29-Jährige holt bei Turnier des RFV Rausdorf Titel der Springreiter. Jana Klasen siegt im Dressurwettbewerb.

Rausdorf. "Einmal im Leben trifft jeder Reiter auf das richtige Pferd". Diese in Reiterkreisen verbreitete These vermag Julia Fiebig liebend gern bestätigen: "O'Lara ist das Pferd meines Lebens", sagt die 29- Jährige vom RV Ahrensburg-Ahrensfelde. Mit gutem Grund: Die Reinbekerin hat mit ihrer 14 Jahre alten Stute bei dem zugleich als Kreismeisterschaft organisierten Spring- und Dressurturnier des RFV Rausdorf den Titel der Springreiter in der Leistungsklasse drei gewonnen. Aus drei Wertungsprüfungen der Klasse M* (Zeitspring-, Stilspring- und Springpferdeprüfung) ging Fiebig als beste Stormarnerin hervor.

Ein Erfolg, der vor gut zweieinhalb Jahren noch unerreichbar schien: "O'Lara erblindete plötzlich auf dem rechten Auge. Die Netzhaut war komplett vernarbt", sagt Fiebig, der während der Trainingseinheiten mit Sorge auffiel, dass die Stute sich Hindernissen nur noch angsterfüllt näherte und vermied, darüber zu springen.

Fiebig hatte ein Ziel: Sie wollte das Vertrauen ihrer Stute zurückgewinnen. Wie bei einem jungen, unerfahrenen Pferd schaltete sie mehrere Gänge zurück und meldete für kleinere Prüfungen. "Dort bin ich nicht auf Zeit geritten, sondern habe O'Lara weite Wege gehen lassen, damit sie sich alles in Ruhe anzuschauen konnte.", sagt die 29-Jährige.

Der Plan ging auf: In diesem Jahr erreichten die beiden bei einem Turnier in Sukow (Mecklenburg-Vorpommern) erstmals eine Platzierung bei einer Springprüfung der Klasse S. "Und der Kreismeistertitel setzt dem Ganzen die Krone auf", freut sich die 29-Jährige, die in der Marketingabteilung eines Hamburger-Lifestyle-Unternehmens arbeitet. Bei fast jedem Turnier an Fiebigs Seite: Shalin Hill, eine Freundin, die sie über den Reitsport kennengelernt hat. Die Reinbekerin weiß den Wert ihrer Unterstützung zu schätzen. Sie sagt: "Shalin hat großen Anteil an meinem Erfolg."

Jana Klasen, Stallgenossin von Fiebig und Kreismeisterin bei den Dressurreitern der Leistungsklasse drei, verpasste nach der abschließenden Prüfung der Klasse M** die eigene Siegesfeier. Grund: Ihr acht Jahre alter Oldenburger Santinello sollte zu dem besonderen Anlass besonders hübsch aussehen. "Ich war noch dabei, mein Pferd herauszuputzen, als vom Dressurviereck die Einlaufmusik hinüberschallte", sagt die 37 Jahre alte Mutter von drei Kindern. Die Konsequenz: Nach dem offiziellen Akt drehte sie vor den noch anwesenden Leistungsrichtern mutterseelenallein ihre Ehrenrunde.

Zwischen Klasen und ihrem Wallach besteht eine innige Bindung: "Seit fünfeinhalb Jahren ist Santinello für mich ein wichtiger Lebensbegleiter", sagt die in Hamburg lebende Zahntechnikerin, die ihr Pferd selbst ausgebildet hat. Als Urgestein des RV Ahrensburg-Ahrensfelde - seit mehr als 31 Jahren ist Klasen Vereinsmitglied - leitet die Dressurreiterin regelmäßig eine Jugendgruppe von zehn bis zwölf Jahre alten Kindern und führt sie behutsam an den Dressursport heran.

Wie bei dem Reiternachwuchs vermeidet sie auch bei Santinello ein zu einseitiges Training: "Abwechslung fördert die mentale Stärke beim Pferd. Und die hat im Dressursport, wo hohe Konzentration gefordert ist, einen großen Stellenwert", sagt Klasen. Nach dem Titelgewinn gab es für den Wallach eine besondere Belohnung: Der 1,67 Meter große Santinello durfte gemeinsam mit seinem besten Kumpel Tony, einem 128 Zentimeter kleinen Pony, einen ganzen Tag auf der Koppel verbringen.

Zudem verabreichte seine Besitzerin ihm eine Kneippkur, inklusive kalter Umschläge und kalter Dusche für eine bessere Durchblutung. "Das gefällt Santinello zwar nicht besonders, aber es muss eben sein", sagt Klasen, die mit ihrem Pferd mehrere Platzierungen bei S-Dressurprüfungen vorweisen kann.

Neben den Kreismeisterschaften der Spring- und Dressurreiter waren auch die der Vielseitigkeitsreiter geplant - auf dem gut fünf Kilometer entfernten Gelände des PS Granderheide. "Aus organisatorischen Gründen mussten wir die Veranstaltung leider absagen", sagt Klaus Thormählen, Vorsitzender des Kreispferdesportverbandes Stormarn. Er stellt einen Ausweichtermin am ersten Oktoberwochenende in Valluhn (Mecklenburg-Vorpommern) in Aussicht. "Die Entscheidung fällt Ende dieser Woche", sagt Thormählen, den die Organisation der über drei Tage andauernden Veranstaltung begeisterte: "Nach acht Jahren die Kreismeisterschaft erneut nach Rausdorf zu vergeben, war goldrichtig."

Die weiteren Kreismeister: Franziska Wulfsberg mit Lutz (RV Floggensee, Springen LK 4), Marc Lorenz mit Lassiter (PS Granderheide, Springen LK 5), Nadine Proföhr mit Remember Me (RFV Hoisdorf, Dressur LK 4), Lennart Steidel mit Velix (RuF Bargfeld-Stegen, Dressur LK 5) sowie Julia Fiut mit Rufus (PS Granderheide, Springen/Dressur LK 6).

Den Titel im Abteilungswettkampf konnten sich Selina Bolt, Anja Peemüller, Katharina Krauskopf und Brian Benedix vom gastgebenden RFV Rausdorf sichern.