Reinbek/Glinde. Bunte Markierungen an den Stämmen machen deutlich: Das Gehölz wird durchforstet. Förster Maximilian Scheel erläutert, wie und warum.

Erntezeit in der Großkoppel zwischen Hamburger Straße und Waldweg entlang der K 80: Das Gehölz auf etwa 18 Hektar wird gerade durchforstet. Auch in den Oher Tannen und in der Hahnenkoppel (jeweils fünf Hektar) ist bereits Holz geerntet worden. Reinbeks Förster Maximilian Scheel erläutert, wie und warum.

Schon in den vergangenen Wochen haben Spaziergänger und Radler es bemerkt: Die Baumstämme wurden mit pinkfarbenen Strichen, weißen Punkten, Strichen oder Dreiecken markiert, und ein Forstarbeiter war zwischen den Bäumen mit Pferd und Pflug unterwegs. Er hat die Humusauflage aus Fichtennadeln, Moos, abgestorbenen Blättern und Pflanzenteilen bodenschonend dort aufgebrochen, damit die Wurzeln der geplanten Nachpflanzungen die Mineralien erreichen können. Die Markierungen stammen vom Förster – alles ist schon für die Ernte während der nächsten 14 Tage vorbereitet.

Förster Maximilian Scheel erklärt die Durchforstung

Jetzt sind der Harvester und Forstwirte mit Motorsägen in der Großkoppel unterwegs, um die pink markierten Bäume zu fällen. Die Stämme mit den weißen Strichen begrenzen die 40 Meter breiten Gassen, zwischen denen sich die schwere Forstmaschine bewegt.

„Da ihre Greifer nur zehn Meter weit reichen, bleiben allerdings Zwischenräume, die von den Forstarbeitern mit Motorsägen bearbeitet werden“, erläutert Förster Scheel die kombinierte Holzernte aus Maschine und Mechanik. „Die Bäume mit den weißen Punkten sind die Zukunftsbäume“, sagt Scheel. „Sie sollen stehen bleiben. Andere Bäume, die ihnen Licht und Platz nehmen, entnehmen wir.“

Ein Großteil des Holzes ist bereits verkauft

Der Blick gen Himmel zeigt: Die Fichte ragt in die Krone der Buche (rechts). Daher soll der Nadelbaum geerntet werden.
Der Blick gen Himmel zeigt: Die Fichte ragt in die Krone der Buche (rechts). Daher soll der Nadelbaum geerntet werden. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Auf die Fichten wartet die Baubranche bereits. „Der große Stammholzanteil ist genau das, was der Markt momentan braucht“, weiß der Förster. Daraus würden Bauholz, Dachlatten und Balken gesägt. Das Holz wird gefällt, sortiert und am Wegesrand gelagert.

Ein Großteil ist bereits verkauft. Zu den Mengen, die geerntet werden sollen, will sich Scheel nicht äußern. Für Selbstwerber, die ihr Holz selbst aus dem Wald holen und zusägen wollen, haben die Landesforsten auch noch Brennholz im Angebot (Kontakt unter 0173/207 51 43).

Ökologisch besonders wertvoll sind die Habitatbäume, auf deren Stämmen weiße Dreiecke prangen. „Diese alten Bäume sind im System der Landesforsten besonders vermerkt und werden niemals gefällt“, erläutert Scheel. „Sie sind besonders strukturreich und für die Holzernte vielleicht nicht so geeignet – dafür aber besonders wertvoll für die Natur, weil sie sich beispielsweise für Fledermäuse oder Spechte besonders gut eignen.“

Altbäume sollen langfristig gesichert werden

Anzeichen dafür, dass die Großkoppel ein alter Waldstandort ist, sei auch die Europäische Stechpalme, die im Unterholz wächst. Der Ilex ist die einzige in Mitteleuropa heimische Pflanzenart der Gattung der Stechpalmen und deutscher Baum des Jahres 2021.

Das Habitatbaumkonzept soll wertvolle Altbäume langfristig sichern und so als wichtiger Bestandteil des Ökosystems Wald den Erhalt der Biodiversität verstärken und vorantreiben. Ziel ist, besonders alte und strukturreiche Bäume und Baumgruppen in den bewirtschafteten Wäldern zu erkennen, zu dokumentieren und dadurch zu mehren.

Der Schutz dieser Bäume mit hohem Biotopwert sei ein wesentlicher Bestandteil des integrativen Waldnaturschutzes in den Landesforsten. Außerdem seien die so bewirtschafteten Wälder besonders stabil gegen den Klimawandel gewappnet, sagt Maximilian Scheel.

Für den Waldumbau wird nachgepflanzt

Langfristig ist das Ziel der Durchforstung der Waldumbau. Eichen und Buchen sollen erhalten bleiben, Fichten aber langfristig verschwinden. „Wir pflanzen an den trockeneren Ecken Berg- und Spitzahorn nach sowie die Elsbeere, eine heimische Laubbaumart, die bisher eher in Mitteldeutschland verbreitet ist“, berichtet der Förster.

„Sie ist besser an den Klimawandel angepasst und kann in 100 Jahren noch bestehen.“ In den feuchteren Waldarealen sollen Erlen und die Flatterulme, die resistent gegen das Ulmensterben ist, gepflanzt werden.

Nach etwa 14 Tagen Ernte folgen Rückearbeiten. Spaziergänger und Radler müssen dabei mit kurzen Sperrungen der Wege rechnen.