Reinbek. 13 Jahre lang leitete Moritz Kurzmann ein nobles Promi-Hotel. Nun hat er einen neuen Job – gleich nebenan und doch ganz anders.
Seit Freitag arbeitet Moritz Kurzmann nicht mehr fast rund um die Uhr, sondern hat nachmittags gegen 16.30 Uhr Feierabend. Denn ab sofort leitet der 41 Jahre alte Gastronom im Krankenhaus Reinbek den Patientenservice. Damit ist er dort zuständig für die Speisenversorgung der Patientinnen und Patienten sowie der Mitarbeitenden, den Informationstresen und die Komfort-Stationen für Privatpatienten. „Ich habe plötzlich Zeit für Hobbys“, sagt der ehemalige Hoteldirektor des benachbarten Waldhauses fast noch etwas verwundert.
Das war aber nicht der Grund für den beruflichen Wechsel, betont er: „Ich verdanke dem Waldhaus unfassbar viel. Mein Weggang hat rein private Gründe: Die Arbeitszeiten abends, an Wochenenden und Feiertagen sind schwer mit der Rolle als Vater einer kleinen Tochter zu vereinbaren. Aber gerade zu den Hauptkampfzeiten wollte ich mein Team im Waldhaus auch nicht allein lassen.“
Planbare Arbeitszeiten im St.-Adolf-Stift waren ein unschlagbares Argument
Seine fünf Jahre alte Tochter lebt mit seiner Ex-Frau in Süddeutschland. Planbare Arbeitszeiten seien daher ein unschlagbares Argument für den neuen Arbeitsplatz gewesen. „Ich möchte mehr Zeit für meine Tochter, meine Freundin und meine Familie haben“, sagt der 41-Jährige. Wenn er nach Feierabend zum Auto geht und im Waldhaus eine Hochzeit gefeiert wird, weiß er: „Dort geht die Arbeit dann erst so richtig los.“
13 Jahre hat Moritz Kurzmann als Hoteldirektor im Waldhaus gearbeitet. Die Zeiten des Lockdowns gaben ihm Zeit zum Nachdenken. Und als der Pflegedirektor des Krankenhauses ihn gefragt hat, ob er nicht einen Tipp hätte, wen er aus der Gastronomie oder Hotellerie für die Stelle empfehlen könnte, hat er seine Prioritäten neu gesetzt und sich selbst ins Spiel gebracht.
Seit Anfang Juli für den Patientenservice zuständig
„Ich musste nicht lange überlegen ob ich ins St.-Adolf-Stift wechsele“, sagt Moritz Kurzmann, der seit dem 1. Juli für den Patientenservice mit dem Schwerpunkt Speisenversorgung, Service und Komfort im Krankenhaus Reinbek zuständig ist. Kurzmann: „Ich kenne das Haus schon lange, mich hat dieser Mikrokosmos schon immer fasziniert. Und als Patient wurden meine Familie und ich hier immer gut behandelt. Auch meine Tochter wurde im St.-Adolf-Stift geboren.“
Verknüpfungen zwischen St.-Adolf-Stift und Waldhaus gibt es schon lange. So übernachten viele Referenten oder Angehörige von Patienten im benachbarten Hotel. Workshops und Tagungen laufen dort, und für spezielle Anlässe liefert die Gastronomie des Waldhauses das Essen. Außerdem kochen die Köche des Fünfsternehotels immer mal wieder für strenggläubige Patienten aus dem Nahen Osten, die im Krankenhaus operiert werden, halal (besondere Zubereitungsart spezieller Lebensmittel, die nach dem Koran erlaubt sind).
Vize-Geschäftsführer Linke freut sich über den Coup
Pflegedirektor Nils-Michael Wulf sagt: „Während wir vor einem Jahr im Waldhaus unser Testzentrum betrieben haben, haben wir Moritz Kurzmann als Hoteldirektor noch mal besonders kennen- und schätzen gelernt – für die schnellen und verlässlichen Absprachen, die kurzen Wege und den tollen Service für die Bürger.“ Freude auch bei Fabian Linke, Vize-Geschäftsführer im Adolf-Stift: „Wir sind begeistert, dass uns dieser Überraschungscoup gelungen ist. Wir versprechen uns mit Herrn Kurzmann für den in den vergangenen Jahren schon im Krankenhaus verstärkt umgesetzten Patientenservice noch einen Turbo-Booster.“
Damit meint er den Ausbau zweier Komfortstationen für Privatpatienten, die stärkere Service-Orientierung der Mitarbeitenden etwa am Informationstresen, die neugestaltete Eingangshalle mit Wartebereichen und die digitale Terminvergabe.
Neuer „Gastgeber“ sprudelt schon vor Ideen für das Stift
Zwischen Krankenhaus und Hotel gebe es einige Schnittmengen, sagt Kurzmann: „Auch in diesem Haus ist es möglich, Herzlichkeit und Geborgenheit zu vermitteln – auch wenn die Menschen, die hierher kommen, häufig von Sorgen getrieben sind. Ich sprudele schon vor Ideen, wie man in einem Krankenhaus mehr das Gefühl erzeugen kann, dass die Patienten hier zu Gast sind, und wir uns um ihre kleinen und großen Sorgen kümmern.“ Er möchte den guten Ruf des Adolf-Stiftes noch verbessern. Als Patient sei er immer schon freundlich empfangen worden, auch bei Notfällen an Feiertagen.
Den Schlüssel für das Willkommensgefühl sieht Kurzmann im Personal und darin, auch in stressigen Situationen gelassen und freundlich zu bleiben. „Ich habe das Ziel, dass sich Patienten und Angehörige bei aller Aufregung wegen der medizinischen Behandlung im St.-Adolf-Stift immer gut aufgehoben fühlen“, erklärt er.
Die erste große Baustelle, die er angeht, ist die Speisenversorgung. Als gelernter Koch und Restaurantfachmann sieht er den Wechsel der Anbieterfirma samt neuen Abläufen gelassen: „In der Übergangszeit wird es vielleicht etwas ruckeln, aber wir sind auf einem guten Weg.“