Barsbüttel/Reinbek. SPD-Kandidat Martin Habersaat zieht über die Liste in den Landtag ein. CDU-Mann Lukas Kilian gewinnt den Wahlkreis Stormarn-Süd.
Einen wenig erfreulichen Abend hat Martin Habersaat, SPD-Direktkandidat im Wahlkreis Stormarn-Süd, erwartet. Doch mit einem solch erdrutschartigen Ergebnis und Verlusten von 11,2 Prozent für die Sozialdemokraten hat der 44-Jährige nun doch nicht gerechnet. „Ich hatte ehrlich gesagt noch gehofft, dass wir auf Platz zwei hinter der CDU landen“, sagt der bildungspolitische Sprecher und stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion nach der ersten Hochrechnung enttäuscht.
In seinem Wahlkreis Stormarn-Süd lag er gestern Abend immerhin auf Platz zwei hinter dem Wentorfer Lukas Kilian (CDU) und vor der Wentorferin Katharina Bartsch (Grüne). Bei Redaktionsschluss rangen der Reinbeker Volker Dahms (FDP) und Annette Walther (AfD) aus Grande noch um Platz vier im Südkreis. Bereits bei der vergangenen Landtagswahl 2017 hatten die Sozialdemokraten in Stormarn Süd 3,1 Prozent der Stimmen verloren.
Landtagswahl: Laute Flüche bei den Genossen
Als die Zahlen mit den für die Sozialdemokraten historischen Verlusten auf der Leinwand über dem Eingang erscheinen, werden Flüche laut und viele Genossen und Jusos schlagen die Hände vors Gesicht. So richtig genießen können die etwa 30 Anhänger der SPD den lauschigen Frühjahrsabend mit Pommes und Bratwurst da nicht mehr.
Martin Habersaat bleibt dennoch gefasst: „Offenbar haben sich die Schleswig-Holsteiner nicht so für die politischen Themen interessiert“, stellt er fest. Während Thomas Losse-Müller für einen Wechsel stehe, habe die Mehrheit der Wähler nach dem Ausbruch des Krieges auf Sicherheit und Bewährtes gesetzt.
„Langfristig gesehen haben wir aber die richtigen Themen angesprochen“, betont Habersaat, der mit dem Listenplatz drei sein Mandat sicher hat. Er persönlich hätte gern mehr in der Bildungspolitik mitzureden gehabt.
Freude über schlechtes Ergebnis der AfD
Heute werde sich der Parteirat in Kiel treffen, um das Ergebnis intern zu besprechen. Der Reinbeker Landtagsabgeordnete rechnet damit, dass durch die Überhangmandate für die SPD noch mehr als zwölf Sitze herausspringen. „Immerhin freut mich, dass die AfD um ihren Einzug in den Landtag fürchten muss“, gibt Martin Habersaat zu. „Das wäre die einzig gute Nachricht des Abends.“
Ganz das Gegenteil auf der CDU-Party im Glinder Golfclub: „Die Stimmung ist bombastisch“, sagt Wahlsieger Lukas Kilian erfreut. Schon früh stand fest, dass der 35-jährige Jurist erneut seinen Wahlkreis direkt gewonnen hat und seine Partei auch bei den Zweitstimmen zulegen konnte – auch in seiner Heimatstadt Glinde, die in der Vergangenheit als SPD-Hochburg galt. „Die Landesregierung um Daniel Günther hat einfach gute Arbeit geleistet“, sagt der innenpolitische Sprecher der Union. Kilian und Günther verstehen sich gut.
FDP hatte auf zweistelliges Ergebnis gehofft
Dass es nicht leicht sein würde, gegen gestandene Politiker anzutreten, das wusste die Grüne Katharina Bartsch von Anfang an: „Ich habe nicht damit gerechnet, den Wahlkreis direkt zu gewinnen, aber hart gekämpft“, sagt die 41-Jährige.
Dass sie ihren Wohnort-Wahlbezirk (Gymnasium Wentorf) geholt hat, freut sie sehr und sei Ansporn weiterzumachen. Die Stimmung auf ihrer Garten-Wahlparty sei dennoch bestens: „Die Grünen haben ein historisch gutes Ergebnis hingelegt, die AfD muss bangen.“
Im Wohnzimmer von Volker Dahms (45) ist die Stimmung am Abend etwas gedrückt: „Auf ein zweistelliges Ergebnis für die FDP hatte ich schon gehofft. Jetzt müssen wir einen Zahn zulegen“, sagt der Versicherungsvertreter.