Reinbek. Beliebte Reinbeker Fußgänger- und Radfahrerbrücke am Wildenhofeck erhält Fachwerk-Konstruktion. Nächste Woche ist sie fertig.

Sebastian Petzel stöhnt kurz auf: „Ey, Alter!“, quetscht er zwischen seinen Lippen hervor, als er mithilfe eines Kuhfußes versucht, einen der tragenden Eichen-Balken der neuen Fußgänger- und Radfahrerbrücke am Wildenhofeck um einen Zentimeter zu verrücken. Immerhin ist der knapp neun Meter lange Tragbalken aus massivem Eichenholz 600 Kilogramm schwer.

Seit 7 Uhr morgens sind der der Zimmerer-Auszubildende im zweiten Lehrjahr und seine Kollegen Niklas Habermann (drittes Lehrjahr), Robin Dierdorf (erstes), Sven Wedemann und Thorsten Blödow von der Zimmerei Boysen dabei, die tragende Konstruktion aus sechs Balken und zwei maßgefertigte Geländer, neben der Kreuzung Hamburger Straße/K 80 zu montieren. Gesamtlast: zehn Tonnen. An ihnen rauscht der Berufsverkehr Richtung Hamburg, Gewerbegebiet und Autobahnen vorbei.

Azubis der Zimmerei Boysen meistern tonnenschwere Fachwerkkunst

Vorarbeiter Sven Wedemann gibt knappe Anweisungen, greift ab und zu ein, wenn die jungen Männer nicht mehr weiterkommen. Niklas Habermann erzählt begeistert: „Die Geländer sind nichts anderes als Fachwerksarbeit, die Hölzer sind mit Zapfen verbunden. Das macht Spaß, wenn man die einzelnen Hölzer zuschneidet und jetzt das Endergebnis sieht.“ Ein Projekt wie dieses sei in seinem Alltag sonst nicht an der Tagesordnung.

Auch Chef Jens Boysen schaut während der Montage vorbei, ob alles läuft. „Für uns ist solch ein Projekt selten: Eine schöne massive Holzbaubrücke und dann noch im Fachwerk, da kommt die gute alte Zimmermannskunst wieder zum Tragen.“ Deshalb habe er mit dem Auftrag der Stadt auch vier Auszubildende und ihren Ausbilder Sven Wedemann betraut. „Da die Ausbildungsstätte momentan coronabedingt geschlossen ist, passt das ganz gut“, stellt der Meister fest. Drei Wochen haben sie in der Werkstatt daran gearbeitet. Im November sei der Auftrag erteilt worden. „Nächste Woche ist die Brücke fertig“, sagt Boysen.

Untere Wasserbehörde des Kreises muss die Brücke abnehmen

Der Montagekran der Zimmerei, ohne den das tonnenschwere Vorhaben nicht zu schaffen wäre, ist schon von Weitem zu sehen. Die Autofahrer hatten seit mehr als einem Jahr nur einen verkürzten Rechtsabbieger zur Verfügung. Denn über den wurden die Fußgänger und Radler an der gesperrten Brücke auf ihrem Weg zur Bushaltestelle an der K 80 oder auch in Richtung Bergedorf-Lohbrügge und Havighorst vorbeigeführt. Der Abschnitt bis zur Landesgrenze wird von Radfahrern stark frequentiert.

Jetzt soll der Überweg über den Forstgraben in der nächsten Woche noch mit Planken belegt und die Geländer mit einem Metallgitter verkleidet werden. Doch auch dann bleibt der Übergang vorerst noch gesperrt. Den die Stadt nimmt die Konstruktion zwar ab, sie muss danach aber noch von der Unteren Wasserbehörde des Kreises Stormarn geprüft werden. Der Termin mit dem Amt steht noch nicht fest.

Eichenholz-Konstruktion kostet die Stadt etwa 60.000 Euro

„Diese Brücke ist ein Ersatzneubau“, erläutert Bauamtsleiter Sven Noetzel. „Das heißt, wir mussten den ursprünglichen Zustand wiederherstellen lassen und es wurden auch teilweise alte Materialien wiederverwendet.“ Dabei handelt es sich beispielsweise um die Fundamente und Widerlager sowie die Handläufe auf dem Geländer aus Stahl. Sämtliche Elemente aus Holz sind hingegen erneuert worden.

Die Eichenholz-Konstruktion kostet die Stadt etwa 60.000 Euro. Nach Einschätzung von Zimmerermeister Jens Boysen kann die Brücke gut 30 Jahre halten.