1020 Hobbyläufer gehen bei Breitensportspektakel des SSC Hagen Ahrensburg an den Start. Organisatoren freuen sich über 20-prozentigen Zuwachs

Ahrensburg. Ein kühler Ostwind fegt über den Schulhof am Dänenweg. Die Bockwurst zum zweiten Frühstück, der sogenannte Lümmel, muss warten. Eine warme Jacke ist Udo van Stevendaal vorerst wichtiger. „Gegen diesen Jungen habe ich wirklich keine Chance“, sagt der 45 Jahre alte Triathlon-Senioren-Weltmeister vom SV Großhansdorf. Lächelnd verweist er auf den neben ihm stehenden Lasse Nygaard Priester.

34:16,90 Minuten benötigte van Stevendaal beim 36. Lümmellauf, dem beliebten Breitensportspektakel des SSC Hagen Ahrensburg, für die 9.700 Meter lange Strecke. Knapp fünfeinhalb Minuten eher erreichte sein 27 Jahre jüngerer Konkurrent den Zieleinlauf. Van Stevendaal blieb gelassen. Denn: Der 18-Jährige vom SV Henstedt-Ulzburg sorgte bereits im vergangenen Jahr bei der Triathlon-Weltmeisterschaft in Englands Hauptstadt London für Schlagzeilen. In der Junioren-Konkurrenz erreichte er in seiner Altersklasse das beste Resultat aller deutschen Teilnehmer.

1020 Hobbyläufer, unter ihnen 21 Walker, begaben sich vor der Grundschule am Hagen in Abständen auf eine der insgesamt sieben angebotenen Streckenlängen. Peter Waterstradt freut sich: „Nach 867 Startern im Vorjahr haben wir eine Steigerung von knapp 20 Prozent erreicht“, sagt der 71-Jährige. Seit mehr als 25 Jahren gehört er zum Organisationsteam – und kennt Harry Hanke, den Erfinder des „Lümmels“. Der rüstige Rentner, in Reinbek geborenen, in Bad Oldesloe aufgewachsen, betrieb gemeinsam mit Ehefrau Edeltraut von 1963 bis 1983 die Schlachterei Paul Bachmann am Dänenweg.

„Mitte der 1970er-Jahre betrat ein Herr Burmeister vom SSC Hagen meine Schlachterei. Er fragte nach einer übergroßen Wiener Wurst, die er als Veranstalter eines vom SSC geplanten Volkslaufes den meist jugendlichen Teilnehmern nach dem Rennen in die Hand drücken kann“, erzählt der 78 Jahre alte Ahrensburger. „Sie sollte extra groß, aber gleichzeitig preislich erschwinglich sein.“ Gesagt –getan: Kurze Zeit später zeigte er dem Mann vom SSC Hagen eine Probewurst besonderen Kalibers. „Ich habe die extra lange Wurst quer in meine linke Hand gelegt und sie zur Faust geballt“, sagt Hanke. „Beim Betrachten murmelte ich mehr zu mir selbst: Was für ein Lümmel in meiner Hand.“ Der Mann vom SSC Hagen sei sofort hellhörig geworden und meinte: „Mensch, das ist genau der Name für unseren Lauf.“ Die Bezeichnung Lümmellauf war somit geboren. Bettina Lange machte sich nicht vorrangig Gedanken über die Historie des Lümmels. Die 44-Jährige war zwiegespalten. Sollte sie sich über ihren ersten Platz über die knapp zehn Kilometer lange Distanz freuen oder doch eher ärgern, weil sie mit ihrer Zeit von 42:29,20 Minuten mehr als zwei Minuten langsamer als im vergangenen Jahr geblieben war. „Es lief nicht rund bei mir“, sagt die Triathletin vom TSV Bargteheide. Sportlich fair: Ehemann Jens Krohn gab auf dem Streckenverlauf das Tempo vor, ehe er einen Gang zurückschaltete und seine Frau kurz vor der Ziellinie vorbeiziehen ließ.

Internationale Starts hat die 44-Jährige in diesem Jahr nicht geplant. „Familie und Beruf sind einfach zu zeitintensiv“, sagt Lange, die als Bauingenieurin in der Tiefbauabteilung der Stadt Bargteheide beschäftigt ist. Für die Deutschen Triathlon-Meisterschaften im Sprint will sie sich aber auf jeden Fall qualifizieren.

Erfolgreich schnitten ihre Zwillinge Janka und Thore Krohn, 10, ab. Janka setzte sich bei den Schülerinnen W 10 über 1000 Meter durch, Bruder Thore belegte bei den Schülern M 10 den dritten Rang. Wie im Vorjahr bereitete den Organisatoren die teilweise morsche Moorwanderbrücke Probleme. Nur unter Auflagen gestattete die Stadtverwaltung die Überquerung. „Die Läufer mussten im Schritttempo die Brücke überqueren und sich in Schieflagen mit einer Hand am Geländer festhalten“, sagt Waterstradt. „Erfreulicherweise gab es auf der gesamten Strecke keine Zwischenfälle.“ Henri Benthien (Ahrensburger TSV) setzte sich im 1000-Meter-Schülerlauf ebenso durch wie Fabian Funke (SSC Hagen Ahrensburg) und Sandra Kiel (TSV Bargteheide) über die 2000-Meter-Distanz. Patrick Raabe (TSV Bargteheide) lief über die knapp 20 Kilometer als Zweiter über die Ziellinie.

Kurios: Kristina van Wahden vom SSC Hagen wurde in der Ergebnisliste der 19.300-Meter-Distanz auf dem letzten Rang geführt. Ihre Zeit: 2:16,15 Stunden. „Kristina ist eine Top-Läuferin. Sie war nur unterwegs, um gemeinsam mit Dirk Wohlert nach dem letzten Läufer den Streckenverlauf zu säubern“, sagt Waterstradt. „Aufgrund einer technischen Panne im Zieleinlauf fiel sie mit in die Wertung.“