Hamburg . Landesligafußballer holen durch 3:1 beim SV Bergstedt achten Erfolg hintereinander. Joker Munib Saqib fliegt nach fünf Minuten raus.

Er stand gerade mal fünf Minuten auf dem Platz, da war die Partie für Munib Saqib vom FC Voran Ohe schon wieder beendet. Der 20-Jährige hatte sich kurz nach seiner Einwechslung wohl zu einer Tätlichkeit gegen Kenu Voller vom SV Bergstedt hinreißen lassen und flog vom Platz. Spricht man in solchen Fällen oft von einem Bärendienst, sah Saqibs Trainer die unglückliche Aktion sogar als letztlich siegbringend an. „Entscheidend war die Rote Karte, so blöd das klingt. Danach sind wir besser ins Spiel gekommen und haben noch mehr investiert“, sagte Rainer Seibert nach Ohes 3:1 (1:1).

Tatsächlich konnten die Landesligafußballer aus Stormarn froh sein, dass es zum Zeitpunkt des Platzverweises in der 56. Minute 1:1 stand. Zwar starteten die Gäste furios, hätten schon nach 15 Sekunden durch Yannik Andersson in Führung gehen müssen und erzielten durch Marco Braesen das bereits folgerichtige 1:0 (9. Minute). Dann aber stellte die Mannschaft der Stunde das Fußballspielen ein. „Das war die schlechteste Halbzeit der Saison. Wir haben uns zu sicher gefühlt, anders kann ich mir das nicht erklären“, sagte Seibert. Zweimal rettete der starke Torwart Michél Thomä, dann war er gegen Sven Oldendorf chancenlos – 1:1 (36.).

Robin Woost sorgte für die Entscheidung

30 Sekunden nach dem Wiederanpfiff verhinderte nur die Latte die Bergstedter Führung durch Nils Burmann. Dann stabilisierte sich Ohe langsam und fand nach Saqibs Platzverweis in Unterzahl spielend zurück zu den Tugenden, die das Team auf Platz drei der Hansa-Staffel und zum längst gesicherten Klassenerhalt geführt hat: Laufbereitschaft, Einsatzfreude und Effizienz.

Den erneuten Führungstreffer erzwang der im defensiven Mittelfeld aufgebotene Sebastian Kaufmann, als er durch das Mittelfeld marschierte und Braesen freispielte. Dessen Schuss parierte Keeper Salman Ashraf, doch der Abpraller landete vor den Füßen Kaufmanns, der abstaubte (68.). Für die Entscheidung sorgten Robin Woost, der einen Pass von Maxim Gassmann ins lange Eck verwertete (78.) und Bergstedts Voller, der zwei Minuten später wegen wiederholten Foulspiels Gelb-Rot sah. „Die Leistung in Unterzahl war sagenhaft“, lobte Seibert seine Mannschaft. „Wir dürfen in Zukunft aber nicht erst dann den Schalter umlegen, wenn es unbedingt sein muss, sondern müssen schon vorher unsere Leistung bringen.“

Während der Trainer im Interview noch mahnende Worte wählte, sangen seine Spieler ihren Siegersong: „Wenn das so weitergeht, ein ganzes Jahr, stehen wir als Meister da!“ Acht Spiele haben die Oher nun in Folge gewonnen und empfangen am kommenden Freitag mit breiter Brust den Tabellenzweiten Hamm United FC am Amselstieg. Was ist möglich in dieser Saison? „Wir sind nicht hungrig, sondern jetzt sind wir gierig“, sagte Seibert. „Wenn man oben steht, will man dort möglichst lang bleiben. Vom Titel reden wir aber nicht.“

Verein würde den Aufstieg in die Oberliga wagen

Schon in der vergangenen Saison hatte sich im Laufe der Rückrunde die Chance geboten, zumindest in die Relegation einzuziehen. Dass sich die Reinbeker in der Landesliga am wohlsten fühlen, daraus hatte der Verein damals kein Geheimnis gemacht. In Bergstedt sagte Abteilungsleiter Peter Bahr auf die neue, alte Frage nach der Oberliga: „Von den Rahmenbedingungen ist es eigentlich nicht realisierbar. Organisatorisch, finanziell und sportlich müssten wir eine ordentliche Schippe drauflegen. Aber wenn die Euphorie anhält und wir am Ende oben stehen, würden wir uns in das Abenteuer stürzen.“

Zunächst freuen sich die Oher auf das Heimspiel gegen Hamm United. „Das ist jetzt das Saisonhighlight für uns. Wir haben nichts zu verlieren“, sagte Bahr. „Wenn wir wieder so stark spielen wie heute in der zweiten Halbzeit, können wir punkten. Es ist unglaublich, wie stark die Mannschaft spielt, und sie wird mit jedem Sieg noch sicherer und selbstbewusster.“

Auch Seibert hofft darauf, dass sein Team nach dem Bramfelder SV vor fünf Wochen (3:1) den nächsten Spitzenclub ärgert: „Hamm United ist eigentlich eine andere Gewichtsklasse als wir. Aber wenn wir unsere Tugenden an den Tag legen, bin ich guter Dinge, dass wir etwas holen.“

F C Voran Ohe: Thomä – Lang, Sulinski, Stritzke, Gläser – Schröder, Kaufmann (90. Pflug) – Andersson (51. Saqib), Woost, M. Ohl (46. M. Gassmann) – Braesen
Tabelle Landesliga Hansa: 1. Bramfelder SV 12 Spiele/49:10 Tore/31 Punkte, 2. Hamm United FC 36:13/30, 3. FC Voran Ohe 12/34:14/29, 4. VfL Lohbrügge 12/25:13/24... 14. FC Elazig Spor 12/10:42/5...