Reinbek. Der Pharmakonzern Dermapharm will mit seiner Tochter Allergopharma den Umsatz steigern. Aktuell werden die Mitarbeiter geschult.
Der Corona-Impfstoff von Biontech ist begehrt: Seitdem er 2020 in Deutschland zugelassen worden ist, gilt er als erste Wahl im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie. Doch das in Deutschland entwickelte Vakzin ist auch im eigenen Land immer noch Mangelware. Insgesamt sind erst 5,7 Prozent aller Deutschen geimpft. Das Mainzer Unternehmen Biontech hat jetzt angekündigt, im zweiten Quartal 75 Millionen zusätzliche Impf-Einheiten an die Europäische Union zu liefern. 14 Millionen Dosen würden dabei nach dem EU-Verteilungsschlüssel an Deutschland gehen. Produziert wird der Impfstoff unter anderem vom Pharmakonzern Dermapharm – bisher am Standort Brehna bei Leipzig. Ab Anfang Mai soll die Herstellung des Impfstoffes auch am Standort Reinbek bei der Tochterfirma Allergopharma beginnen.
Ab Mai wird in Reinbek der Impfstoff von Biontech produziert
Das bestätigt jetzt die Unternehmenssprecherin Britta Hamberger: „Wir gehen nach wie vor davon aus, dass wir in Reinbek Anfang Mai starten können.“ Derzeit werden die Allergopharma-Mitarbeiter in Brehna geschult, die Produktionsanlage werde gefertigt. „Wir können auf die vorhandenen sterilen Bedingungen zwar aufsatteln, dadurch dauern die Vorbereitungen weniger lang. Aber selbstverständlich ist so eine Anlage eine Sonderanfertigung.“
Dass sich die Mengen mit dem Produktionsstart in Reinbek verdoppeln sollen, wollte Britta Hamberger allerdings ebenso wenig bestätigen, wie sie sich zur Zahl der Mitarbeiter äußern mochte. Bis zur Übernahme durch Dermapharm am 30. März 2020 hatte der Allergiespezialist Allergopharma etwa 500 Mitarbeiter. Im September aber war die Angst vor Arbeitsplatzabbau groß: Einige unterschrieben Aufhebungsverträge.
Dermapharm veröffentlich am 13. April seine Bilanz für 2020
Jetzt kündigt Dermapharm für 13. April die Veröffentlichung seiner Bilanz 2020 an. Im vorläufigen Geschäftsbericht wird bereits deutlich, dass Dermapharm seine Geschäftsergebnisse erheblich steigern konnte. 2020 wuchs der Umsatz des Pharmakonzerns um 13 Prozent auf 794 Millionen Euro. Der um Sonderposten bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte ebenso stark auf 201 Millionen Euro zu. Einschließlich der Sondereffekte wuchs dieser Gewinn um neun Prozent auf 185 Millionen Euro.
Nicht zuletzt dank der Übernahme von Allergopharma legten der Umsatz und der operative Gewinn im Tagesgeschäft so stark zu, wie die im SDAX notierte Gesellschaft jetzt mitteilte. Eine hohe Nachfrage nach Produkten zur Immunstärkung hat das Arzneiunternehmen Dermapharm im Corona-Jahr 2020 angetrieben. Für das aktuelle Jahr setzt Vorstandschef Hans-Georg Feldmeier weiter auf die Herstellung des Corona-Impfstoffs für das Mainzer Unternehmen Biontech.
Dermapharm baut Produktionskapazitäten bei Allergopharma aus
Zwar hat das Unternehmen mit Biontech auch über die Zahl der zu produzierenden Impfstoff-Dosen Stillschweigen vereinbart. Erwartet wird aber ein hoher zweistelliger Millionenbetrag an Umsatzzuwachs. Um dem enormen Bedarf nach Impfstoffen gerecht zu werden, baue Dermapharm aktuell die Produktionskapazitäten bei der Allergopharma aus.
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Technologisch sei es eine besondere Herausforderung die mRNA, ohne dass sie an therapeutischer Wirkung verliere, mit den sogenannten Lipiden zu vereinigen, hat Feldmeier erklärt. Für die Umhüllung der mRNA im Biontech-Impfstoff mit Lipiden hatte Dermapharm Experten im Haus. „Das war die Brücke, die uns zu Biontech führte“, so Feldmeier. In Brehna lässt Dermapharm den Impfstoff seit Oktober 2020 von seinen Mitarbeitern bei der Tochter Mibe Arzneimittel aufbereiten, abfüllen und verpacken.
Laut MDR werden dort etwa 6000 Fläschchen pro Stunde abgefüllt. Mibe bekommt den Wirkstoff von Biontech geliefert. Dieser wird im Werk aufgearbeitet, abgefüllt und in alle Welt geliefert. Mibe hat 600 Mitarbeiter.
- Das Prinzip des Botenmoleküls (mRNA):
Die Pharmaunternehmen Biontech/Pfizer und Moderna setzen bei ihren Impfstoffen auf die mRNA-Technologie – mRNA steht für messenger-Ribonukleinsäure, ein Botenmolekül. Dieses Molekül trägt eine Bauanleitung für die Stacheln des Coronavirus mit sich. Die mRNA-Impfung bringt die Anleitung nur für diese Stacheln in den Körper.Mit dieser Anleitung stellt der Körper genau das her: die Stacheln des Coronavirus. Jetzt kommt das Immunsystem ins Spiel. Es erkennt die Stacheln und bildet Antikörper dagegen. Wenn nun das richtige Virus in den Körper eindringen will, weiß dieser, wie er die Stacheln bekämpfen kann. Folge: Das Virus verbreitet sich nicht im Körper. In den Zellkern oder in das Erbgut gelangen, wie einige Impfskeptiker befürchten, kann das Botenmolekül hingegen nicht.