Das Abendblatt stellt die Kandidaten der Stormarner Sportlerwahl vor. Heute: Die Schwimmerin des FC Voran Ohe

Reinbek. Wenn Kim Ribbe, 31, kocht, kommt meistens Asiatisches auf den Tisch. Essen wie bei Muttern eben, Mama stammt aus Indonesien. Ansonsten hat Ribbe, geboren in Reinbek, wenig übernommen von den fernöstlichen Traditionen. "Die Kultur ist um 180 Grad anders als hier, sehr spannend, aber auch sehr fremd", sagt sie. "Ich fühle eine gewisse Verbundenheit zu Indonesien, bin allerdings sehr deutsch." Zu ihren Tugenden zählen Fleiß und Ehrgeiz, das kann man sich leicht vorstellen bei einer, die in der Mastersklasse Europas schnellste Schwimmerin ist. Mit Gold bei den Kontinentalmeisterschaften hat Ribbe ihre Karriere gekrönt.

Es soll noch mehr kommen, das hat sich die Stormarnerin vorgenommen. Schnell zufrieden zu sein gehört nicht zu ihren Stärken, wie die Europameisterschaften für Athleten, die mindestens 25 Jahre alt sind, zeigten. Ein kleines Feld nur hatte gemeldet für die Wettbewerbe in Jalta (Ukraine), über 100 Meter Brust (1:25,21 Minuten) war Ribbe bald vorn. "In solchen Rennen habe ich Probleme, richtig gute Zeiten zu schwimmen", sagt sie. Das Ziel, den Landesrekord zu knacken, verfehlte sie.

Dabei waren der EM-Titel und zwei Silbermedaillen über 50 und 200 Meter Brust unter schwierigen Umständen bemerkenswert genug. Ribbe hatte kein gutes Jahr erwischt, zurückgeworfen von einer hartnäckigen Erkältung und einem Innenbandriss im Knie. "Ich wollte gar nicht starten, dann habe ich mich doch bequatschen lassen", sagt sie. Am schwersten wiegt die Meinung von Constantin Depmeyer, ihrem Trainer und Lebensgefährten. Beide sind bei der Ausbildung des Schwimmnachwuchses des FC Voran Ohe ein Team. Ribbe leitet dreimal pro Woche eine Gruppe Acht- bis Elfjähriger. Wer gut genug ist, wechselt zu Depmeyer.

Um als Jugendtrainerin weitermachen zu können, hat sich Ribbe entschlossen, ihren Beruf nicht in Vollzeit auszuüben. 30 Stunden pro Woche arbeitet die Juristin für das Hamburger Finanzamt. Am Nachmittag geht es vom Büro ins Becken, weil ihr das Schwimmen Spaß mache und sie den Sport als Ausgleich benötige. Erst leitet sie den Nachwuchs an, dann zieht sie selbst ihre Bahnen. Um in der Mastersklasse wettbewerbsfähig sein zu können, springt sie in den Vorbereitungsphasen sechsmal pro Woche ins Wasser.

Höhepunkt 2012 soll die WM werden, im Juni in Riccione (Italien). Ribbe rechnet mit stärkeren Konkurrentinnen als bei der EM, auf eine Medaille hofft sie trotzdem: "Man wächst ja mit den Anforderungen." Manchmal muss sie sich dennoch überwinden, ihren Trainingsplan in der Schwimmhalle Barsbüttel durchzuziehen. "Aber natürlich geht es nicht ohne Ehrgeiz", sagt sie. Die Karriereplanung ist überschaubar, reicht nicht weiter als bis zur nächsten WM. Irgendwann soll es auch im Beruf weiter vorangehen.

Wenn der Kreissportverband im Februar Stormarns Sportler des Jahres ehrt, wird Ribbe eine alte Bekannte wieder sehen. Der nominierten Bettina Lange (TSV Bargteheide) ist sie bei Triathlonwettkämpfen so manches Mal begegnet. Eine Testphase ergab, dass der Ausdauer-Dreikampf doch nichts für Ribbe war, der Erfolg als Schwimmerin gibt ihr Recht.

Ribbe ist eine Frau mit einer großen Schwäche, einer Schwäche für Schuhe, das gibt sie zu: "Ich gehe mit Begeisterung shoppen, es ist furchtbar." Dass sie zu Hause anbauen müsse, sagt sie aber nur im Scherz. Vielleicht findet sie bald auch in Indonesien ein schönes Paar, denn neben der WM in Italien sehen ihre Reisepläne für dieses Jahr einen Besuch in Mamas Heimat vor, "zum ersten Mal seit langer Zeit". Am meisten freut sich Ribbe aber nicht auf südostasiatisches Schuhwerk, sondern - na klar - auf die kulinarischen Köstlichkeiten.