Zwölf Jahre alter Judoka vom TSV Glinde gewinnt in Hollage Titel bei norddeutschen U-15-Einzelmeisterschaften. Die Zwillingsschwestern Mascha und Seija Ballhaus holen ebenfalls Gold.

Glinde. Sommer 2010: Yerrick Schriever nutzt den Besuch bei seinen in Fort Lauderdale (Florida/USA) lebenden Großeltern für einen Abstecher zu dem auf dem Weg nach Key West liegenden Inseldorf Islamorada. Zwischen der Salzwasser-Wildnis des Everglades National Park auf der einen und Nordamerikas einzigem Korallenriff auf der anderen Seite macht der zwölf Jahre alte Judokämpfer des TSV Glinde eine ihn für sein weiteres Leben prägende Erfahrung.

„Es ist ein unvergessliches Erlebnis, gemeinsam mit Delfinen im offenen Meer zu schwimmen“, sagt der Siebtklässler. Seitdem ist er von dem Wunsch besessen, nach der Ausbildung den Beruf des Meeresbiologen zu ergreifen. Vor Kurzem erlebte Yerrick auch als Judoka einen unvergesslichen Moment: Bei den norddeutschen U-15-Einzelmeisterschaften im niedersächsischen Hollage setzte sich der Zwölfjährige in der Klasse bis 37 Kilogramm im Finale gegen den amtierenden Hamburger Meister und Titelverteidiger Florian Dassow (TuRa Harksheide) durch.

Yerrick siegte nach drei Minuten durch Yuko, einer von drei möglichen Wertungen. Ein Yuko erhält der Kämpfer, der sich einen technischen Vorteil erarbeitet, aber den Gegner nicht entscheidend beherrscht. Ein Ippon führt zum sofortigen Abbruch und wird vergeben, wenn ein Judoka seinen Kontrahenten auf den Rücken wirft oder ihn mit einem Osae-komi, einer Haltetechnik, für mindestens 20Sekunden auf den Boden drückt. Die Wertung Waza-Ari erfolgt, wenn der Rücken die Matte nur halb berührt oder ein Haltegriff nur wenige Sekunden andauert.

„Mir sind zum Glück während des Kampfes die besseren Aktionen gelungen“, sagt Yerrick. Nicht nur für Sohnemann, auch für Vater Carsten Schriever war der Titelgewinn eine freudige Überraschung – die dem 46-Jährigen allerdings teuer zu stehen kam. „Ich hatte meinem Sohn für den Fall des Sieges die freie Wahl eines neuen Mobiltelefons versprochen“, erzählt Carsten Schriever. „Die Idee von meinem Vater gefiel mir“, sagt Yerrick und lacht. „Allerdings habe ich mir nicht gerade das Billigste ausgesucht.“

Mit dem Judosport hat Yerrick vor gut sechs Jahren beim TSV Lütjensee begonnen. „Ich besuchte mit meinem Vater eine Schnupperstunde und war sofort begeistert“, sagt der Zwölfjährige. Michael Noeske, seinerzeit Trainer beim TSV Lütjensee, erkannte das in ihm schlummernde Talent und schlug ihm nach einigen Jahren einen Wechsel zum TSV Glinde vor. Der im Süden Stormarns gelegenen Verein bot Judo nicht nur als Breiten- sondern auch als Wettkampfsport an. „Der Abschied fiel mir schwer", sagt Yerrick, der sich fünf Jahre lang in Lütjensee wohl gefühlt, den Wechsel nach Glinde aber nicht bereut hat. Im Schlepptau: Lasse und Pit Schriever – die beiden zwei Jahre jüngeren Zwillingsbrüder. Wenn es seine Zeit zulässt, greift Yerrick in die Saiten. Seit rund sieben Jahren nimmt er Gitarrenunterricht.

Der Zwölfjährige bevorzugt spanische Gitarrenstücke, ist aber auch von Kompositionen der Beatles begeistert. „Meine Lieblingsstücke sind ‚Let it Be’ und ‚Yesterday‘“, sagt Yerrick. Ihm gefällt auch der Song „Yellow Submarine“ sehr gut. Verständlich: Das 2:37 Minuten lange Stück über ein gelbes Unterseeboot harmoniert bestens mit Yerricks Affinität zur Unterwasserwelt.Bei den norddeutschen Titelkämpfen erreichten noch weitere Judokämpfer des TSV Glinde Podiumsplätze. Mascha und Seija Ballhaus, beide 13, gewannen in ihren Klassen die Goldmedaille. Mascha, Siegerin von 2012 und 2011, bezwang im Finale bis 40 Kilogramm Pia Rzepka (MTV Vorsfelde) mit einem O-uchi-gari. Die Richter belohnten die Wurftechnik mit einem Waza-Ari, der zweithöchsten Wertung.

Zwillingsschwester Seija siegte in der Klasse bis 44 Kilogramm. Nach nur knapp zwei Minuten beförderte sie Laura Kemmling vom Judo-Club Katlenburg mit einem Harai-goshi auf die Matte. Ein Ippon und der damit erzielte Sieg durch Abbruch waren für die Vorjahreszweite der verdiente Lohn für ihren hervorragend angewandten Hüftwurf. Eine Bronzemedaille erkämpfte sich Antonia Büchsenschütz in der Klasse bis 40 Kilogramm.