Heide . Fußballer gewinnen beim Heider SV mit 4:1 nach Verlängerung. Der Sieg könnte bereits die Teilnahme am DFB-Pokalwettbewerb bedeuten.

Eine fußballerische Glanzleistung war es nicht, doch wen sollte das schon stören, wenn soeben Vereinsgeschichte geschrieben wurde? Singend und tanzend feierte die Mannschaft des SV Eichede ihr 4:1 (2:1, 1:1, 1:0) nach Verlängerung im Landespokal-Halbfinale beim Heider SV. Der Regionalligaclub steht erstmals im Endspiel, das am 25. Mai ausgetragen wird. „Das ist sensationell. Darauf hat der Verein immer hingearbeitet“, jubelte der sichtlich ausgelaugte Trainer Martin Steinbek nach umkämpften 120 Minuten.

Im vor der Partie veröffentlichten Stadionmagazin blickte der Heider SV auf sein großes Spiel zurück. 1995 war der damalige Europapokal-Teilnehmer SC Freiburg mit Trainer Volker Finke zu Gast. Die Hausherren erzielten vor mehr als 7000 Zuschauern kurz vor Schluss den umjubelten Ehrentreffer zum 1:6-Endstand. Auf ein ähnliches Erlebnis und den damit verbundenen Geldsegen von 115.000 Euro allein für die Teilnahme am DFB-Pokalwettbewerb darf der SV Eichede spätestens jetzt ernsthaft hoffen. Denn unter durchaus wahrscheinlichen Umständen hat schon der Sieg in Heide den Weg in die erste DFB-Pokal-Runde geebnet. Sollte Holstein Kiel das zweite Halbfinale gegen den VfB Lübeck (25. April) gewinnen und am Saisonende in der Dritten Liga einen Platz unter den Top vier belegen (so wie es aktuell der Fall ist), wäre Eichede unabhängig vom Ausgang des Endspiels schon qualifiziert und dürfte sogar vom ganz großen Los FC Bayern oder HSV träumen. Einige der mitgereisten Anhänger dachten in ihren Jubelchören gleich noch manchen Schritt weiter: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin.“

Weil das Resultat – erstes Landespokalfinale der Vereinsgeschichte – so überragend ist, interessierte nach den 120 Minuten in Heide kaum jemanden mehr, mit welch durchwachsener Leistung der SVE den historischen Erfolg geschafft hatte. Nach guter Anfangsphase und dem verdienten 1:0 durch Ridel Monteiro (9. Minute) gab der SVE das Heft aus der Hand und kassierte spät aber folgerichtig den Ausgleich, als Keeper Julian Barkmann einen Freistoß von Fynn Buggenthien aus mehr als 50 Metern Torentfernung ins Netz segeln ließ (87.). „Ich war überrascht, wie offensiv Heide gespielt hat“, sagte Steinbek.

Die Entscheidung vor 939 Zuschauern fiel in der Verlängerung, die viel mehr interessante Szenen bot als die 90 Minuten zuvor. Beide Teams vergaben gute Torchancen, ehe Eichedes Stürmer Mats Facklam platziert zum 2:1 traf (99.). „Erst danach hat man das erste Mal den Klassenunterschied gesehen. Aber das ist uns völlig egal“, sagte Kapitän Nico Fischer, der neben dem eingewechselten Torge Maltzahn der einzige Eicheder ist, der schon die ersten beiden Halbfinals der Vereinsgeschichte in den Jahren 2011 (1:2 gegen VfB Lübeck) und 2016 (0:1 gegen Weiche Flensburg) auf dem Platz miterlebt hatte. Fischer: „Aller guten Dinge sind eben drei.“

Der ebenfalls eingewechselte Vincent Janelt köpfte das 3:1 (112.), ehe Ridel Monteiro mit seinem zweiten Treffer den Schlusspunkt setzte (120.). „Das ist aufregend für uns, ein Highlight. Vielleicht geht auch im Finale was. Wir nehmen den Gegner, der kommt“, sagte der Doppeltorschütze. „Dass es heute ekelig wird, war vorher klar. Die Zuschauer haben jede kleine Aktion von Heide gefeiert. Wir hätten nach dem 1:0 weiter nach vorn spielen müssen.“

Während Monteiro keinen Wunschgegner für das Finale nannte, ließen Kapitän Fischer („man liebäugelt schon mit der Option“) und Chefcoach Steinbek („wenn ich ehrlich bin, habe ich immer schon nach Kiel geschielt“) durchblicken, dass viele Eicheder nun Holstein Kiel für Liga und Pokalwettbewerb die Daumen drücken, damit es im Sommer zum dann wohl größten Spiel der Vereinsgeschichte kommt. Wo die Partie stattfinden würde – in Eichede oder in einem Stadion in Hamburg oder Lübeck – wäre vor allem von der Attraktivität des Gegners abhängig.

Am morgigen Mittwoch steht für Eichede schon das nächste Pokalspiel an. Im weniger prestigeträchtigen Wettbewerb „Meister der Meister“ tritt der Regionalligist im Achtelfinale bei Verbandsligaclub Büchen-Siebeneichener SV an (18.30 Uhr, Möllner Straße).

SV Eichede: Barkmann – E. Monteiro,Krajinovic, Wachowski, Fischer – R. Monteiro, Lohmann, Bojarinow (62. Maltzahn), Kleine (69. Mankumbani) – Facklam, Peters(83. Janelt)