Ahrensburg. Die Sportler starten in der kommenden Woche in Kiel bei den Spielen für Menschen mit geistiger Behinderung.r

Franziska Frobel ist zurzeit für jede Ablenkung dankbar. „Immer wenn ich an die Special Olympics denke, werde ich reichlich nervös“, gibt sie mit einem Lächeln zu. Kommende Woche tritt die 25 Jahre alte Schwimmerin in Kiel bei den nationalen Spielen für Menschen mit geistiger Behinderung an. Sie startet für die Stormarner Werkstätten Ahrensburg über 25 und 50 Meter Brust sowie mit der 4x50-Meter-Freistilstaffel. Rund 4800 Teilnehmer erwarten die Organisatoren zu den Wettkämpfen.

Franziskas fünf Jahre ältere Schwester Svenja Frobel, Sonda Zghal (35), Susan Grohmann (30) und Nicole Kiesewalter (32) fiebern ebenso den Schwimmveranstaltungen entgegen. Dabei kennt Svenja Frobel das Prozedere: Für die 30-Jährige ist es die dritte Teilnahme an den Special Olympics.

„Es ist eine Mischung aus Nervosität, Vorfreude und Respekt vor dem, was mich in Kiel erwartet, die mich einfach nicht mehr loslässt“, sagt sie. Dass die jüngere Schwester vergangenes Jahr von der Leichtathletik auf den Schwimmsport umgestiegen ist, freut sie ungemein. „Wir unterstützen einander, wo wir nur können. Die eigene Schwester in direkter Nähe zu haben, vereinfach einige Dinge sehr“, sagt sie.

Svenja Frobel könnte 2019 bei den Weltspielen in Abu Dhabi dabei sein

Kommendes Jahr könnte Svenja Frobel international durchstarten: Die 30-Jährige zählt zum erweiterten Kreis der Athleten, die Special Olympics Deutschland zu den Weltsommerspielen nach Abu Dhabi schickt.

In Kiel ist das Team der Stormarner Werkstätten noch in drei weiteren Disziplinen vertreten: An der Tischtennisplatte kämpfen Michael Kimmel (41), Petra Jahns (44), Gabriele de Goeij (56), Timo Schütt (29) und Michael Schmidt (44) um Punkte und eine gute Platzierung. Gleiches gilt für Hartmut Freitag (56) und Sven Winkelmann (42) beim Badminton.

Über die Sprintstrecken und im Weitsprung gehen die Leichtathleten Ulf Zwikirsch (32), Nicky Ross (38), Jan-Marek Otto (22) und Jan-Philipp Wildung (27) an den Start. Zuvor tragen Zwikirsch und Roß einige Hundert Meter die Fackel, mit der anlässlich der Eröffnungsfeier in der Sparkassen-Arena am Abend des 14. Mai das Feuer der Special Olympics Kiel feierlich entzündet wird.

Der Erfolg Stormarner Athleten ist eng mit dem Namen Anke Rath verbunden. Seit knapp 30 Jahren setzt sie sich für den Behindertensport ein.

„In den vergangenen fünf Jahren haben die Special Olympics in der Öffentlichkeit an Bekanntheit und Rückhalt gewonnen“, sagt die 48 Jahre alte Sportlehrerin. „Die Paralympics, also die Spiele der körperlich behinderten Menschen, haben ja schon länger eine große Lobby hinter sich.“

Bei Trainingseinheiten mit geistig behinderten Menschen drehe sich aber nicht alles nur um die sportliche Leistung. „Einen ebenso hohen Stellenwert hat für mich die Förderung der Persönlichkeit jedes Athleten“, sagt sie. Susan Grohmann ist Autistin. Lichtreflexe lenken sie schnell ab. „Susan muss während eines Wettkampfes wissen, wo ich im Schwimmstadion auf der Tribüne sitze. Augenkontakt, auch aus der Entfernung, gibt ihr Sicherheit“, sagt die 48 Jahre alte Trainerin.

Markus Kratz vom Kreissportverband hat in punkto Inklusion neue Akzente gesetzt

Konzentration sorgt zudem für die Einhaltung der Regeln. Denn wer beim Brustschwimmen am Ende nicht gemäß den Vorgaben mit beiden Händen gleichzeitig am Beckenrand anschlägt, wird umgehend disqualifiziert. Gleiches gilt für Athleten, die zwischendurch ihren Schwimmstil ändern.

Rath musste sich vor einiger Zeit die Frage stellen, ob ihre Trainingsgruppe mit den gestiegenen Leistungsanforderungen der Special Olympics Schritt halten kann – und auch dazu bereit ist. „Am Ende eines gemeinsamen Gesprächs stand fest, dass wir alle an einem Strang ziehen und auch einen erhöhten Trainingsaufwand in Kauf nehmen.“

Mit dem Thema Inklusion und seinem Projekt „Sport für Alle“ steht der Kreissportverband (KSV) Stormarn bundesweit im Fokus. Die gute Zusammenarbeit mit Markus Kratz, dem hauptamtlichen Trainer und Betreuer des KSV, hält Rath als einen wichtigen Faktor. „Markus hat in der Integration und Inklusion in Stormarn neue Akzente gesetzt und dem Behindertensport zu mehr Intensität verholfen.“