Reinbek. Ministerpräsident und CDU-Spitzenkandidat macht klassischen Wahlkampf in Stormarn. Beobachtungen auf dem Täbyplatz.

Daniel Günther kommt pünktlich und bleibt, bis auch die letzte Frage beantwortet ist. „Bodenständig und überhaupt nicht abgehoben, das gefällt mir an ihm“, sagt Reinhard Hippe. Der 74-jährige Reinbeker ist am Sonnabendnachmittag zur Wahlkampfveranstaltung der CDU auf dem Täbyplatz in Reinbek dabei, um dem schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten und Spitzenkandidaten der Union zuzuhören. CDU-Wähler ist Hippe eigentlich nicht, gibt er offen zu. „Ich möchte eher Scholz und seiner Partei Rückenwind geben, wünsche mir mehr soziale Gerechtigkeit. Aber ich war neugierig auf die Veranstaltung und auf Günther“, sagt der Reinbeker.

Auf den hat er dann einen guten Blick. Rund 150 Menschen haben an dem Aprilwettertag mit einem Wechsel aus Regen, Graupel, Sturmböen und Sonne auf den Holzbänken Platz genommen.

Landtagswahl SH: Dass es der vierte Termin am Tag ist, merkt man Günther nicht an

Als ein gut gelaunter Daniel Günther die Bühne betritt, lacht die Sonne. Leger in blauer Jeans, braunen Boots und schwarzer Jacke spricht der 48 Jahre alte Ministerpräsident für alle verständlich und konzentriert über aktuelle Themen der Zeit. Man merkt ihm nicht an, dass es an diesem Tag bereits sein vierter Termin ist. Zwei liegen noch vor dem zweifachen Familienvater.

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Er beginnt mit dem Thema, das derzeit wohl die meisten beschäftigt: „Ich bin stolz auf die Schleswig-Holsteiner und ihre große Hilfsbereitschaft gegenüber den Ukrainern. 13.000 Flüchtlinge sind bereits im Land registriert“, sagt Günther und befürwortet im selben Atemzug die zig Milliarden Euro, die in die Ausrüstung der lange vernachlässigten Bundeswehr fließen.

„Schleswig-Holstein auf gutem Weg, um unabhängig von russischem Gas zu werden

Er spricht über steigende Lebensmittel- und Energiepreise und dass Schleswig-Holstein auf einem guten Weg sei, unabhängig vom russischen Gas zu werden. „Unser LNG-Terminal ist schon länger in Vorbereitung, und wir haben schon jetzt viel grünen Strom aus Windenergie.“ Letzterer sei das Hauptargument bei der Neuansiedlung eines schwedischen Unternehmens in Dithmarschen gewesen, das dort bald bis zu eine Million „grüner“ Autobatterien jährlich produzieren und alte recyceln will. „Die Energiewende hat großes wirtschaftliches Potenzial. 3000 Arbeitsplätze werden dort entstehen“, freut sich Günther – und seine grünen und gelben Regierungspartner. Gern würde er die Jamaika-Koalition in den kommenden fünf Jahren fortsetzen. „Trotz aller Unterschiede haben wir gut zusammengearbeitet“, sagt er.

Nach der aktuellsten Umfrage aber wäre Jamaika Geschichte. Danach läge die CDU mit 36 Prozent vorn und könnte sowohl mit der SPD (20 Prozent) als auch mit den Grünen (18 Prozent) regieren. Verlassen will sich der erfahrene Langstreckenläufer Daniel Günther auf diese für ihn guten Prognosen aber nicht und wirbt um jede Stimme.

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Landtagswahl SH: Reinbeker freut sich über Selfie mit dem Ministerpräsidenten

Wo er sein Kreuz setzt, ist sich Markus Kamer (55) noch nicht sicher. Über Günther sagt er: „Ein cooler Typ. Schön sachlich. Man glaubt ihm, was er sagt“. Der Reinbeker freut sich, dass der Ministerpräsident und der CDU-Direktkandidat Lukas Kilian für ein Selfie in sein Handy lächeln. Lukas Kilian vertritt seit fünf Jahren die Interessen der Bürger, Unternehmen und Institutionen in Reinbek, Glinde, Barsbüttel, Wentorf und Oststeinbek „mit lauter Stimme in Kiel“, wie der 35 Jahre alte Jurist sagt. „Denn hier im Hamburger Umland wird zwar das Geld verdient, doch bei den meisten Abgeordneten endet Schleswig-Holstein im Kopf kurz hinter Neumünster.“

Dem jungen Vater liegen außer dem Zustand der Landesstraßen und der inneren Sicherheit der Ausbau und die Qualität von Betreuungsplätzen am Herzen, die durch die Kitareform schon deutlich günstiger geworden ist. Davon hat auch Julia Schneiders Familie profitiert. Die zweifache Mutter aus Reinbek sagt: „Vor der Reform mussten wir 590 Euro für den Krippenplatz zahlen. Jetzt ist es die Hälfte. Die Reform war längst überfällig.“