitere Fragen werden noch deutlich länger offen bleiben.

Spiele und Tabelle

Alle Gegner des THCA, 7. April, 16 Uhr: TSV Buchholz (Auswärtsspiel); 14. April, 17.30 Uhr: HC Lüneburg (Heimspiel); 5. Mai, 18 Uhr: Phönix Lübeck (A); 12. Mai, 17.30 Uhr: SC Victoria Hamburg (H); 19. Mai, 16 Uhr: Hamburger Polo Club II (A); 26. Mai, Uhrzeit offen: Großflottbeker THGC II (H); 2. Juni, 17.30 Uhr: TSV Buchholz (H); 16. Juni, 13 Uhr: HC Lüneburg (A) Tabelle 1. Verbandsliga: 1. Großflottbeker THGC 4 Spiele/29:5 Tore/12 Punkte, 2. Hamburger Polo Club II 3/31:2/9, 3. SC Victoria Hamburg 4/11:11/4, 4. Phönix Lübeck 3/6:7/4, 5. TSV Buchholz 3/9:18/3, 6. HC Lüneburg 3/10:22/3, 7. THC Ahrensburg 2:33/0