Fahrsportler tritt mit Ehefrau Silvia und eigenen Pferden bei Landesmeisterschaften an. Der 44-Jährige führt seine selbst gezüchteten Ponys behutsam an den Turniersport heran.
Trittau. Gischt spritzt nach allen Seiten, als Stephan Koch in vollem Galopp seinen Zweispänner geschickt durch die Wasserdurchfahrt dirigiert. Die Leinen in seinen Händen vermitteln ihm die Dynamik, aber auch die nur schwer zu bändigende Kraft der beiden Pferde, die die geländegängige Kutsche vorantreiben. „Mit selbst gezüchteten und ausgebildeten Ponys zu fahren ist ein Gefühl, das mit Worten nur schwer zu beschreiben ist“, sagt der zweifache Weltmeister im Fahrsport. Diese Empfindung hat der 44-Jährige vom RFV Trittau in der jüngsten Vergangenheit mehrfach schmerzlich vermisst, denn vor rund vier Jahren trennte er sich von seinen besten Fahrsport-Ponys.
Dieses Jahr wagt Koch einen Neuanfang – mit selbst gezogenen, leistungsstarken Ponys. Der vierfache deutsche Meister startet an diesem Wochenende beim Fahrfest des Nordens – den Landesmeisterschaften in Bad Segeberg. Mit einem Auge schielt er bereits wieder auf einen nationalen Titel, allerdings nicht in dieser Saison.
„Die diesjährigen Turnierteilnahmen sehe ich als Vorbereitung für die kommende Saison“, sagt der 44-Jährige, „denn meine Pferde sind einfach noch zu jung, um ganz vorn mitzumischen.“ Pferde sind nun Mal die große Leidenschaft von Koch, auch wenn er nicht im Sattel sitzt. Vielleicht gerade deshalb trennte sich Koch von seinen Top-Ponys, mit denen er fast alles gewonnen hatte. „Unsere gemeinsamen Erfolge waren kaum zu übertreffen. Und da ich wusste, dass die Tiere es bei dem neuen Besitzer gut haben, musste ich handeln“, erklärt Koch.
Er nahm Abschied von der ganz großen Bühne und überbrückte die Zwischenzeit mit Leihgespannen. Ein Jahr zuvor änderte sich auch seine private Situation, denn der Brandschutztechniker zog von Hamburg nach Krukow (Kreis Herzogtum Lauenburg) auf den Hof seiner Lebensgefährtin Silvia Asmus. Der Fahrsport und die Liebe zu Pferden führte beide zusammen. Vor gut sechs Wochen gaben sie sich das Ja-Wort. Die anschließende Hochzeitsreise führte das Ehepaar Koch auf den Inselstaat Mauritius. Silvia Koch arbeitet als Studienrätin an der Grund- und Stadtteilschule Kirchwerder. Als Klassenlehrerin betreut die 31-Jährige eine 6. Klasse, unterrichtet zudem naturwissenschaftliche Fächer in der Oberstufe. Beide kümmern sich in ihrer Freizeit um die Landwirtschaft (Heu und Stroh), die auf dem Hof betrieben wird.
Als Team treten Stephan und Silvia Koch auch beim Fahrfest des Nordens auf. Beide haben als Fahrer gemeldet, unterstützen den Partner jeweils als Beifahrer. Die Frage, wer auf der Kutsche der bessere Hintermann sei, beantwortet das Ehepaar einstimmig. „Silvia“, schallt es wie aus einem Mund.
„Stephan ist als Beifahrer unerträglich, da er hinter mir aufgeregt unentwegt meinen Fahrstil kommentiert“, sagt Silvia Koch. „Dabei kenne ich die Aufgaben und weiß genau, was ich zu tun habe“. Gemäß Regelwerk herrscht auf der Kutsche Sprechverbot. Das treibt Silvia Koch die Sorgenfalten auf die Stirn. „Wenn ein Leistungsrichter das permanente Gebrabbel von Stephan mitbekommt und ich deshalb bestraft werde, muss ich ihm beim nächsten gemeinsamen Auftritt den Mund zukleben“, sagt die 31-Jährige schmunzelnd.
Wie im Fahrsport üblich starten Kochs in Bad Segeberg mit der Dressur – der ersten von drei Disziplinen. Beide müssen auf einem Fahrviereck 20 bis 25 vorgeschriebene Lektionen vorführen. „In einem Zeitfenster von sechs bis neun Minuten wird im Grunde genommen das eigene Trainingspensum der zurückliegenden Monate überprüft“, sagt Silvia Koch. Ehemann Stephan bestätigt: „Nach einer guten Beurteilung weiß ich, dass ich zu Hause gut gearbeitet habe.“
Als zweite Disziplin steht die rund zehn Kilometer lange Geländefahrt an, bei der Zeitlimits auf einzelnen Teilabschnitten nicht über- oder unterschritten werden dürfen. Zum Abschluss folgt das Hindernisfahren. Auf einem Parcours sind je nach Schwierigkeitsgrad der Prüfung bis zu 20 Kegelpaare aufgestellt, deren Abstand etwa 20 bis 50 Zentimeter weiter ist als die Wagenspur. Es gilt, die vorgegebene Strecke möglichst schnell, dabei aber fehlerfrei zu durchfahren.