Die Stormarner Fußballer blamierten sich beim Unentschieden gegen den Tabellenvorletzten SV Henstedt-Ulzburg bis auf die Knochen. Trainer Oliver Zapel ließ die Pressekonferenz sausen.

Steinburg. „Es gibt keine Pressekonferenz, ich hab’ kein Bock, ich fahr’ nach Hause.“ Das waren die letzten Worte von Oliver Zapel, bevor er wenige Minuten nach dem Abpfiff das Ernst-Wagener-Stadion durch einen Seitenausgang verließ. Die Pressekonferenz gab es dann doch. Auf dem eigentlich für den Chefcoach bereitgestellten Stuhl hin- und her rutschend musste Co-Trainer Dirk Kohlmann erzählen, dass er dieselbe Erklärung für den Einbruch des SV Eichede habe wie alle anderen. Dieselbe Erklärung dafür, dass die Schleswig-Holstein-Liga-Fußballer gegen den SV Henstedt-Ulzburg nicht hoch gewonnen, sondern 5:5 (2:1) gespielt, sich nicht mit Ruhm bekleckert, sondern bis auf die Knochen blamiert hatten: nämlich gar keine Erklärung.

67 Minuten lang zeigte der Regionalligaabsteiger eine Woche nach seinem 7:1-Erfolg in Bordesholm eine gute bis sehr gute Leistung. Auch der Fehlpass von Jakub Heidenreich, der in der 27. Minute das 0:1 durch Jannick Martens einleitete, warf die Gastgeber nicht aus der Bahn. Der überragende Vincent Janelt mit einem Dreierpack (28., 38., 56. Minute), Torge Maltzahn per von Janelt herausgeholtem Foulelfmeter (62.) und Flodyn Baloki (66.) schossen die auch in der Höhe verdiente 5:1-Führung heraus.

Der SV Eichede schien in einem ICE mit rasendem Tempo dem Schützenfest entgegenzufahren – und verpasste irgendwann und irgendwo den Umstieg in die klapprige Regionalbahn gen Mindestziel Heimsieg. „Ich hatte gar nicht das Gefühl, dass wir die Kontrolle verlieren“, sagte Innenverteidiger Malte Buchholz, der sich im Gegensatz zu Zapel und den meisten seiner Teamkollegen äußern wollte. „An einem gewissen Punkt kommt man einfach nicht mehr rein. Uns hat jegliche Souveränität und Cleverness gefehlt.“

Dabei gab es reichlich Momente und Signale, die die Steinburger als Warnschuss hätten begreifen müssen. Vielleicht nicht das 5:2 durch Martens in der 68. Minute, durchaus aber das 5:3 durch Miche-Joel Makomé (75.), dem ein fürchterliches Abwehrverhalten vorausgegangen war. Doch selbst als Pierre Halle in der 86. Minute der Anschlusstreffer gelang, schien niemand verstanden zu haben, dass hier der Verlust fest eingeplanter und längst sicher geglaubter Punkte drohte. Buchholz: „Wir haben auch nach dem 5:4 noch weiter munter nach vorn gespielt.“

Eine Minute vor Ablauf der regulären Spielzeit köpfte der eingewechselte und schwergewichtige Thilo Pajewski unbedrängt zum 5:5 ein und machte das Debakel des SVE perfekt. In der Nachspielzeit schoss Arnold Lechler aus 16 Metern über das Tor und auch eine Eicheder Ecke brachte nichts mehr ein.

Henstedt-Ulzburgs Trainer Jens Martens räumte auf der Pressekonferenz ein, „dass wir nach dem 5:1 nur noch irgendwie über die Runden kommen und nicht noch höher verlieren wollten“. Selbst nach ihrem dritten Treffer schienen die Gäste nur darauf aus, ihr laut Martens „katastrophales Defensivverhalten“ zu verbessern, nicht aber auf weitere Treffer. Die Stormarner stürmten, vergaben eine Reihe von Chancen – und scheinbar geschlagene Gegner durften kontern, verwerteten allerdings auch nahezu all ihre Chancen eiskalt. „Mit jedem Gegentor hat eine Lähmung eingesetzt“, sagte Kohlmann, „plötzlich war alles weg.“

Der Mannschaft des SVE dürfte eine ungemütliche Trainingswoche bevorstehen. In einer ersten Reaktion direkt nach dem Abpfiff kündigte Zapel laut Buchholz an, in dieser Woche täglich zum Training zu bitten.

SV Eichede: Berndt – Marschner, Buchholz, Rienhoff – Fischer, Heidenreich, Seiler (64. M. Schubring), Kossowski – Maltzahn, Janelt (66. Lechler), Baloki.