Elmenhorst. Pferdesportler aus Elmenhorst wollen wieder an erfolgreiche Zeiten anknüpfen. Demnächst richtet der Verein ein Vielseitigkeitsturnier aus.

Es war still geworden um den RFV Mittelstormarn in den vergangenen Jahren. Der sportliche Glanz des Reit- und Fahrvereins, dessen Schwerpunkt schon immer auf der Vielseitigkeitsreiterei lag, schien endgültig verblasst. Am Ende hielten nur noch die Voltigierer des Clubs den Betrieb notdürftig am laufen. Sogar von der Auflösung des Vereins war die Rede.

Seit gut einem Jahr stehen die Zeichen auf Neubeginn und Rückkehr zu erfolgreicheren Zeiten. Ein neu formierter Vorstand hauchte dem Verein wieder Leben ein. Holger Lüthje bringt die neue Ausrichtung auf den Punkt: „Wir gehen die Sache langsam an, aber mittelfristig wollen wir uns in der Region wieder einen Namen in der Reitsportszene machen“, sagt der stellvertretende Vorsitzende der Mittelstormarner.

Möglichen Schwierigkeiten, die sich ihm und seinen Vorstandskollegen dabei in den Weg stellen, begegnet der 2,11 Meter Hüne auf seine ganz eigene Art. „Probleme, die gibt es nicht, für uns gibt es nur Lösungen“, sagt Lüthje mit einem Augenzwinkern.

Der 39-Jährige hat ebenso wie seine Frau Alexandra (Kassenwartin), Maren Vens (Jugendwartin), Sven Lux (Sportwart) und Maike Börner (Schriftführerin) ein neues Kapitel in der Vereinsgeschichte des RFV Mittelstormarn aufgeschlagen. Vorsitzender Ulf Zemann, seit rund 17 Jahren im Vorstand des Reit- und Fahrvereins, freut sich über den frischen Wind. „Mit so motivierten Menschen die Karre praktisch wieder aus dem Dreck zu ziehen, setzt auch bei mir ungeahnte Kräfte frei“, sagte der 52 Jahre alte Rettungsassistent des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB).

Nach längerer Durststrecke richtete der RFV vergangenes Jahr erstmals wieder ein WBO-Turnier aus. Kommendes Wochenende folgt der zweite Schritt: Am 24. und 25. Juni organisieren die Stormarner auf der Reitanlage Spiering-Lux an der Mönkenbrook die zweite Auflage des Reitwettbewerbs für Einsteiger.

Knapp zweieinhalb Wochen später geht es an einem Mittwoch (12. Juli) mit einer Prüfung für Vielseitigkeitsreiter weiter, die gleichzeitig auch als Qualifikation für das Bundeschampionat gilt. Dabei wird die Geländepferdprüfung erstmals auf eigener Anlage, einem vier Hektar großen Areal, ausgetragen. „Unser Geländepark steht fast das ganze Jahr über zur Verfügung und kann auch von anderen Vereinen oder Privatpersonen für Lehrgänge oder zu Trainingszwecken gebucht werden“, sagt Maren Vens.

Mehr als ein Dutzend Hindernisse haben die Mittelstormarner in Eigenregie zusammengebaut. Unterstützung erhalten sie auch aus Baden-Württemberg: Die Familie Lux engagiert sich ebenso wie der international erfahrene Parcoursbauer Rüdiger Rau und die Firma Koch mit weiteren Hindernissen, Know-how oder der nötigen Manpower.

Die Geländestrecke in Elmenhorst ist eine von rund 90 Anlagen in Deutschland, die von der Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport mit dem sogenannten MIM-Sicherheitssystem ausgerüstet wurde. Dabei sorgt eine spezielle Verriegelung dafür, dass ein Teil des Hindernisses nach unten klappt, sobald es mit einem Druck von 300 Kilogramm belastet wird. Das minimiert das Verletzungsrisiko für die Pferde.

Der Verein plant noch weitere Aktivitäten: Am Wochenende vor dem Vielseitigkeitsturnier laden die Mittelstormarner gemeinsam mit dem Club der Vielseitigkeitsreiter zu einem Seminar „Erste Hilfe am Pferd“ ein. Ulf Zemann erklärt Rettungskräften und Reitsportfreunden an einem lebensgroßen Pferdedummy einige im Notfall einzuleitende lebensrettende Maßnahmen.

Der RFV Mittelstormarn möchte der Vielseitigkeitsreiterei in Stormarn zu höherem Stellenwert verhelfen. „In den vergangenen Jahren sind im Kreis und in der Region aus unterschiedlichsten Gründen viele Geländeanlagen geschlossen worden, Kreismeisterschaften mussten sogar außerhalb Stormarns ausgetragen werden“, sagt Alexandra Lüthje. Einen Geländepark zu unterhalten koste aber viel Geld. „Deshalb sind wir auch weiterhin auf die Hilfe von Sponsoren angewiesen“, sagt sie.

Sven Lux sieht in der Vielseitigkeitsreiterei mit seinen drei Disziplinen Springen, Dressur und Geländeritt eine wichtige reiterliche Grundlage für jeden Pferdesportler. „Ross und Reiter sollten von Beginn an unterschiedlichste Untergründe und Umwelteinflüsse kennenlernen“, sagt der Sportwart. „Der Reiter gewinnt im Sattel an Sicherheit, während die Pferde in vielen Situationen gelassener reagieren.“

Der RFV Mittelstormarn blickt auf eine lange Historie zurück. 1948 zählte er zu den drei Gründungsmitgliedern des Kreisreiterbunds, aus dem später der Kreispferdesportverband Stormarn hervorging. Erst im Jahr 1977 folgte die Eintragung ins Vereinsregister. Seine sportlich erfolgreichste Zeit erlebte der Reit- und Fahrverein Mitte der 2000er-Jahre, als Cathrin Kirchner-Salzmann in der Vielseitigkeitsreiterei internationale Erfolge feierte.