40 Kämpfe stehen am Sonnabend in der Sporthalle auf dem Programm. Für den Lütjenseer Piotr Staczek geht es um den deutschen Meistertitel
Trittau. Es herrscht Vollbetrieb im X’ite-Fighting. Der Schweiß rinnt in Strömen. Lutz Burmester kündigt die nächste Schlagkombination an: „Linker Haken, rechtes Bein.“ Und wieder einmal geben die Kampfsportler eine halbe Minute lang alles, ehe ihnen die gleiche Zeit zum Verschnaufen bleibt. Anschließend schickt Burmester seine Kämpfer unter die Dusche.
„In den zwei Wochen vor einem Wettkampf arbeite ich nur noch an der Kondition“, sagt der Coach des Trittauer Kampfsportvereins, „denn ohne ausreichend Luft nützt einem Kämpfer die beste Technik nichts.“ Der 50-Jährige kennt das Geschäft. Er selbst stand bei über 100 Kämpfen im Ring, gewann 1991 den Europameistertitel im Vollkontakt-Kickboxen.
Die Kampfsportler aus Trittau müssen auf den Punkt fit sein, wenn sie am morgigen Sonnabend, 14. Februar, in der großen Sporthalle an der Großenseer Straße in den Ring steigen. Zum zweiten Mal organisiert X’ite-Fighting, seit Juni 2011 in Trittau Anlaufstelle für Kampfsportler und Anhänger von Fitnesstraining, einen Kampfabend.
Knapp 40 Kämpfe im Kick- und Thaiboxen, im Boxen sowie nach den in den 1980er-Jahren entstandenen Regeln des K-1 (eine Kombination aus Techniken verschiedener Kampfsportarten) sind angesetzt. Das Vorprogramm startet um 16.30 Uhr. Die Hauptkämpfe beginnen gegen 18 Uhr.
Im Mittelpunkt stehen zwei Auseinandersetzungen im K-1: David Wachs greift nach dem Gürtel des Intercontinental Champions, während Piotr Staczek um die deutsche Meisterschaft kämpft. Beide Titel werden vom World-Boxing-Network (WKN), einen in mehr als 100 Ländern vertretenen Kickbox-Verband, vergeben. Wachs, 29, ist Geschäftsführer eines Fitness- und Kampfsportstudios in Rostock. Seit knapp 20 Jahren kennt er Burmester, seit vier Jahren trainieren beide gemeinsam in Trittau. Die rund 160 Kilometer lange Fahrt von Rostock nach Stormarn nimmt er dreimal wöchentlich gern in Kauf.
„Lutz ist ein Trainer mit dem gewisse Auge für Feinheiten“, sagt Wachs. „Zudem hat hat er das nötige Fachwissen und das gewisse Talent, einen immer wieder an seine Grenzen zu bringen.“ Wachs war bereits zweimal Europameister in der Gewichtsklasse bis 76 Kilogramm sowie Vizeweltmeister im vergangenen Jahr.
Seinen Gegner aus Griechenland kennt er nur aus dem Internet. „Natürlich wollte ich wissen, wo seine Stärken liegen“, sagt Wachs. „Wichtiger für mich ist aber die erste Runde, denn da stelle ich mich für gewöhnlich auf meinen Gegner ein.“
Staczek, ehemaliger Fußballprofi des Zweitligisten FC St. Pauli, sprang für den verletzten Kerim Hüdür in die Bresche. Was für den in Lütjensee wohnenden IT-Manager kein Problem ist. Er sagt: „Ich bin top-fit, denn was ich früher als Profi-Fußballer konditionell leisten musste, ist lächerlich im Vergleich zu den Anforderungen im Kampfsport.“
Ganz heiß auf seinen ersten Kampf ist der 15-jährige Jendrik Böhnke. „Noch bin ich relativ entspannt“, sagt der Neuntklässler des Gymnasiums Trittau, „was sich aber schnell ändern wird, sobald ich vor mehreren hundert Zuschauern in den Ring steige.“ Jendrik der bis zu fünfmal die Woche trainiert, hält K-1 als faire Sportart. Er sagt: „Auch wenn es auf den ersten Blick nicht den Anschein hat, man lernt, seinen Gegner zu respektieren.“
Stephan Weck ist Jugendtrainer im Trittauer Studio. „Kampfsport, wie wir ihn betreiben, hat eine gewaltpräventive Wirkung“, sagt der Mathematik- und Sportlehrer der Hahnheide-Schule. „Wenn Jugendliche sich ausprobieren und ihre Grenzen ausloten wollen, lernen sie bei uns Regeln zu achten, andere Menschen zu respektieren sowie diszipliniert und fleißig zu arbeiten.“
Thomas Türk, 38, Vorsitzender des Kampfsportvereins, stimmt dem zu. Er sagt: „Wir wollen keine Schläger ausbilden. Wenn einer meint mit aggressivem Verhalten weiterzukommen, empfehlen wir ihm nachhaltig den Besuch einer anderen Sportschule.“
Innerhalb kürzester Zeit hat sich X’ite Fighting zur Medaillenschmiede für Kampfsportler entwickelt. Aushängeschild der Frauen ist Meryem Uslu. Sie ist mehrfache Deutsche Meisterin der Amateure sowie Weltmeisterin der Profis IMC.
Bei den Männern zählen Burmesters Sohn Kevin Eiberg, Europa- und Weltmeister der Verbände WKN, WKA, MUD, IPTA, sowie Martin Jahn, mehrmaliger Deutscher Meister und Profi-Weltmeister IMC, ebenso dazu wie Dima Weimer. Der Polizist aus Hamburg ist Deutscher Meister, Europa- und Weltmeister der Amateure sowie fünfmaliger Weltmeister der Profis WKN.