Reinbek. Take Four ist mehrfacher Sieger des deutschen Barbershop-Wettbewerbs. Auftritt in Reinbek bietet Mix aus Musik und Entertainment.

Wer bei einer Internet-Suchmaschine seiner Wahl den Begriff „Barbershop“ eingibt, bekommt als Erstes Friseursalons und Bartpflegeartikel angezeigt. Wenn es bei den vier Sängern von Take Four um Barbershop geht, sind jedoch nicht Haare, sondern Harmonien im Spiel. Take Four sind Meister dieser besonderen Form des vierstimmigen A-Cappella-Gesangs, die sich durch einen unvergleichlichen Klang auszeichnet.

Männer sangen beim Warten auf Rasur

Bei dem Auftritt des Ensembles am Sonntag, 30. Januar (16 Uhr), im Schloss Reinbek gibt es „Auf die Ohren“, so zumindest lautet der Titel des Programms. Patrick Scharnewski ist seit mehr als 18 Jahren Mitglied des Quartetts, das sich 1986 in Kiel gegründet hat. Er erläutert, woher der Gesangsstil stammt: „Barbershop ist in den Rasiersalons in Amerika entstanden.“ Die wartenden Kunden hätten sich die Zeit bis zur Rasur mit Singen vertrieben.

Die Melodie liegt in der zweithöchsten Stimme (Lead). Ungewöhnlich ist, dass es eine Begleitstimme (Tenor) gibt, die über dem Lead liegt. Tenor, Bariton und Bass begleiten die Lead-Stimme. Ziel ist ein gemeinsamer homogener und obertonreicher Klang.

Sänger gehen beim Proben akribisch vor

„Es kommt dabei auf jeden Einzelnen an.“ Und auf höchste Präzision, wie Scharnewski, der Klassischen Gesang an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg studiert hat, bald feststellte. „Als ich zu Take Four kam, wusste ich, wie man singt“, sagt er. Trotzdem habe er eineinhalb Jahre gebraucht, um „da hineinzureifen“. Anhand eines Beispiels illustriert er das akribische Vorgehen der Sänger: „Manchmal schieben wir auf einer Probe vier Takte bis zu einer Stunde lang hin und her, bis die Obertonreihen sich in ihrer Strahlkraft voll entfalten können.

Weitere Mitglieder des Quartetts sind neben Scharnewski (Bass), der zudem noch drei Chöre und gemeinsam mit einer Kollegin die Musikschule in Ahrensburg (MiA) leitet, Thomas Schröder (Lead), Georg Feige (Bariton) und Jörn Wengler (Tenor).

Gruppe ist fünffacher deutscher Champion

Auf die Frage, wie viele Wechsel in der Besetzung die Gruppe während ihres 35-jährigen Bestehens verkraften musste, sagt Scharnewski: „Ich bin der dritte Bass“, und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Offensichtlich verschleißen Bässe sehr schnell“. Thomas Schröder und Jörn Wengler seien noch „die Originale“, zählten zu den Gründungsmitgliedern, Georg Feige sei der zweite Bariton.

Trotz mehrerer Wechsel haben es Take Four fünfmal zum deutschen Barbershop-Champion gebracht und durfte Deutschland außerdem im internationalen Barbershop-Wettbewerb 1995 in Miami Beach und 2016 in Nashville vertreten. Für sie sei es ein unvergessliches Erlebnis gewesen, im Jubiläumsjahr vor 20.000 Menschen zu singen.

Das Repertoire hat eine große Bandbreite

Beim Schleswig-Holstein Musik Festival waren die vier mehrfach zu hören. Beim Auftritt in Reinbek durchbrechen sie den Barbershop mit einem breit gestreuten Repertoire. „Unter den Liedern sind Jazzklassiker und Popsongs, die aber in dem Stil gesetzt wurden.“ Darunter „Breaking Up Is Hard To Do“ von Neil Sedaka, „Junge“ von den Ärzten, aus dem Zupfgeigenhansl „Dat du min Leevsten büst“, „Tonight“ aus dem Musical „West Side Story“, Dean Martins „That’s Amore“ oder “Can’t Stop The Feeling“ von Justin Timberlake.

Scharnewski: „Es gibt auch Stücke, bei denen ein anderer die Melodie singt als der Lead.“ Ein Beispiel dafür sei „True Colors“ von Cindy Lauper, in dem Jörn Wengler diesen Part übernehme. „Das ist oft unter den Zugaben, da müssen die Leute eben so lange klatschen, bis wir das singen“, sagt er und lacht.

Publikum wird mit Zaubertrick unterhalten

Bei den Konzerten des Quartetts ist „augenzwinkerndes Entertainment“ ein fester Bestandteil. „Wir sind einfach vier humorige Kerlchen. Wir mögen es, mit dem Publikum zu spielen, und freuen uns auch selbst daran“, so Scharnewski. Zum 25-Jährigen hätten sie ein Zauberkunststück gezeigt, bei dem er Thomas Schröder assistiert habe. Diesmal müsse er als Medium für einen Mentalistentrick herhalten – dabei klingt er keineswegs so, als ob ihm das schwerfiele. „Wenn etwas lustig sein soll, muss es auch virtuos sein“, ist der Sänger überzeugt. Schröder, mit dem er sich die Moderation teilt, habe „unglaubliche Entertainerqualitäten“. Die Zuschauer können sich also auf allerlei Überraschungen gefasst machen.

Laut Scharnewski sind sie nicht die Einzigen: „Laufend findet etwas spontan auf der Bühne statt.“ Und wenn der Funke zum Publikum überspringe, „mag man dann gar nicht auseinandergehen“.

Konzert So 30.1., 16.00, Schloss Reinbek, Schlossstraße 5, Karte 20,–, Vvk.: KulturKasse in der Stadtbibliothek, Hamburger Straße 8, und unter www.schloss-reinbek.de