Bargfeld-Stegen. Der Trial-Fahrer aus Bargfeld brillierte bei Weltmeisterschafts-Läufen. Doch der Sport bleibt teuer, während die Schule wichtiger wird.

Fünf Uhr morgens: Ankunft in Bargfeld-Stegen. Schnell ins Bett. Zwei Stunden später: Der Wecker klingelt. Ab in die Schule, eine Arbeit schreiben. Dann noch eine und dann noch eine. So sieht ein ganz gewöhnlicher Montag im Leben des Jarmo Robrahn aus. Er hat es sich so ausgesucht.

Mit dem Wohnmobil reist der
16-Jährige regelmäßig quer durch Europa, am Steuer sein Vater Gerhard Goetzmann. Trainer Ingo Brügge ist auch oft dabei. Zuletzt kam Jarmo im Morgengrauen aus Schweden zurück. Jarmo ist Motorrad-Sportler, nimmt an Trials, Geschicklichkeitswettkämpfen im freien Gelände, teil. In seiner Altersklasse gehört er zu den Besten.

Im schwedischen Boras wurden der fünfte und sechste Lauf der Junioren-Weltmeisterschaftsserie ausgetragen. Der Stormarner belegte einmal Rang vier und einmal den zweiten Platz – schon in der Woche zuvor in Tschechien war er zweimal Zweiter geworden. Wäre da nicht der zwei Jahre ältere Marco Fioletti, Jarmo wäre schon nach seinen ersten WM-Starts ein Seriensieger. „Ich bin sehr zufrieden, ich hätte nicht damit gerechnet, gleich dreimal Zweiter zu werden“, sagt Jarmo. Aber: „Den Italiener möchte ich in diesem Jahr noch einmal besiegen.“ Voraussichtlich viermal hat er dazu noch die Gelegenheit. An den je zwei Läufen in Frankreich und Andorra wird er wohl teilnehmen. Andere Wettbewerbe wie die in den USA und England wird er verpassen, wie schon den Auftakt in Japan. „Es ist auch ein Problem der Zeit“, sagt Gerhard Goetzmann, „aber in erster Linie ein Problem des Geldes.“ Der einzige große Sponsor sei er selbst, sagt der Vater und lacht.

Es ist ein weiter Spagat zwischen Schule und Motorsport, den Jarmo leisten muss. In diesem Jahr absolviert er seinen Realschulabschluss und wechselt dann auf die Anne-Frank-Schule in Bargteheide. Dass er ab und zu mal fehlt, ist mit den Lehrern abgesprochen. Doch den Stoff aufzuholen ist nicht immer leicht. Für Hobbys bleibt keine Zeit mehr. „Früher habe ich auch Fußball und Tischtennis gespielt, aber jetzt fahre ich eigentlich nur noch Motorrad“, sagt Jarmo.

Mit seinen 16 Jahren und einigen großen Erfolgen ist der Teenager nun an einen Punkt gelangt, an dem er eine schwierige Entscheidung treffen muss. Es ist möglich, als Trial-Fahrer sein Geld zu verdienen. Eine Garantie dafür gibt es nicht. „Ich müsste für den ernsthaften Versuch alles fallen lassen“, weiß Jarmo. „Und ob ich das will – da bin ich noch unschlüssig.“

Goetzmann sagt: „Ab jetzt stagnieren wir. Eigentlich müsste Jarmo voll in die WM einsteigen und in die Profiliga wechseln.“ Eine Möglichkeit ist, als Sportsoldat bei der Bundeswehr einzusteigen. Doch ob das klappt, ist unsicher, und Jarmo müsste in der Schule mindestens ein Jahr aussetzen. „Ich bin am Scheideweg“, sagt Jarmo. Ob ihm das schlaflose Nächte bereite? „Das noch nicht, aber ich mache mir schon sehr viele Gedanken.“