Glinde. Miriam Butkereit vom TSV Glinde gewinnt in der Hamburger Sporthalle das Finale der Frauen bis 70 Kilogramm gegen Jenny Werner.

Miriam Butkereit riskierte kurz vor dem Kampfende einen schnellen Blick auf die Anzeigetafel. „Bei 14 noch verbleibenden Sekunden war ich mir sicher, den Titel in der Tasche zu haben“, erzählt die Judokämpferin vom TSV Glinde.

Bei den Deutschen Meisterschaften führte die 21-Jährige im Frauen-Finale der Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm gegen Jenny Werner vom Rathenower JC mit einem Waza-ari, der zweithöchsten von drei Wertungen. Butkereit war klar: Nur eine unbedachte Aktion ihrerseits kann den Titelgewinn noch gefährden. Die Glinderin bewies jedoch Nervenstärke und brachte den Vorsprung souverän über die Zeit.

Dass sie das Finale in der Hamburger Sporthalle nicht schon vorzeitig mit einem Ippon für sich entschieden hatte, hakt Butkereit als Pech ab. „Nach einem gelungenen Wurfversuch hielt ich meine Finalgegnerin 19 Sekunden lang mit einem Haltegriff fest am Boden, ehe sie sich doch noch befreien konnte“, sagt die Halbportugiesin, deren Vater von der iberischen Halbinsel stammt. „Eine Sekunde fehlte mir zum Ippon und somit zum vorzeitigen Sieg.“

Miriam Butkereit bewahrt trotz frühen Rückstands die Ruhe

Auch ein Rückstand gleich zu Beginn des Kampfes – Werner bekam für eine gelungene Aktion einen Yuko zugesprochen – brachte Butkereit nicht aus der Ruhe. „Dieser Entscheid motivierte mich eher noch“, sagt die 21-Jährige. Danach ging sie auf der Wettkampfmatte noch etwas aggressiver zur Sache.

Im Halbfinale traf die Glinderin auf Lisa Müller von den Leipziger Sportlöwen. Butkereit dominierte das Geschehen von Beginn an und sorgte mit einer gelungenen Wurftechnik, für die der Kampfrichter einen Ippon vergab, für ein vorzeitiges Ende. Der Gewinn des deutschen Meistertitels bei den Frauen ist für Butkereit die Fortsetzung einer einmaligen Erfolgsgeschichte. Vergangenes Jahr, es war die erste Saison bei den Erwachsenen, gewann die Judoka bei den deutschen Titelkämpfen auf Anhieb die Bronzemedaille.

Zuvor holte sie den Titel bei den nationalen U-21-Meisterschaften und erreichte Rang drei bei den U-17-Europatitelkämpfen. „Mental wie auch von der Physis her hat Miriam sich in den zurückliegenden zwei, drei Jahren enorm weiterentwickelt“, sagt Trainerin Swenja Krosin.

Zudem blieb Butkereit seit gut zwei Jahren vom Verletzungspech verschont. „Diese Phase hält hoffentlich auch noch lange an“, sagt die Stormarnerin, die in den vergangenen Jahren nach langwierigen Verletzungen immer wieder den Weg zurück an die Spitze fand.

Krosin betreut Butkereit seit mehr als zwölf Jahren. Aus beruflichen Gründen tritt die 34 Jahre alte Judotrainerin des TSV Glinde allerdings seit Jahresbeginn kürzer. „Miriam hatte mich vor einigen Wochen gebeten, in Hamburg noch einmal ihre Betreuung zu übernehmen. Das habe ich natürlich gerne getan.“

Die 21-Jährige absolviert in Köln eine Ausbildung bei der Bundespolizei

Die vielen Erfolge ihres Schützlings erklärt Krosin wie folgt: „Miriam mischt seit vielen Jahren in der Spitze ihrer jeweiligen Altersklasse vorne mit, weil sie niemals den Spaß am Judosport verloren hat“, sagt die Trainerin. „Sie strebt ständig nach höheren sportlichen Zielen, sonst wäre sie vergangenes Jahr nicht nach Köln gegangen.“

Seit September absolviert Butkereit in der Domstadt eine Ausbildung bei der Bundespolizei und trainiert am Bundesstützpunkt des deutschen Judo-Verbands mit den besten Judokas Deutschlands. „So lässt sich mein späterer Berufswunsch optimal mit dem Leistungssport verbinden“, sagt die deutsche Meisterin. „Als Auszubildende trainiere ich zweimal am Tag, davon werde ich sicher profitieren.“

Kommendes Wochenende reist die 21-Jährige zum European Judo Cup nach Sofia ( Bulgarien). Butkereit: „ Gedanken über weitere Termine werde ich mir gemeinsam mit meinen Trainern nach der Rückkehr aus Bulgarien machen.“