Reinbek. Der elfjährige Corre Ahnsehl zählt bundesweit zu den größten Talenten. Im Alter von drei Jahren begann er mit dem Kampfsport.
Das jüngste Lob seines Trainers muss bei Corre Ahnsehl von der TSV Reinbek runtergegangen sein wie Öl. „Im Karatesport ist Corre einfach ein Phänomen. In seiner Altersklasse zählt er zu den größten Talenten Deutschlands“, sagt Timo Stieger-Fleischer.
Warum der Landestrainer und Coach der TSV den erst elf Jahre alten Kampfsportler so über den grünen Klee lobt, begründet er wie folgt: „Corre hat die Bewegungsabläufe und das richtige Timing praktisch in den Genen verankert“, sagt Stieger-Fleischer. „Er kennt keine Angst und strahlt auf der Matte die nötige Portion Selbstbewusstsein aus. Wenn es darauf ankommt, kann er sich aber auch zurücknehmen.“
Corre selbst bleibt gelassen. Seit knapp acht Jahren betreibt er die asiatische Kampfkunst. „Als Karatekämpfer versucht man, den Gegner mit dosierten Schlägen und Tritten zu treffen“, sagt der Träger des braunen Gürtels. „Dabei zielen alle Aktionen eher auf den Körper und weniger auf den Kopf ab.“ Sein außergewöhnliches Talent fiel vor drei Jahren auch Jugendbundestrainer Klaus Bitsch auf, der Corre umgehend in den Bundeskader berief.
Corre gelang als Neunjähriger der Sprung in den Bundeskader
In den Jahren 2013 und 2014 war das junge Talent international äußerst erfolgreich. Im italienischen Marina di Carrara nahm Corre an den Jugendweltmeisterschaften im Thai- und Kickboxen sowie im Vollkontakt-Karate teil – und räumte in unterschiedlichen Alters- und Gewichtsklassen sechs Titel ab.
Immer an seiner Seite ist Vater Michael Ahnsehl. „Die Jugend-WM war sowohl für meinen Sohn als auch für mich ein unvergessliches Erlebnis“, sagt der 55-Jährige. „In drei ineinander übergehenden Hallen waren rund 4000 Teilnehmer auf insgesamt 48 Kampf-matten am Start.“
Vater und Sohn vereint ein weiteres intensives Erlebnis, bei dem die Schuldfrage allerdings noch nicht ganz geklärt ist. Corre und Michael sind begeisterte Angler. Vor gut einem Jahr hatte Corre auf der Dove-Elbe einen nach eigenen Angaben 80 Zentimeter langen und rund drei Kilogramm schweren Hecht am Haken. Nach halbstündigem Kampf war es dann soweit: Michael Ahnsehl war drauf und dran, den Raubfisch an Bord des kleinen Bootes zu hieven.
„Die Kiemen des Fisches waren so scharf, dass sie mir die Finger aufschnitten und ich den Hecht wieder loslassen musste“, erzählt der Vater und fügt scherzend hinzu: „Seitdem muss ich mit der Schuld leben – was übrigens auch nach jeder Niederlage im Karatesport meines Sohnes der Fall ist.“ Corre ist nicht nur leidenschaftlicher Angler, sondern auch sonst sehr naturverbunden. Neben Sport zählen die Naturwissenschaften zu seinen Lieblingsfächern in der Schule „Ich liebe es, draußen zu sein“, sagt der Elfjährige. „Vielleicht ist Angeln auch deshalb für mich der ideale Ausgleich zum Karate.“
Der Elfjährige bevorzugt anfangs einen defensiven Kampfstil
Mit dem Familienhund, einem sechs Jahre alten und rund 70 Kilogramm schweren Kovasz-Neufundländer-Mischling, traut Corre sich noch nicht alleine raus. „Wenn Putzi, der rund 40 Kilogramm mehr wiegt als ich, nach links will, würden wir beide auch nach links gehen“, sagt Corre und schmunzelt. „Da habe ich ausnahmsweise – anders als gegen die meisten Gegner beim Karate – keine Chance.“ Dem Elfjährigen ist kaum anzumerken, dass er im Kindergartenalter ein äußerst aktives Kind war.
„Aus diesem Grund haben wir für Corre schon in jungen Jahren eine geeignete Sportart gesucht, damit er seine überschüssige Energie in die richtigen Bahnen lenken kann“, sagt Vater Michael. „Das scheint funktioniert zu haben, denn mittlerweile bin ich bei Turnieren meist hippeliger als mein Sohn.“ Auf der Matte ist Corre die Ruhe selbst. „Ich bevorzuge zu Beginn eines Kampfes einen eher defensiven Kampfstil“, sagt der Elfjährige. Seine Stärke sei der gut getimte Konter. „Sobald mein Gegner die Nerven verliert und überhastet angreift, erziele ich damit meist die ersten Wertungstreffer“, sagt der Elfjährige, der in Hamburg die fünfte Klasse der Stadtteilschule Kirchwerder besucht.
Vorbilder oder Idole hat Corre nicht. Mit Stieger-Fleischer hat er aber einen Trainer an der Seite, den er bewundert. Corre: „Ich kann mir gut vorstellen, später selbst Karate-Trainer zu werden.“