Reinbek. Gastronom Andreas Gruß und seine Familie haben den ehemaligen Reinbeker Grill umgebaut. Es wird Norddeutsche Küche aufgetischt.
Der Gastraum an der Hamburger Straße 26 ist kaum wiederzuerkennen: behagliches Licht, helle Wände, teils hellrot verklinkert, Holz auf dem Tresen und rohe Kisten als Regale an der Wand, rot gepolsterte Stühle und Mosaikfliesenmuster auf dem Boden. Andreas Gruß und seine Familie haben Geld, Arbeit und vor allem viel Liebe in die Gestaltung ihres Gasthauses Heimathäppchen gesteckt. Nichts erinnert mehr an den doch schon in die Jahre gekommenen Reinbeker Grill. Bald soll der neue Name das Fachwerkhaus schräg gegenüber vom Krankenhaus St.-Adolf-Stift zieren. Das Firmenschild ist schon fertig.
Der Name ist Programm: Mit Unterstützung seiner Mutter Gudrun Cronauer will Gastronom Andreas Gruß den Reinbekern die norddeutsche Küche und ihre Kultur anbieten. Viele kennen die Beiden noch als Betreiber des Cafés in der Riepenburger Mühle in Kirchwerder. „Ob Destille, Bier, unser selbst gebackenes Brot oder unsere Zutaten: Alles kommt aus Norddeutschland.“ Allein bei den selbst gebackenen Kuchen und den Desserts würde er Zugeständnisse machen. „Wir lieben eigentlich jegliche Küche, aber in Reinbek fehlt es an der Norddeutschen“, erklärt der 57-Jährige.
Hauptgerichte im Heimathäppchen Reinbek kosten maximal 14 Euro
Diese Liebe und Leidenschaft zum Kochen und zu Lebensmitteln spürt man: Kaum fällt ein Stichwort, sprudelt er auch schon die passende Geschichte dazu hervor – egal, ob es um die Zubereitung von Franzbrötchen oder den Ursprung der Hamburger Aalsuppe geht. Gudrun Cronauer hat gerade die „schwarzen Walnüsse“ für sich entdeckt. Die 77-Jährige sagt von sich, sie habe die ersten gastronomischen Erfahrungen als Siebenjährige im Hotel ihres Vaters gesammelt und ihre Kinder quasi alle „hinterm Tresen geboren“. Die Walnüsse fermentiert die Reinbekerin aufwendig selbst – als perfekte Ergänzung zu Wildgerichten und Käse. „Sie müssen noch grün geerntet werden“, erläutert sie. Zu diesem Zeitpunkt ist die Schale noch nicht hart. Sie wird mit einer dicken Nadel durchlöchert und zwei Wochen lang in Wasser und Zucker eingelegt. „Sie sind köstlich – und teuer“, schwärmt Gudrun Cronauer. „Im Laden kostet ein Glas 20 Euro.“
Die Hauptgerichte im Heimathäppchen Gasthaus sollen übrigens zwischen acht und 14 Euro kosten. Zu diesen Preisen wollen sie jeden Tag frisch kochen, etwa Schnüüs oder das Rübenmalheur: in Milch gekochtes, frisches Gemüse direkt aus dem „nordnorddeutschen Garten“ oder die gestampften Rüben, die „Oma hat verkochen lassen“ gekocht im Sud von Schweinebacke, mit Mettenden und Kasseler. „Wir bereiten auch Labskaus selbst zu“, erzählt Andreas Gruß, „Fischfrikadellen, Buttermilchsuppe, Grünkohl oder Bratheringe in Sauer. Wir möchten zu den Wurzeln der Esskultur des Nordens zurück.“ Denn diese sei zum großen Teil in Vergessenheit geraten. „Viele im Süden glauben, die norddeutsche Küche beschränke sich auf Fisch“, hat der 57-Jährige beobachtet.
Alle paar Wochen auf Anmeldung kulinarische Ausflüge geplant
Das Heimathäppchen soll vorwiegend mittags öffnen, ob es auch ein Frühstück anbietet, steht noch nicht fest. „Für abends planen wir alle drei bis vier Wochen kulinarische Ausflüge mit Sechs- bis Zehn-Gänge-Menüs auf Anmeldung“, kündigt der Gastronom an. Für das Thema „heiß + kalt“ konnte er schon das Eiscafé Veneto für eine Kooperation gewinnen. „Der erste Gang wird eine Tomatensuppe mit Pistazieneis: sensationell“, verrät der Chef, der in der Küche von seinem Schwiegersohn Fabio Giannotta unterstützt wird. Der hat in der Küche des Waldhauses gelernt.
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Am liebsten will Andreas Gruß Ende des Monats eröffnen. Voraussetzung: Dass der Spezial-Kombidämpfer aus Italien endlich eintrifft.