Reinbek. Das Jubiläumskonzert der Oher Chorgemeinschaft musste wegen Corona verschoben werden. Doch auch 2021 gibt es einen Anlass zu feiern.

„Wir hatten so viel vor, alles war perfekt vorbereitet“, sagt Anne Fischer. Die 71-Jährige ist Vorsitzende der Chorgemeinschaft Ohe. In diesem Jahr hätte der Chor mit seinen 35 Sängerinnen und Sängern seinen 70. Geburtstag gefeiert. Im Gründungsjahr war es noch ein reiner Männerchor. Ein Jahr später zogen die Damen nach. Otto Murach war der Gründer und leitete die Sängerschaft. Seine Frau Helga, seine Kinder, Schwiegerkinder, Enkelkind und weitere Familienmitglieder sind noch heute im Chor aktiv.

„Wir hatten uns auf so viele schöne Auftritte in diesem Jahr gefreut“, sagt die Vorsitzende. Im April sollte es zum Chorfest nach Leipzig gehen, ein Ereignis, das nur alle vier Jahre stattfindet. Doch es helfe ja nichts, Corona sei nun einmal allgegenwärtig. „Der Großteil unserer Chorsänger ist verunsichert. Momentan kommt nur ein Drittel der Besetzung“, sagt Anne Fischer. Von 30 bis über 80 Jahre alt sind die Chormitglieder.

Chorgemeinschaft Ohe muss Jubiläumsfeier verschieben

Im August haben sie langsam die Proben wieder aufgenommen. Zwei Tage versuchten sie es im Park Dobbertin, doch der Regen machte ihnen jedes Mal einen Strich durch die Rechnung. Inzwischen üben sie in kleinen Gruppen in der Alten Schule in Ohe. „Das ist ein Kompromiss, denn wir haben keinen anderen Raum. Sieben Personen können jeweils teilnehmen, mit zwei Terminen sind es 14 Singende. Wir können die Proben jedoch auf drei Gruppen erweitern und freuen uns, wenn noch mehr Chormitglieder kommen“, erzählt Anne Fischer.

Höhepunkt der Sänge ein Mitsingkonzert in Leipzig

Anne Fischer (links) und Joachim Winkel leiten den Oher Chor organisatorisch und musikalisch.
Anne Fischer (links) und Joachim Winkel leiten den Oher Chor organisatorisch und musikalisch. © BGZ | Imke Kuhlmann

Anne Fischer ist seit 31 Jahren Chormitglied. Ihre Leidenschaft zum Singen entdeckte sie im Kindesalter. Etwas Wehmut schwingt beim Erzählen mit. Nicht nur, weil sie nicht alle zusammen singen können, auch, weil sie und der Chor die Auftritte vermissen. Die Chorgemeinschaft Ohe verfügt über ein umfangreiches Repertoire von mehr als 400 Stücken.

Die „Carmina Burana“ als Mitsingkonzert im Gewandhaus Leipzig, Händels „Messiah“ in der Stuttgarter Liederhalle, aber ebenso Aufführungen in Reinbek wie das „Gloria“ von Vivaldi beim Weihnachtskonzert 2018 in der Herz-Jesu-Kirche – Höhepunkte der Sänger. Doch in diesem Jahr mussten Veranstaltungen wie das Chorfest Bergedorf oder die Lange Nacht des Singens ausfallen.

Joachim Winkel leitet Oher Chor seit 30 Jahren

Sogar das Jubiläumskonzert mit anschließendem Empfang im Reinbeker Schloss konnte nicht stattfinden. „Wir haben unser Jubiläum nun auf den 6. Juni 2021 verschoben“, erklärt die Vorsitzende. Mit gutem Grund, denn auch im Jahr 2021 feiert der Chor ein 70-jähriges Jubiläum, das der Damen. Sie sind ja erst ein Jahr später dazugekommen. So wie Helga Murach, die als 17-Jährige eines der Gründungsmitglieder war und durch den Chor ihren Mann Otto kennengelernt hatte. Helga Murach freut sich, dass durch die Verschiebung nun die Gründung des Damenchors in den Mittelpunkt rückt.

Nicht auf sieben Jahrzehnte, doch immerhin blickt Joachim Winkel im kommenden Jahr auf 30 Jahre Chorleitung zurück. Nach Otto Murach ist er erst der zweite Chorleiter in der Geschichte der Chorgemeinschaft Ohe.

„Die Zukunft des Chors ist gerade ungewiss“

Um das Team zusammenzuhalten, hat der Vorstand im Juli ein „Open-Air-Kaffeetrinken“ organisiert. Die Sänger trafen sich unter freiem Himmel bei einer Tasse Kaffee und mit ausreichend Abstand, wie Anne Fischer erläutert. So sei ein Treffen zumindest einmal wieder möglich gewesen. „Sollten wir im nächsten Jahr immer noch nicht öffentlich singen dürfen, gibt es zumindest den Jubiläumsempfang“, sagt die Vorsitzende. „Gern würden wir weitere Chormitglieder aufnehmen, doch unsere Zukunft ist gerade ungewiss“, bedauert Anne Fischer.