Reinbek. Zurzeit restauriert ein Tischler die mächtige Flügeltür. Mit welchen Herausforderungen es der erfahrene Restaurator zu tun hat.

Aufmerksamen Besucherinnen oder Besuchern des Reinbeker Friedhofs ist es bestimmt schon aufgefallen: Der Spitzbogeneingang der Kapelle sieht irgendwie anders aus, einfarbig braun mit einer naturfarbenen Holzlatte zwischen den beiden Flügeln. Richtig, denn das fast 100 Jahre alte Original aus Kiefernholz steht derzeit in Pinneberg, in der Werkstatt des Tischlermeisters Michael Nilsson. „Wir haben uns auf die Restaurierung von Bauteilen der Kirchenarchitektur spezialisiert“, erzählt der 60 Jahre alte Meister.

Flügeltüren sind auch für den Restaurator etwas Besonderes

Die 1929 im expressionistischen Stil gebaute Kapelle von Architekt William Rzekonski steht nämlich seit 1993 unter Denkmalschutz. Die mächtigen, expressionistischen Flügeltüren sind auch für ihn, der schon die Gaubenfenster der Rellinger Kirche sowie vorwiegend Fenster der Christianskirche in Altona, der Kirche in Hausbruch oder der in Dütschow bei Parchim restauriert hat, etwas Besonderes.

Zwölf Wochen hat die Friedhofsverwaltung ihm das zweiflügelige Portal jetzt anvertraut. Es ist zur Wetterseite hin ausgerichtet, und es hat keinen Dachüberstand. „Im Laufe der Jahre war es Regen, Wind und Sonne ausgesetzt“ sagt Annegret Habel, Leiterin der Friedhofsverwaltung. „Jetzt ist es an der Zeit, dass es erneuert wird.“ Das Portal aus Vollholz sei zwar in keinem so guten Zustand, die Restaurierung aber lohne sich noch, wie eine restauratorische Befundsicherung der Unteren Denkmalschutzbehörde ergeben habe.

Türen werden jetzt mit Spezialöl behandelt

Die hat außerdem gezeigt, dass das Kiefernholz der beiden mächtigen, etwa 3,10 Meter hohen und je etwa 1,25 Meter breiten Flügeltüren ursprünglich mit drei verschieden Farben auf Leinölbasis gestrichen war. „Bei der Farbanalyse des Denkmalamtes ist Schicht um Schicht freigelegt worden“, erläutert Annegret Habel. Leider seien darunter auch Lacke gewesen, sodass das Holz darunter nicht mehr atmen konnte. Rot-, Grau- und Grüntöne seien zuunterst zum Vorschein gekommen. Nun sollen die Türen mit einem Heißfön komplett gesäubert und wieder mit Spezialleinöl behandelt werden -- und zwar in den Originalfarbtönen.

„Außerdem werden wir Risse ausspänen, also mit einem Gemisch aus Leim und Holzspänen ausfüllen“, erklärt Michael Nilsson. Schadstellen werden mit altem Kiefernholz ersetzt. Denn heute sei das Kiefernholz nicht mehr so haltbar wie noch vor 100 Jahren. „Das liegt auch an den Umwelteinflüssen“, sagt der Tischlermeister bedauernd. „Die engeren Jahresringe verleihen dem Kiefernholz mehr Stabilität.“ Denn insgesamt sei das alte Portal, dessen Spitzbogen sich im Gewölbe wiederhole, noch in einem guten Zustand für sein Alter.

Die neue Farbe für die Türen ist quasi wartungsfrei

Bis Mitte April müssten nun die richtigen Farbtöne als Leinölfarbe gefunden werden. „Der Vorteil dieser Farbe ist, dass sie quasi wartungsfrei ist, sagt Nilsson.“ Man kann sie nach drei Jahren mit einem Lappen noch einmal auffrischen.“ Sie müsse allerdings ein bis zwei Wochen austrocknen. Die Türzarge wird er vor Ort noch ein bis zwei Tage aufarbeiten. Die Originalbeschläge, die jetzt auch die Bautür halten und noch überlackiert sind, werden per Sandstrahler in den Ur-Zustand zurückversetzt. Auch das alte Schloss ist noch funktionstüchtig. Alle Arbeiten hat die Verwaltung mit dem Denkmalschutzamt abgestimmt. „Wir hatten nur die Vorgabe, alles nach den historischen Vorlagen restaurieren zu lassen“, sagt die Friedhofsleiterin.

 Die Restaurierung, die erst der Auftakt zu weiteren Arbeiten an der expressionistischen Kapelle ist, ist ein finanzieller Kraftakt für den kirchlichen Friedhof. 120.000 Euro muss er in den nächsten drei Jahren aus den gewerblichen Einnahmen seiner Gärtnerei für sämtliche Fenster sowie alle Außen- und Innentüren noch stemmen. Denn von der Kirchengemeinde ist der Friedhof finanziell unabhängig. „Leider haben wir auch keine Zuschüsse erhalten, es gab zu viele Bewerber“, berichtet Annegret Habel. „Aus den Bestattungen darf der Friedhof keine Gewinne erzielen. Aber das ist uns unsere Kapelle wert.“ Schließlich biete sie den Rahmen für schöne Trauerfeiern.

Dass die Flügeltüren erst in etwa drei Monaten wieder eingesetzt sein sollen, hat übrigens keinen Einfluss auf die Begräbnisfeiern. Habel versichert: „Die Kapelle bleibt uneingeschränkt nutzbar.“