Reinbek. Unbekannte haben es auf bronzene Tafeln abgesehen. Es gibt eine Häufung von Diebstählen. Nun ermittelt die Kriminalpolizei.
Für die Angehörigen ist es ein Schock: 25 bronzene Tafeln mit Namen, Geburts- und Sterbedaten in Form von Blättern sind Mitte Dezember von den hölzernen Stelen am Urnengemeinschaftsgrab verschwunden. Auch die Reinbekerin Ilse Gierhake war ganz erschrocken, als sie kurz vor Heiligabend entdeckte, dass die Inschrift auf ihrem Familiengrab fehlte. „Zuerst hatte ich nur gedacht, sie seien mit Moos überwachsen“, erzählt die 85-Jährige. „Ich konnte es nicht glauben, aber sie waren tatsächlich weg!“
Ein Kreuz und der Spruch „Großer Gott wir loben Dich“ zierten seit 1986 das Grabmal. „23 Bronzebuchstaben und das Kreuz sind gestohlen“, sagt sie empört. „Mein Vater hatte den großen Stein aus dem Steinbruch im Vorwerksbusch geholt, damals noch mit dem Fuhrwerk“, berichtet die Reinbekerin.
Bronzebuchstaben auf dem Grab in Reinbek sollen nicht erneuert werden
Was sie vor 30 Jahren für die Inschrift bezahlt hat, weiß sie heute nicht mehr. Erneuern lassen will sie die Bronzebuchstaben aus Angst vor wiederholtem Diebstahl zwar nicht. „Aber das muss restauriert werden, das sieht schlimm aus“, sagt Ilse Gierhake.
Ein Steinmetz soll nun den Schriftzug in den Stein meißeln und ausmalen. „Es ist aber nicht allein der finanzielle Verlust“, sagt die Reinbekerin. „Es ist ganz furchtbar, dass diese Kriminellen selbst vor Gräbern nicht zurückschrecken“, sagt sie.
Friedhofsverwaltung in Reinbek hat die Angehörigen informiert
Annegret Habel, Leiterin der Friedhofsverwaltung, weiß: „Meine Kolleginnen und ich selbst konnten nächtelang nicht schlafen. Aber für die Angehörigen ist es weitaus schlimmer.
Eine solche Tat löst so viel aus während des Trauerprozesses. Die Angehörigen kann dies in ihrer Trauer weit zurückwerfen, viele werden wieder in einen Schock-Zustand versetzt.“ Per Brief hat sie die Betroffenen informiert.
„Ich bin bestürzt, dass die Täter so pietätlos sind“, sagt auch Rahel Magerstädt, Vorarbeiterin auf dem Reinbeker Friedhof. „Das ist doch Grabschändung.“
In den vergangenen zwei Monaten habe es gehäuft Bronzediebstähle gegeben. „Zuvor kam das höchstens mal vereinzelt vor“, stellt Magerstädt fest. Jetzt hebeln die Unbekannten, vermutlich im Dunkeln und vielleicht mit schwerem Gerät, die Bronzebuchstaben von den Grabmalen.
Kriminalpolizei Reinbek ist eingeschaltet worden
Nach dem Verschwinden der Bronzeblätter hat die Friedhofsleitung die Kriminalpolizei eingeschaltet. Denn für diese Grabanlage ist der Friedhof zuständig. „Ich habe den Diebstahl sofort gemeldet“, sagt auch Ilse Gierhake. „Ich bin persönlich zur Polizei gegangen und habe das angezeigt.“
Die 85-Jährige ist nicht die einzige. Reinbeks Kripo-Chef Frank Hönkhaus bestätigt, dass es in der jüngsten Zeit eine Häufung von Buntmetall-Diebstählen auf dem Friedhof Reinbek gegeben hat. „Wir sind am Ermitteln, aber wir sind auch auf die Mitarbeit der Bevölkerung angewiesen. Deshalb sind wir dankbar für jeden Hinweis.“
Täter suchen häufig tagsüber nach lohnenden Zielen
Der Reinbeker Friedhof ist öffentliches Gelände und auch nachts nicht verschlossen. Viele Passanten nutzen ihn als Abkürzung zwischen Klosterbergen- und Theodor-Storm-Straße oder auch für den Hundespaziergang.
Aus polizeilicher Praxis wisse Hönkhaus, dass derartige Täter häufig tagsüber über den Friedhof spazierten, um zu schauen, wo sich ein Diebstahl lohnen könnte, und dann im Schutz der Dunkelheit zurückkehrten. Es sei nicht auszuschließen, dass sie sich mit Stirn- oder Taschenlampe am Grab zu schaffen machen.
Polizei bittet um Hinweise
„Die Beute passt nicht in die Hosentasche“, stellt der Kripo-Chef fest. Die Täter haben also möglicherweise Rucksäcke oder ähnliches Gepäck dabei. Schweres Gerät, um die Metallstücke zu demontieren, sei jedoch nicht unbedingt nötig. „Vielleicht reicht auch ein Schraubendreher“, vermutet Frank Hönkhaus.
Wer etwas Verdächtiges auf oder nahe dem Friedhof beobachtet hat, erreicht die Kriminalpolizei für Hinweise unter der Telefonnummer 040/727 70 70.