Barsbüttel. Mehr Mobilität: Barsbüttel will mit dem Sammeltaxi-Anbieter Moia verhandeln. Auch Oststeinbek, Glinde und Reinbek könnten dabei sein.
Geht es nach Barsbüttels Kommunalpolitikern, steuern in Zukunft Sammeltaxis von Moia die rund 13.900 Einwohner zählende Gemeinde an. Als Alternative sind für die Entscheidungsträger auch Ioki-Shuttles in allen Ortsteilen denkbar. Jene werden mit dem Fahrplanwechsel im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Dezember in Ahrensburg unterwegs sein. Auch die Installation von StadtRad ist ein Thema. „Wir verfolgen generell den Ansatz, die Beweglichkeit unserer Bewohner zu fördern. Aber insbesondere nachts, wenn Busse nicht so oft fahren, sind weitere Mobilitätsdienste wünschenswert“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Henri Schmidt.
Seine Partei hatte im jüngsten Hauptausschuss den Antrag gestellt, dass sich Bürgermeister Thomas Schreitmüller in die Gespräche von Oststeinbeks Verwaltungschef Jürgen Hettwer mit Moia einklinkt. SPD-Fraktionschef Hermann Hanser wollte die Anstrengungen der Verwaltung aber nicht allein auf das Unternehmen begrenzen und verschiedene Optionen prüfen lassen. Deswegen wurde der Vorschlag der Christdemokraten ergänzt. Das Gremium votierte geschlossen.
Grünen-Fraktionschef Germer spricht sich für Ioki aus
„Moia hat für uns als CDU zwar Priorität, aber wir sind auch für alles andere offen“, sagt der
Hauptausschussvorsitzende Volkmar Dietel. „Zuerst soll der Bürgermeister Informationen einholen, was für Barsbüttel machbar ist. Mögliche Kosten für die Gemeinde spielen dabei natürlich eine Rolle.“ Seine Partei wollte Schreitmüller bereits 2019 auf Erkundungstour zu verschiedenen Anbietern schicken, seinerzeit wurde über den Antrag allerdings nicht abgestimmt. Im zweiten Anlauf hat es also geklappt.
Allerdings gibt es unterschiedliche Präferenzen. Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Joachim Germer liebäugelt vor allem mit Ioki, einer Bahn-Tochter. In Hamburg fahren die Shuttles bereits seit 2018 in den westlichen Stadtteilen Lurup und Osdorf und seit Ende 2019 auch in Billbrook im Osten der Metropole. Wer den Service nutzen will, benötigt ein HVV-Ticket und muss dann pro Fahrt mit Ioki eine Zusatzgebühr von einem Euro entrichten. Die Betreiber versuchen, Fahrten mehrerer Kunden zu bündeln, um die Umwelt zu entlasten.
„Ioki wird ab Dezember von Brunsbek über die Barsbütteler Ortsteile Stellau und Stemwarde bis zur Haltestelle Haidkrug in Neuschönningstedt fahren. Auch gibt es eine Verbindung bis zur Kehre in Willinghusen am Sportplatz“, sagt Germer. Es sei sinnvoll, in einem weiteren Schritt dieses Angebot auf das gesamte Gemeindegebiet auszuweiten. „Außerdem ist es zukunftssicherer, Projekte der öffentlichen Verkehrsunternehmen weiterzuentwickeln.“ Bei einer Ausdehnung des Geschäftsgebiets von Moia fürchte er Nachteile für Taxiunternehmen aus der Region.
Bürgermeister sind sich einig, etwas unternehmen zu wollen
Angela Tsagkalidis, die mit Germer die Grünen-Fraktion führt, ist weniger auf einen Anbieter fokussiert. „Nur ein E-Roller-Projekt wollen wir ganz bestimmt nicht“, sagt die Politikerin. Den Fahrradverleih StadtRad in Barsbüttel zu haben, wäre für sie eine tolle Sache.
Bürgermeister Thomas Schreitmüller will in Kürze einen Termin mit Moia vereinbaren. Jürgen Hettwer wird ihn wahrscheinlich begleiten. Der Fahrdienst war Mitte April 2019 in Hamburg gestartet. In den Elektro-Kleinbussen werden bis zu sechs Passagiere chauffiert. Um Anbieter davon zu überzeugen, in Stormarn aktiv zu werden oder Verbindungen auszubauen, wollen die beiden Verwaltungschefs Reinbek, Glinde und Wentorf mit ins Boot holen. Schreitmüller: „Wir sind uns im Bürgermeisterkreis einig, in dem Bereich etwas machen zu wollen.“
Oststeinbek hatte schon Kontakt mit Moia. „Das Unternehmen ist an einer Expansion nach Südstormarn interessiert, will sich wegen Corona aber erst im Frühjahr 2021 damit beschäftigen“, sagt Hettwer. Trotzdem werde man jetzt einen Vorstoß unternehmen.
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Für einen öffentlich geförderten Testbetrieb sollte Moia ursprünglich nach Ahrensburg kommen. Im letzten Moment entschieden sich die Politiker Anfang des Jahres dazu, das Projekt mit Konkurrent Ioki zu machen. Fünf elektronisch angetriebene Fahrzeuge werden vorerst für ein Jahr bis Ende 2021 im Stadtgebiet eingesetzt. Ahrensburg streicht 939.000 Euro Fördergeld ein. Damit wird auch die Stelle eines Projektmanagers im Rathaus finanziert.
Ioki hat Mobilitätsanalyse für Ahrensburg noch nicht fertig
Der neue Mitarbeiter soll das Vorhaben koordinieren, zum Beispiel die Absprachen mit Ioki, den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein und dem Kreis Stormarn als Träger des ÖPNV führen. Auf welchen Routen die Fahrzeuge verkehren, ist unklar. Noch arbeitet Ioki an der Mobilitätsanalyse. Bei dem On-Demand-Angebot gibt es keine festen Fahrpläne, Nutzer müssen die Shuttles über eine Smartphone-App anfordern. Dort geben sie den gewünschten Start- und Zielort innerhalb eines festgelegten Gebiets ein, erhalten dann eine Abfahrtszeit. Die App versucht, die Anfragen zu bündeln, damit sich mehrere Kunden einen Wagen teilen können.