Ahrensburg/Glinde. Das aufstrebende Eishockeyteam der Crocodiles Hamburg spielt heute im Achtelfinale. Mit dabei: Keeper aus Ahrensburg und Glinde.

Zu den Eigenarten des Eishockey-Sports zählen die Spitznamen, die Vereine jedem ihrer Spieler verpassen. Die Akteure, die diese mal mehr, mal weniger originellen Pseudonyme stets zwischen Anführungszeichen mit sich herumtragen, betrachten die Namensgebung dabei eher mit einem Augenzwinkern. Besonders deutlich wird das, wenn man zwei der wenigen Stormarner Cracks darauf anspricht. Elmar „The wall“ Trautmann, Ahrensburger und Ersatztorwart des Drittligaclubs Crocodiles Hamburg, reagiert gar mit schonungsloser Selbstironie: „Bei einem Durchschnitt von sechs Gegentoren ist das eine ganz schön poröse Wand.“

Trautmanns Team- und Torwartkollege, Kai Kristian aus Glinde, ist nicht einmal auf dem neuesten Stand. „Ich habe diese Saison drei unterschiedliche Namen gelesen“, sagt er. „Mal war es Kai die Krake, mal sogar genau wie bei Elmar The wall.“ Aktuell aber ist wohl, auch wegen eines BILD-Artikels mit dazugehörigem gestellten Foto, der Nickname „Kai aus der Kiste.“ Die Meinung des Stammtorwarts? „Eigentlich ist es mir wurscht. Man macht sich darüber schon mal lustig.“

Kristian sieht sich langfristig bei den Crocodiles

Entscheidend für die beiden Torhüter ist viel mehr, was gerade in Hamburg-Farmsen passiert. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ nannte die Crocodiles sogar „eines der packendsten Sportprojekte des Landes“. Nach dem Ende der künstlich produzierten Hamburg Freezers hat sich die Zahl der Dauerkarten-Inhaber des traditionsreichen Amateurclubs von zwölf auf fast 1000 erhöht. Mittelfristig wollen die Hamburger in die Zweite Liga aufsteigen. Von Beginn an bei dieser angestrebten Entwicklung dabei zu sein, das ist es auch, was höherklassig erfahrene Spieler wie Kai Kristian an dem Club gerade so fasziniert. „In der ganzen Oberliga gibt es keinen so ambitionierten Verein. Es entwickelt sich gerade etwas ganz Großes und es macht Spaß, ein Teil davon zu sein“, sagt der 26-Jährige. „Dass wir inzwischen die Nummer eins der Stadt sind, kommt noch dazu. Die früheren Freezers-Fans, die weiter Live-Eishockey sehen wollen, kommen jetzt zu uns.“

Kristian sieht sich nach Jahren der Vereinswechsel nun langfristig bei den Crocodiles. In Süddeutschland aufgewachsen, zog er als 15-Jähriger in ein Sportinternat nach Berlin. „Das war kein leichter Schritt, aber für meine Eltern war es noch schwieriger“, erzählt er. Kristian schaffte den Sprung in die Junioren-Nationalmannschaft. Später wechselte er fast jedes Jahr den Verein, spielte unter anderem in Dresden, Dortmund, Kassel und zuletzt in Landshut. Der Liebe wegen entschied er sich schließlich für den Schritt nach Hamburg, wohnt mit seiner Frau Bianca und Sohn Ben (3) zusammen und absolviert parallel zum Sport eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Nun möchte er den sportlichen Aufschwung in Farmsen nachhaltig mitprägen.

Aufstieg aus wirtschaftlichen Gründen ausgeschlossen

Diese Saison schlagen sich die Hamburger bereits erstaunlich gut und haben sich für die am heutigen Freitag mit dem ersten Achtelfinalspiel bei den Tilburg Trappers beginnenden Play-offs qualifiziert. Ein Aufstieg schon in dieser Saison ist aus wirtschaftlichen Gründen jedoch ausgeschlossen und auch sportlich wäre schon der Einzug in das Viertelfinale gegen den extrem professionellen Club aus den Niederlanden eine große Überraschung – trotz des starken Keepers, der eine Fangquote von 91,7 Prozent aufweisen kann.

Auf dem Eis sind Kai Kristian und Elmar Trautmann, der diese Saison auf acht Einsätze kam, gewissermaßen Konkurrenten. Ihr Verhältnis bezeichnen sie aber als freundschaftlich, treffen sich auch privat. „Ich akzeptiere, dass seine Leistungen einfach besser waren“, sagt Trautmann, der mit seinen 23 Jahren sogar eine noch bewegtere Laufbahn als Kristian hinter sich hat.

Er wuchs dreisprachig in Belgien, Kanada, Deutschland und der Schweiz auf. Im Eishockeyland Kanada stand er erstmals auf Kufen, spielte dort später anderthalb Jahre im zweitklassigen Jugendbereich und träumte davon, Profisportler zu werden. „Der Zug ist inzwischen abgefahren, wenn man ehrlich ist“, sagt der Jura-Student, der mit dem Sport aber immerhin sein Studium finanziert. Später will er mit internationalem Wirtschaftsrecht sein Geld verdienen. Ob er auch nächste Saison für die Crocodiles spielt, steht noch nicht fest. „Ich wäre aber nicht abgeneigt.“

Restkarten für das Play-off-Heimspiel gegen Tilburg am kommenden Sonntag gibt es für 13,20 Euro über www.crocodiles-eishockey.de.