Hamfelde. Der 68-Jährige aus Hamfelde startet am Sonntag in Hamburg, wo sein Laufkarriere 1993 begonnen hat. Pro Jahr läuft er 75 bis 90 Marathons.

Für einige sind schon die 150 Meter zum nächsten Bäcker eine lange Strecke, andere schaffen mit Mühe einen Marathon. Für Peter Wieneke sind selbst die klassischen 42,195 Kilometer keine große Herausforderung mehr – er war schon beim legendären Spartathlon in Griechenland am Start, ist dort in 34:51 Stunden 246 Kilometer nonstop von Athen nach Sparta gelaufen. Am Sonntag startet der 68 Jahre alte Hamfelder zum 20. Mal beim Hamburg-Marathon, dort, wo 1993 seine verrückte Laufkarriere begonnen hat. „Mein thailändischer Freund Somwang Ngouwabunat hatte mir ein Jahr zuvor gesagt, es wäre an der Zeit, mal etwas für die Gesundheit zu tun und mir zum Laufen geraten“, erinnert sich Wieneke. „Wir haben dann vereinbart, gemeinsam beim Marathon zu starten. Ich hab mir gedacht: Na gut, einmal und nie wieder. Ich konnte ja nicht ahnen, was sich daraus entwickeln würde.“ Aus einem Marathon wurden zwei, dann zehn, 100, 500...

Wienecke: „Die Begeisterung war geweckt, und ehrgeizig wie ich bin, habe ich mir immer neue Ziele gesetzt.“ Inzwischen hat der Hamfelder 1176 Marathons oder Ultraläufe absolviert. Weltweit gibt es nur noch acht Langläufer, die mehr Wettkämpfe bestritten haben. Angeführt wird das Ranking vom Hamburger Christian Hottas, der vergangenen Sonntag in Hannover – zusammen in einer Gruppe mit Wieneke – seinen 2300. Marathon lief.

Pro Jahr absolviert er 75 oder 90 Läufe

Ein Ende ist für den Hamfelder Dauerläufer noch nicht in Sicht. „Ich möchte auf jeden Fall die 1500 schaffen, dann sehen wir weiter“, sagt er. Wenn alles klappt und er so gesund wie bisher bleibt, wäre es Ende Dezember 2016 soweit.

Wieneke plant seine Starts etwa zwei Jahre im voraus. Pro Jahr absolviert er zwischen 75 und 90 Läufe, egal wie die Bedingungen sind. Er läuft wenn Schnee liegt, es in Strömen regnet oder die Sonne vom Himmel brennt. Wieneke: „Mich könnte man auch mitten in der Nacht wecken und ich wäre dann in der Lage, einen Marathon zu laufen.“

In seinem Rekordjahr 2010 hat er sogar an 113 Wettkämpfen teilgenommen. „Ich bin zwar ein zäher Hund. Aber das werde ich nicht wiederholen. Man wird ja nicht jünger, ich gehe schließlich schon auf die 70 zu“, sagt Wieneke mit einem verschmitzten Lächeln.

Besonders stolz ist er darauf, noch nie einen Wettkampf vorzeitig beendet zu haben. Zeiten spielen für ihn keine große Rolle mehr. In Hannover war er 5:42,00 Stunden unterwegs. „In Hamburg werde ich versuchen, etwas schneller zu sein“, sagt er.

Sein Lieblingswettkampf ist der Marathon in Stockholm

Woran denkt er während des Laufens? „Das ist unterschiedlich. Zum Beispiel an unsere Tochter Johanna und wie ich sie dazu bewegen kann, dass wir kommendes Jahr gemeinsam in Hamburg starten. Das wäre meine größte Freude. Bislang hat sie mit dem Laufen ja nicht so viel am Hut“, sagt Wieneke. „Manchmal genieße ich aber auch einfach nur die Gegend, fotografiere mit den Augen. Ich finde es wichtig, dass man wahrnimmt, was um einen herum passiert.“

Der frühere Bankfachwirt (seit Anfang 2009 im Ruhestand) ist schon fast überall auf der Welt gelaufen, sein Lieblingswettkampf ist jedoch der Marathon in Stockholm – wahrscheinlich auch deshalb, weil seine Frau Ann-Marie, mit der er seit bald 50 Jahren verheiratet ist, aus Schweden stammt. Dennoch gibt es noch unbekannte Läufe, an denen er unbedingt teilnehmen möchte. „Die Marathons in Vietnam und Kambodscha stehen ganz oben auf meiner Liste“, sagt er.

Wer so viel unterwegs ist wie er, der lernt naturgemäß auch viele Menschen kennen. Wieneke: „Ich habe Lauffreunde in Russland, Japan oder den USA, die man immer mal wieder trifft und bei denen man übernachten kann, wenn man in der Nähe ist. In Hannover bin ich jetzt für Anfang August nach Italien eingeladen worden, um dort zehn Marathons in zehn Tagen zu laufen.“