Reinbek. Thorsten Gaebler hat das Polizeirevier in Reinbek übernommen – und beobachtet seitdem die Impfgegner.

Bei der Begleitung der jetzt fast wöchentlichen „Spaziergänge“ der Impfskeptiker ist Polizeirat Thorsten Gaebler, Reinbeks neuer Polizeichef, regelmäßig dabei. Zuletzt war mit etwa 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine leichte Steigerung zu verzeichnen. „Den meisten ist gar nicht bewusst, dass sie eine Ordnungswidrigkeit begehen“, beobachtet er. Denn bei Versammlungen im Freien mit mehr als 100 Menschen gilt laut Corona-Bekämpfungsverordnung in Schleswig-Holstein die Maskenpflicht. „Wir fordern die Teilnehmenden dazu auf, die Maske zu tragen.“

Die Reaktionen darauf seien unterschiedlich: Die meisten seien dankbar für den Dialog mit der Polizei. „Denn es ist überwiegend eine friedliche, bürgerliche Klientel dabei“, sagt Thorsten Gaebler. „Wir gewährleisten die Versammlungsfreiheit. Wird aber eine rote Linie überschritten, werden Straftaten begangen, begegnen wir ihnen mit polizeilicher Konsequenz“, betont der neue Revierleiter. Bei einer Ordnungswidrigkeit müssen die Maskengegner mit einem Bußgeld von 150 Euro rechnen.

Polizeichef: Schwerpunkt in Reinbeks Statistik sind Eigentumsdelikte

Ansonsten seien die Schwerpunkte der Kriminalität vor den Toren der Großstadt eher Eigentumsdelikte: Einbruch, Diebstahl, Autodiebstahl, immer mehr Cyber-Kriminalität und auch Betrugsmaschen, die, wie beim sogenannten Enkeltrick, auf ältere Menschen abzielen. „Mir liegt auch die Verhinderung häuslicher Gewalt und von Gewalt in Familien am Herzen“, sagt der 39 Jahre alte Vater zweier Kinder. „Aber in Reinbek ist das kein Schwerpunkt, der in der Kriminalitätsstatistik auffallen würde.“

Da er sich seiner polizeilichen Heimat, der Polizeidirektion Ratzeburg, verbunden fühlt, hat sich Thorsten Gaebler sehr darüber gefreut, als ihm nach seinem Studium an der Hochschule der Polizei (2019 bis 2021) zum Anfang des Jahres die Leitung des Polizeireviers Reinbek übertragen worden ist. „Eigentlich habe ich schon mein gesamtes berufliches Leben bei der Polizei verbracht“, sagt der smarte Beamte.

Nach dem Abitur in die Polizei eingetreten

Nach dem Abitur in Geesthacht hat er 2002 die Polizeiausbildung absolviert und noch seinen Diplom-Verwaltungsfachwirt draufgesetzt, bevor er 2005 seinen Dienst in Schwarzenbek aufnahm. „Für mich ist das nicht nur ein Beruf, sondern tatsächlich eine Berufung“, sagt Thorsten Gaebler. „Tatsächlich wollte ich mich auch für die Bürgerinnen und Bürger meiner Heimat engagieren.“ Wobei er die gesamte Region als seine Heimat versteht.

„Ich habe das nie bereut, denn das Berufsbild des Polizisten ist wirklich interessant: Ob es um den Bürger auf der Straße geht, darum, Streit zu schlichten, Gefahren zu verhüten, um Verkehrssicherheit, darum, Straftäter zu verfolgen und somit auch die qualifizierten Ermittlungen der Kriminalpolizei mit voranzutreiben“, sagt der neue Polizeichef. So habe er sieben Jahre auf der Straße gearbeitet und sei Streife gefahren.

Polizeichef hat auch in der Prävention gearbeitet

„Sechs Jahre habe ich mich danach als Ermittler mit Jugendkriminalität, mit häuslicher Gewalt, Stalking und mit der Hilfestellung für Opfer von Gewalt beschäftigt“, sagt Gaebler. „Außerdem konnte ich bei Jugendsachen erfahren, wie man gemeinsam mit den Staatsanwälten auf eine positive Entwicklung der Jugendlichen einwirken kann. Das war sehr spannend.“ Dann bekam er die Möglichkeit, sich mit dem Studium weiterzuqualifizieren.

Jetzt ist es seine Aufgabe, seinen 62 Kolleginnen und Kollegen in den Dienststellen Reinbek, Glinde, Barsbüttel, Wentorf und Aumühle ein guter Vorgesetzter zu sein. Dabei geht es nicht nur darum, ihre Dienste optimal zu koordinieren.

Thorsten Gaebler will ein fürsorglicher Polizeichef sein

„Ich will auch im Sinne der Fürsorge nach belastenden Einsätzen für meine Kolleginnen und Kollegen da sein, damit sie vernünftig arbeiten können“, sagt der Polizeichef. Er möchte dafür sorgen, dass sie im Zweifel eine Supervision bekommen. „Ich war selbst bei tödlichen Verkehrs- und auch bei Bahnunfällen im Einsatz und kann es nachempfinden, was solche Bilder auslösen können.“

Seine Kollegen waren auch bei dem tödlichen Familiendrama in Glinde im Einsatz, nachdem ein Vater seine beiden elf- und 13-jährigen Söhne erschossen hatte sowie versucht hatte, seine Frau zu erschießen.

Bei der Polizei zu sein kann gefährlich sein

Wie gefährlich der Polizeijob werden kann, habe man gerade an den tödlichen Schüssen auf zwei junge Polizisten in Rheinland-Pfalz gesehen. „Natürlich hoffen wir, dass so etwas bei uns nie passiert“, bekräftigt er.

Wenn Thorsten Gaebler mal vom Dienst abschalten möchte, ist er am liebsten draußen unterwegs: Er fährt gern Fahrrad und geht laufen. Und er verbringt Zeit mit seiner Frau und den beiden Kindern, mit denen er in einem Dorf nahe Geesthacht lebt. Außerdem engagiert er sich in seiner Freizeit beim Round Table Geesthacht, dessen Mitglieder soziale Projekte in der Region auf die Beine stellen und Spenden sammeln, um bedürftige Menschen zu unterstützen. Der 39-Jährige ist eben ein Freund und Helfer – durch und durch.