Mehr noch als das bloße Ergebnis (0:1 gegen SV Wilhelmshaven) schmerzte die Stormarner die Erkenntnis, nicht alles gegeben zu haben. Erst der Torwart sorgte für die Initialzündung – zu spät.

Steinburg. Sein eigenes Trikot hatte Jan-Ole Rienhoff vom Kragen herunter bis in die Bauchgegend zerrissen. So wie es der Diskuswerfer Robert Harting immer tut, wenn er einen großen Erfolg feiert. Der Kapitän des SV Eichede dagegen handelte aus Frust. Aus Frust über die 0:1 (0:1)-Heimniederlage gegen den SV Wilhelmshaven und insbesondere, weil sich gleich nach dem Abpfiff eine Erkenntnis bei ihm breitmachte, die noch bitterer schmeckte, als das Ergebnis. „Wir haben es selbst verbockt“, sagte der Kapitän der Regionalligafußballer und fixierte dabei einen weit entfernten Punkt. „Weil wir nicht 120 Prozent gegeben haben, so wie ich es erwartet habe, sondern vielleicht 105 Prozent“.

Dabei musste doch jedem in Eichede klar sein, welche Bedeutung das Spiel gegen den Tabellennachbarn aus Niedersachsen für den Aufsteiger hatte – oder hätte haben können. „Ein Sieg gibt uns einen riesigen Push“, sagte etwa Torhüter Julian Barkmann – nach dem Spiel sagte er das, hypothetisch.

Der 21-Jährige hatte seinen Platz in der Startelf im Gegensatz zu sechs anderen Spielern, die nach der 0:7-Klatsche gegen den VfL Wofsburg II aus dem Team rotierten, behalten. Torge Maltzahn nach überstandener Schulterverletzung und Moritz Hinkelmann nach abgelaufener Sperre gaben ihr Comeback. Barkmann zeigte zwar kein fehlerfreies Spiel, sorgte mit einem stark gehaltenen Elfmeter aber für „die erhoffte Initialzündung“, wie Trainer Oliver Zapel hinterher sagte. In der Tat war ein Ruck durch das Team der Steinburger gegangen, als der Wilhelmshavener Allesandro Alfieri mit seinem Strafstoß beim Stand von 1:0 für die Gäste an Barkmann gescheitert war. Es begann eine Phase, in der die Mannschaft des SVE vor 430 Zuschauern den Beweis erbrachte, dass sie lebt und dass sie bereit ist, um jeden Ball zu kämpfen. Doch mitreißende 20 Minuten allein können kaum als Beleg für Regionalligatauglichkeit gewertet werden.

Hatte Zapel vor der Partie noch die Hoffnung geäußert, dass der Druck – wie im vergangenen Sommer in der Aufstiegsrunde – die Mannschaft beflügeln würde, so musste er nach der 13. Partie ohne Sieg in Folge konstatieren, dass das Gegenteil eingetreten war. „Die Spieler konnten teilweise nicht mit dem Druck umgehen. Einige hatten scheinbar eine Bleiweste um“, sagte er.

Ob es jener Druck war, der André Kossowski und Maltzahn daran hinderte, in der Drangphase riesige Torchancen zu verwerten, bleibt Spekulation – beide wollten sich nach der Partie verständlicherweise nicht äußern. Fakt ist, dass mehrere Mannschaftsmitglieder der „Bravehearts“ regelrecht eingeschüchtert wirkten. „Solche Chancen müssen wir einfach nutzen. Das Tor war ja zweimal leer“, haderte Rienhoff.

Jeweils nach uneigennütziger Vorarbeit des besten Eicheders Haris Huseni scheiterten Kossowski (74. Minute, Latte) und Maltzahn (78., vorbei) aus fünf Metern Torentfernung. Im ersten Durchgang hatte bereits Huseni beim Stand von 0:0 den Querbalken getroffen (22.) und Fousseni Alassani freistehend den Ausgleich vergeben (42.). Zum Tor des Tages durfte in der 38. Minute Wilhelmshavens Kapitän Christopher Braun einschieben. Zapel: „Das hat mich an letzte Woche erinnert: Wir stehen Spalier und gucken zu, wie der Ball ins Tor getragen wird.“

„Was will man denn noch für Chancen haben?“, fragte der Coach. „Das ist für uns alle sehr, sehr frustrierend. Nun müssen wir uns mit der nächsten Ein-Tor-Niederlage abfinden.“ Schon zum achten Mal fehlte dem Aufsteiger nur ein Treffer zu einem Unentschieden.

SV Eichede: Barkmann – Heidenreich, M. Hinkelmann, Jan-Ole Rienhoff, Fischer – Baloki – Kossowski (86. Cayir), Maltzahn, Abou Khalil (46. Issahaku), Alassani (69. Bento) – Huseni.