Reinbek. Reinbeks Ordnungsamt hat den einzigen Corona-Abstrich-Service in Stormarn gestoppt. Die Mediziner hatten ein Detail übersehen.

Der Anruf eines besorgten Nachbarn beim Ordnungsamt hat den einzigen Corona-Abstrich-Service in Stormarn gestoppt: Nach nur drei Wochen stellte die Gemeinschaftspraxis am Rosenplatz in Reinbek am Mittwoch ihr Angebot ein, alle Reiserückkehrer und sonstigen von Virus-Sorgen geplagten Menschen morgens von 8 bis 8.30 Uhr auf dem Parkplatz hinter ihrem Sitz zu testen. Täglich wurden Abstriche von zehn bis 15 Menschen genommen. Tendenz steigend.

„Die rechtliche Lage ist uns zu unsicher“, begründete Dr. Jens Christiansen gestern den Schritt. „Ende Juli hatten wir unsere Infektionssprechstunde unter freien Himmel verlegt, um unsere Praxis vor zufällig im Wartezimmer sitzenden Corona-Infizierten zu schützen – und diesen Service neben unseren Patienten auch denen von Kollegen in ganz Reinbek und den Nachbarorten angeboten. Für uns rechnet sich das zwar finanziell nicht, aber als größte Hausarzt-Praxis der Region mit elf Medizinern und 15 weiteren Angestellten empfanden wir das als unsere Verpflichtung gegenüber den Menschen und den Kollegen in der Region“, sagt der 62-jährige Mitinhaber, der selbst Hausarzt und Internist ist.

Eigentümergemeinschaft wurde nicht informiert

Dass der Anruf des Nachbarn beim Ordnungsamt jetzt das gesamte Projekt gestoppt hat, liegt an einem Versäumnis der Mediziner: Sie hatten die Eigentümergemeinschaft nicht darüber informiert, jetzt täglich eine Ärztin und eine Praxishilfe zum Corona-Testen auf den Parkplatz zu schicken. Und so schnell scheint das nicht nachzuholen zu sein, handelt es sich beim Vermieter der Praxisräume doch um eine Eigentümergemeinschaft, die erst im Herbst zu ihrer jährlichen Versammlung zusammenkommt.

„Was sollen wir tun, wenn der Nachbar nun mit der Polizei anrückt? Das ist mir zu gefährlich“, sagt Christiansen, dem die Menschen in Reinbek und Umgebung leid tun. „Testet ihr Hausarzt nicht, und das trifft auf viele Kollegen zu, müssen sie zu Zentren der Kassenärztlichen Vereinigung reisen. Die nächsten liegen in Neumünster und Travemünde. Hamburg testet Schleswig-Holsteiner nur, wenn sie symptomfreie Reiserückkehrer sind binnen 72 Stunden.“

Gesundheitsamt wünscht sich eine Lösung

Im Gesundheitsamt des Kreises Stormarn löste die Nachricht vom Aus für die Reinbeker Initiative Kopfschütteln aus: „Wir sind dankbar, dass jemand aus freien Stücken diese Testkapazität angeboten hat. Und die Zahlen beweisen ja, dass ein solches Angebot auf große Nachfrage trifft“, sagt Christine Clobes, Leiterin des Kreisgesundheitsamtes in Bad Oldesloe. „Ich wünsche mir sehr, dass es schnell eine Lösung gibt, wie Dr. Christiansen und sein Team das Test-Angebot in Reinbek wieder aufnehmen können.“

Genau das will Bürgermeister Björn Warmer jetzt in die Wege leiten: Am Mittwochnachmittag bot er der Praxisgemeinschaft an, einen von außen zugänglichen Raum im Rathaus für die Tests zu nutzen. „Das werden wir wahrnehmen“, sagte Jens Christiansen. Wann es den Neustart gibt, ist aber noch offen.