Reinbek. Für den Waldumbau ist das tonnenschwere Gefährt eine große Hilfe, erläutert Reinbeks Förster. Der Name ist dabei Programm.
Als Maschinenführer im Wald hat Thomas Tödt mit seinem Kratzbagger schon einiges erlebt. Etwa die alte Dame, die wutentbrannt an die Scheibe seines Baggers bollerte und ihn fragte, was ihm denn einfalle, den Wald zu zerstören? Das Gegenteil ist der Fall: Tödt ist schon seit Jahrzehnten mit dem Riesenbagger, eine Spezialanfertigung seines Arbeitgebers, der Firma Christian Draeger, in norddeutschen Wäldern unterwegs, um Aufforstungen vorzubereiten – möglichst effizient nur dort, wo tatsächlich gepflanzt werden soll, und das auch möglichst bodenschonend.
In den vergangenen Tagen hat er im Krähenwald zwei Hektar bearbeitet, von Freitag an ist er in Reinbeks Stadtwald Vorwerksbusch am Werk. Insgesamt sollen in diesem und im folgenden Jahr zehn Hektar in Reinbeks Wäldern, auch in der Großkoppel und in den Grander Tannen, mit dem Kratzbagger auf Nachpflanzungen vorbereitet werden. „Hier im Krähenwald sind die Stürme Anfang des Jahres von Westen, aus Hamburg kommend, über den Feldrand hineingegangen“, erläutert Förster Maximilian Scheel (32). Vor allem Fichten und andere Nadelhölzer fielen dem Orkan zum Opfer.
Kratzbagger bereitet Waldboden in Reinbek für Neuanpflanzungen vor
Der Bagger hat einen besonders langen Arm mit einer spatenähnlichen Spitze. Das 16 Tonnen schwere Gefährt rollt auf extra breiten Ketten, damit es nicht zu viel Druck auf den Boden ausübt. Der JCB-Bagger verfügt über 110 PS. „Das machen alles Hydraulik und die Motoren“, erklärt Tödt.
Und Scheel ergänzt: „Mit dem langen Spatenarm kann er von den Rückegassen aus elf Meter weit in den Forst greifen.“ Mit einem Abstand von etwa zwei Metern schabt er dort in Streifen die Konkurrenzvegetation und den Humus von der Mineralien-Erdschicht herunter. Denn dort, wo sie Feuchtigkeit und Nährstoffe finden, sollen die Jungpflanzen gesetzt werden. Die Verdichtung des Bodens bleibt so auf die Rückegassen begrenzt.
Im dornigem Gestrüpp im Wald wäre die Verletzungsgefahr zu groß
Die Stucken sowie einzelne junge Bäume wie Kirschen, Ahorn oder Eberesche bleiben dabei stehen. „Denn so ein Wald muss Struktur haben“, sagt der Waldmanager. „Wir wollen das Potenzial für einen vielschichtigen Dauerwald weiternutzen. Das ist auch viel interessanter für die Tierwelt, für Bienen und Insekten.“ Die noch bodenschonendere Arbeit mit Pferden sei wegen der vorhandenen Vegetation nicht möglich, weil ein Pflug darin ständig hängen bleiben würde, so Scheel. Im Brennnessel-, Himbeer- und Brombeergestrüpp kann man keine jungen Bäume pflanzen, ohne sich zu verletzten, zudem würden sich die jungen Bäume dort nur schwer gegen die Konkurrenz durchsetzen.
Im angrenzenden Areal war Thomas Tödt vor knapp sechs Jahren bereits mit dem Kratzbagger aktiv. Dort hat sich das Verfahren bewährt, wachsen die Roteichen bereits beträchtlich in die Höhe.
Ab Mitte Juli werden die Forstwirte der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten auf den aktuellen Flächen im Krähenwald Elsbeere, Stieleiche, Spitz- und Bergahorn sowie Douglasie pflanzen. Insgesamt sind 6000 Bäume für die zwei bis drei Hektar vorgesehen – zusätzlich zu den bereits 15.000 in Reinbek gesetzten Jungpflanzen. Im Herbst kommen noch weitere hinzu.
Im Reinbeker Wald nur vereinzelt Befall durch Borkenkäfer
Am Donnerstag hatte Maximilian Scheel seinen letzten Kunden der Sturmernte am Telefon, weil dieser seine Douglasien-Abschnitte nicht finden konnte. Das klärte sich jedoch schnell auf, gestohlen war das Holz nicht. „Ich bin glücklich, dass wir den Holzverkauf nach den heftigen Sturmschäden so schnell abwickeln konnten“, resümiert der 32-Jährige. „Das haben wir durch schnelle Abarbeitung und durch die starke Nachfrage auf dem Holzmarkt geschafft.“
So gebe es in dem Reinbeker Wald auch nur vereinzelt Borkenkäferbefall. Denn der Parasit gehe immer auf das schwächste Holz – in diesem Fall auf die an den Wegesrändern gerückten Stämme. „Wenn das Holz schnell genug abgefahren wird, fliegen die Käfer im besten Fall im Sägewerk in Bornhöved aus und können bei uns im Wald keinen Schaden mehr anrichten“, erklärt der Waldbauer.
Auch forstwirtschaftlich sei das Timing ein Vorteil: „Der Markt für Sägeholz schließt sich gerade wieder“, hat Maximilian Scheel beobachtet. „Die Nachfrage lässt allmählich wieder nach. Das hat einerseits globale Gründe: Es gibt die Containerstaus und auch Rezessionsängste. Andererseits sind regional die Sägewerke voll mit Sturmholz. Und es zeichnet sich ein bisschen ab, dass die Kauflust der Bürger nachlässt. Die Corona-Projekte sind fertig, jetzt geben die Leute ihr Geld vermutlich lieber für Reisen aus.“ Der Förster vermutet auch, dass sich Probleme für die Baubranche anbahnen. Dort spielten gestiegene Materialkosten und Personalmangel eine Rolle.
Der Forstexperte fügt hinzu: „Allerdings gibt es durch Putins Krieg eine unglaubliche Nachfrage bei Brennholz. Bei uns sind die Preise nur von 40 auf 45 Euro pro Raummeter gestiegen.“ Es wird in drei Meter langen Abschnitten an die Wege gerückt, die Kunden müssen es selbst sägen. Für getrocknetes, gespaltenes und gesägtes Holz wird teilweise 200 Euro pro Raummeter verlangt – wenn man es bekommt.