Reinbek. Yvonné Wagner und Sven Höwe betreiben ab 1. September das urige Lütt-Hus am Schmiedesberg. Was das Paar vorhat.

Das Lütt-Hus am Schmiedesberg 1b hat eine lange Geschichte: 1903 wurde die urige Kneipe unter dem Namen Zum Jäger eröffnet. Seitdem gab es dort unter wechselnden Namen immer eine Gastronomie. Das Ehepaar Yvonné Wagner und Sven Höwe schlägt dort das nächste Kapitel auf: Zum 1. September übernehmen sie die Gastwirtschaft. Wobei er der Betreiber sein will und sie die Chefin: „Yvonne schmeißt den Laden“, erklärt der 45-Jährige. „Ich unterstütze nur im Hintergrund.“ Er ist als Weichenmechaniker bei der Deutschen Bahn angestellt. „Wenn man so etwas Verrücktes in diesen Zeiten macht, braucht man ein sicheres Fundament“, erläutert er. „Da muss regelmäßig Geld reinkommen.“

Gastronomie ist der neuen Wirtin quasi in die Wiege gelegt worden

Die treibende Kraft ist seine Frau Yvonné, die bereits seit vergangenem September für die bisherigen Betreiber, Familie Schulz, hinter dem Tresen gearbeitet hat. „Mir ist das mit der Gastronomie sozusagen schon in die Wiege gelegt worden“, verrät die gelernte Kauffrau für Bürokommunikation. „Meine Urgroßmutter hatte schon eine Kneipe in Wandsbek und hat gemeinsam mit meiner Großmutter hinter dem Tresen gestanden. Mein Vater war bis 1976 Geschäftsführer einer Diskothek in Bergedorf. Da haben meine Eltern zwei Sesel zusammengestellt und dort habe ich geschlafen.“ Irgendwann habe ihr Vater dann auf Wunsch ihrer Mutter das Metier gewechselt, weil das Nachtleben mit dem Familienleben nicht mehr vereinbar gewesen sei.

„Zur Gastronomie habe ich mich immer hingezogen gefühlt, ich habe in Restaurants und Bars gekellnert“, erzählt sie. „Und das hat mir mehr Spaß gemacht als mein eigentlicher Beruf.“ Das liege meist an den Gästen: „In das Lütt-Hus habe ich mich gleich verliebt – wegen der Pub-Atmosphäre und wegen der lieben Leute dort. Das Lütt-Hus ist jetzt unser zweites Baby.“ Das Flair durch die alte Holzvertäfelung und die etwa 40 Jahre alte Einrichtung sei einmalig. „So etwas könnte man heute überhaupt nicht mehr bezahlen“, ist Sven Höwe sicher. Er hat nur die Getränke aus dem Keller in das Erdgeschoss umgelagert, um seiner Frau und ihrer Aushilfe die Arbeit zu erleichtern.

Es soll sich nicht viel ändern im urigen Lütt-Hus

Als die beiden hörten, dass die Familie Schulz sich aus der Gastronomie zurückziehen will, haben sie nicht lange überlegt und vorgeschlagen, dass sie die Kneipe weiterführen. „Ich glaube, die waren echt erleichtert“, stellt Sven Höwe fest. „Sie kennen uns schließlich und wissen, was sie an uns haben, und die Stammgäste freuen sich auch.“ Diese seien froh, dass sich nicht viel ändern wird. Die künftige Gastronomin will weiter Köpi und Lütt-Hus-Bier ausschenken. Auch guter Whiskey und Rum sind vorrätig – eben alles, was zu einer guten Kneipe dazugehört. Eine Küche gibt es nicht. Wer die Räume für Feste mieten will, muss einen Catering-Service beauftragen.

Nicht nur Yvonné Wagner schätzen die Gäste bereits, auch Sven Höwe kennen sie – bisher als Gast. „Wir haben immer viel Spaß und lachen viel, beispielsweise beim Knobeln, beim Maxen mit drei Würfeln“, sagt er. Das Publikum sei ein Mix aus Alt und Jung. „Unser ältester Stammgast ist eine 86-Jährige“ erzählt die neue Wirtin. „Wir hören herrliche Geschichten von unseren Gästen: Einige erzählen, dass sich ihre Eltern hier kennengelernt und ineinander verliebt haben oder sie erinnern sich, dass sie schon mit Schulkameraden im Lütt-Hus Karten gespielt haben.“

Bingo, Preisknobeln und auch Musik soll es geben

Das Gastronomenpaar hat sich 2012 bei einem Freund kennengelernt und ist seit 2015 verheiratet. 2014 wurde Nesthäkchen Elaine geboren. Yvonné Wagners Sohn aus erster Ehe wohnt über der Kneipe. „Wir sind ein richtiger Familienbetrieb“, stellt sie fest.

Neben Preisknobeln und Bingo hat das Paar noch viele Ideen für besondere Abende im Lütt-Hus: So planen sie ein Oktoberfest (tatsächlich für Oktober), sie wollen dort Halloween und Silvester feiern. Außerdem möchte Yvonné Wagner jungen Musikern eine Chance geben und würde ihnen sogar auf ihren 70 Quadratmetern auf der Galerie eine Bühne freischlagen. Zuerst aber wir am Sonnabend, 3. September, von 17 Uhr an Eröffnung gefeiert. „Wir freuen uns auf alte und neue Gäste“, sagt Wagner. Geöffnet ist montags bis donnerstags von 17 bis 23 Uhr sowie freitags und sonnabends ab 17 Uhr bis open end.