Mit dem Club an der Alster und dem Berliner HC wurde Till Führer sechsmal deutscher Hockeymeister. Mit 29 kehrt der Abwehrspieler zurück zum THC Ahrensburg – nach reiflicher Überlegung.

Ahrensburg. „Er ist der ruhigere von uns beiden“, sagt Florian Führer über seinen ein Jahr jüngeren Bruder Till. „Derjenige, der länger nachdenkt, bevor er eine Entscheidung trifft.“ Und so hat es auch seine Zeit gedauert, bis der eine Führer, Trainer des THC Ahrensburg, den anderen Führer, international erfahrener Hockeyspieler, so weit hatte, zu seinem Jugendverein zurückzukehren. Für zunächst eine Hallensaison und in ausgewählten Partien verstärkt Till die Abwehr des Regionalligaclubs – ein Jahr, nachdem er im Endspiel der deutschen Feldhockey-Meisterschaften gegen Rot-Weiss Köln (2:1) für den Berliner HC das 1:0 erzielte und am Ende seinen sechsten nationalen Meistertitel feierte.

„Für mich war es sehr wichtig, dass es für die Mannschaft okay ist“, sagt der 29 Jahre alte Wahl-Berliner. An den Trainingseinheiten kann er nicht teilnehmen, ist mit seiner Qualität und Erfahrung dennoch automatisch ein fester Bestandteil der Stammformation, wenn er zu den Spielen anreist. Wie ungerecht sich das für die anderen Spieler anfühlen kann, hat er früher am eigenen Leibe erfahren und sich deswegen ausgiebig bei seinem Bruder und bei Kapitän Malte Jansen rückversichert.

Dieses „früher“ begann für Führer spätestens 2003 mit seinem Wechsel in die Herrenmannschaft des Clubs an der Alster, mit dem er auf dem Feld und in der Halle insgesamt fünfmal Deutscher Meister wurde. In der Hauptstadt kam ein Titel dazu, doch nun ist der professionelle Hockeysport mit drei bis vier Trainingseinheiten in der Woche, mit Spielen vor bis zu 5000 Zuschauern und mit Europapokalreisen nach London, Paris oder Madrid für Führer eben etwas, was „früher“ mal war. „Ich bin jetzt an einem Punkt, wo es nicht mehr so weiter geht. Hockey definiert mich nicht mehr“, sagt er.

Nachdem er 2010 sein Germanistik- und Philosophiestudium in Hamburg abgeschlossen hatte, zog es Führer nach Berlin, wo er nun Teil eines kleinen Start-up-Unternehmens ist. Livekritik.de ist ein Kultur-Bewertungsportal, aus dem einmal eine große Community werden soll. Führer selbst hat schon manche Kritik verfasst, hauptsächlich über Theater-Inszenierungen. Hamlet, Ein Sommernachtstraum, Was ihr wollt. „Ich gehe sehr gern ins Theater, mittlerweile auch in die Oper und in Ausstellungen. Meine Leidenschaft ist der Text und das Buch“, sagt er. Im Studium behandelte er schwerpunktmäßig die Werke von Kafka, Derrida und Foucault. Das Abstrakte, das Rätselhafte reize ihn daran. „Wie die Sprache ein bisschen zu sich selbst findet.“

Als jüngerer der beiden ist es Till Führer gewohnt, dass sein Bruder, mit dem er nur wenige hundert Meter vom Ahrensburger Clubheim entfernt aufwuchs, und der nun sein Chefcoach ist, den Ton angibt. „Klar, er ist nun mal mein großer Bruder, auch wenn wir nicht so weit auseinanderliegen. Mittlerweile sind wir aber eher so etwas wie gute Freunde.“ Florian schätzt seinen Bruder privat als „ausgeglichenen Typen“ und auf dem Feld als professionellen und analytischen Spieler. „Er versteht das Hallenhockey als ein dynamisches Schachspiel.“ Bei seinem Debüt vor einer Woche auswärts gegen den Harvestehuder THC II (6:10) schlüpfte er gleich in eine Führungsrolle.

Seine nächsten Partien absolviert Till Führer am Doppelspieltag am 7./8. Dezember in Hannover und Braunschweig. Den eigenen Anhängern wird er sich erstmals am 21. Dezember im Spiel gegen die Reserve seines Ex-Vereins, Club an der der Alster, präsentieren. Gegen den Club zur Vahr an diesem Sonnabend (14.30 Uhr, Kreisberufsschule) müssen die Stormarner ohne ihren einzigen Neuzugang auskommen.

Es ist zwar erst der zweite Spieltag, doch gegen die Bremer steht das Team von Florian Führer bereits unter Druck. „Wir wollen nicht mit null Punkten zu den beiden schweren Auswärtsspielen fahren“, so der Coach.