Ammersbek. Lukas und Tim Laveaux gehören zu den größten Handball-Talenten in Hamburg. Beide wollen Bundesligaspieler werden.

Auf den ersten Blick sehen sich Lukas und Tim Laveaux zum Verwechseln ähnlich. Allein schon deshalb erregen die beiden eineiigen Zwillinge aus Ammersbek große Aufmerksamkeit, wenn sie in die Sporthallen Norddeutschlands kommen. Erst beim genaueren Hinsehen wird ein Unterschied deutlich: Lukas ist Rechtshänder, Tim Linkshänder. Beide spielen mit der B-Jugend des Handball Sportvereins Hamburg (HSV) in der kommenden Saison in der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein, der höchsten Spielklasse der Altersgruppe. Dort treffen sie auf die Nachwuchsteams namhafter Vereine wie den deutschen Rekordmeister THW Kiel oder den vierfachen DHB-Pokalsieger SG Flensburg-Handewitt.

Angefangen hat die Handball-Laufbahn der beiden 14-Jährigen vor mehr als zehn Jahren beim THB Hamburg 03 (Spielgemeinschaft der Handballabteilungen des Hoisbütteler SV und des SV Bergstedt). Die Sporthalle in Ammersbek ist vom Elternhaus der beiden fußläufig in knapp zwei Minuten zu erreichen. Nach drei Jahren folgte der erste Wechsel zu einem größeren Verein – der SG Hamburg-Nord in Poppenbüttel. „Im Alter von zehn Jahren kam dann der Wunsch nach professionelleren Strukturen und leistungsorientierterem Handball auf – deshalb der Schritt zum HSV“, so die beiden Brüder.

„Wir haben dreimal in der Woche Mannschaftstraining und ein- bis zweimal Individualtraining“, sagt Lukas, der sechs Minuten älter ist als Tim. Darüber hinaus trainieren die beiden noch dreimal wöchentlich mit anderen Handballern in der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg in Wandsbek, auf die sie vor einem halben Jahr gewechselt sind. Das geschieht während des Unterrichts, manchmal schon um 8 Uhr. „Mehr Training ist immer besser“, sagt Lukas. Die Übungseinheiten an der Schule leitet der ehemalige Nationalspieler Adrian Wagner zusammen mit Verbandstrainern. Neben Lukas und Tim sind in der Gruppe der Handballer üblicherweise zehn bis 15 andere talentierte Jugendliche. „Die meisten sind älter als wir“, sagt Tim.

Sportlich habe sich der Wechsel auf die neue Schule gelohnt. „Ich habe schon einige neue Wurfvarianten gelernt“, sagt Lukas, der etwas gesprächigere der beiden Brüder. „Schulisch gesehen war der Wechsel vom Eckhorst-Gymnasium in Bargteheide ein kleiner Rückschritt. Wir lernen den Stoff jetzt etwas langsamer.“

Bereits im vergangenen Jahr hatten sich die Zwillinge Gedanken über einen Schulwechsel gemacht. Sie erhofften sich, besser gefördert zu werden, auch im Hinblick auf ihre Ambitionen, später einmal professionell Handball zu spielen. Nach Gesprächen mit dem Jugendkoordinator des HSV, Ben Gallinat, habe es dann Kontakte zur Sportschule gegeben. „Wir mussten dann noch eine Bewerbung schreiben und ein ärztliches Gutachten vorlegen“, sagt Lukas.

Trotz ihres Alters sind beide schon 1,95 Meter groß – und haben damit optimale Voraussetzungen für den Handballsport. „Dadurch können wir gut aus dem Rückraum werfen“, erklären die beiden Neuntklässler. Beide überragen damit sogar ihren Vater Uwe, der immerhin stattliche 1,90 Meter misst – Mutter Tina ist nur zehn Zentimeter kleiner. „In der Schule waren wir spätestens ab der 5. Klasse immer die größten“, sagt Lukas, der wie sein Bruder knapp 82 Kilogramm wiegt und Schuhe der Größe 48,5 trägt.

Vor mehr als einem Jahr konnten die vierfachen Hamburger Meister auch die Verbandstrainer aus Hamburg von ihren Fähigkeiten überzeugen. Nach einem Sichtungstraining und vielen weiteren Einheiten für die Hamburger Auswahl, bei der die größten Talente aus allen Vereinen der Umgebung eingeladen wurden, stand fest: Lukas und Tim sind unter den besten 16 Spielern des Jahrgangs 2002.

Im Februar 2018 steht dann die nächste Bewährungsprobe an. Der Deutsche Handballbund (DHB) sichtet in seinem Sportleistungszentrum in Kienbaum bei Berlin Spieler für die Jugendnationalmannschaften. Dazu sind auch die Talente der Hamburger Auswahl eingeladen. Es wird ein Turnier gegen die anderen Landesverbände gespielt, bei dem alle Spieler genau beobachten werden.

Die richtige Einstellung, um es in die Nationalmannschaft zu schaffen, haben die beiden Ammersbeker jedenfalls schon: „Wir werden uns richtig anstrengen, um es zu schaffen“, sagt Lukas. Später wollen die beiden auf jeden Fall mal in der 3. Liga spielen, am liebsten aber in der ersten oder zweiten Bundesliga. „Ziel ist natürlich, Handballprofi zu werden. Wir betreiben ja einen großen Aufwand. Deshalb wollen wir auch so hochklassig wie möglich spielen“, sagt Lukas.

Wenn es nicht klappen sollte, das Hobby zum Beruf zu machen, wissen die beiden noch nicht so richtig, was sie später einmal werden möchten. Dafür haben die Teenager aber auch noch einige Jahre Zeit.