Aumühle. Eisenbahnen im Lokschuppen sind immer wieder Kulisse für Film- und Fernseh- sowie Musikvideodrehs und Modeshootings. Einige Beispiele.

Die Schuhe von Marco Tozzi, fein aufgereiht auf dem Gestänge einer Dampflok. Der Hamburger Jazzpianist Joja Wendt, lässig am Klavier inmitten der historischen Ausstellungsstücke des Aumühler Museumsvereins: Die Eisenbahnen im Lokschuppen sind immer wieder Kulisse für Film- und Fernseh- sowie Musikvideodrehs und Modeshootings.

Für den Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn, der den Lokschuppen in Aumühle betreut, sind die Drehtage lukrativ, sie machen knapp ein Drittel der Vereinseinnahmen aus. Bis zu fünfmal im Jahr wird in Aumühle fotografiert und gefilmt. „Die Ehrenamtlichen des Vereins sind immer mit dabei. Es ist schon interessant, aber ich bin nicht ,promigeil’. Denn es sind auch nur Menschen wie du und ich. Ich habe nur wenige Allüren erlebt“, sagt der Eisenbahnfan Claus Thiele.

Aktionstage beim Lokschuppen Aumühle sind echte Events

Die Stylistin schminkt das Model für das „Brigitte“-Shooting vor einem Zugabteil.
Die Stylistin schminkt das Model für das „Brigitte“-Shooting vor einem Zugabteil. © BGZ | Claus Thiele

Thiele ist seit 1981 im Verein, mittlerweile im Vereinsvorstand aktiv. Er kümmert sich auch um das Marketing. „Lange Jahre haben wir uns unter Wert verkauft“, sagt er. „Aber der Hof hat eine gute Infrastruktur und hier lässt sich Geld verdienen.“ Die Aktionstage sind zu echten Events geworden, im „Bahnhof“ parken immer mehr aufwendig restaurierte Loks und zudem hat der Verein einen guten Ruf bei Agenturen, die die Drehs in Aumühle vermitteln.

Auch Musiker Jan Lucassen kann nur Positives berichten: „Es war ganz toll und spannend, im Lokschuppen zu drehen – wie ein Zeitsprung.“ Er ist Teil der Bergedorfer Gruppe Mondfall, die 2013 ein Video für ihren Song „Das wahre Gefühl“ in Aumühle gedreht hat. Dafür wählten die Musiker eine stilgetreue Garderobe der 1920er-Jahre. Das Ergebnis ist auf der Videoplattform YouTube zu sehen und es flimmerte auch im Hintergrund bei Konzerten der Gruppe über die Leinwand.

Pro Drehtag gibt es einen vierstelligen Betrag

Claus Thiele zeigt den zweiachsigen Kranwagen von 1891.
Claus Thiele zeigt den zweiachsigen Kranwagen von 1891. © BGZ | Ann-Kathrin Schweers

Gute Werbung für das Eisenbahnmuseum in Aumühle war sicherlich auch ein Spielfilmdreh von angehenden Filmemachern. „Der Krimi war so gut, dass er auch prämiert und im Fernsehen ausgestrahlt wurde“, sagt Claus Thiele. Es handelte sich um die NDR-Produktion „Der Säger“. Claus Thiele erinnert sich auch noch an ein Shooting für Frühjahrsmode im Februar – bei 5 Grad. „Abgelichtet wurde ein spanisches Model. Und die Arme hat gebibbert und gezittert. Sie tat mir so leid. Ich habe dann Heizlüfter organisiert. Wir bemühen uns darum, dass es den Leuten gut geht“, sagt er.

Pro Drehtag erhalten die Museumseisenbahner einen vierstelligen Betrag. Für lokale Musiker gibt es auch mal einen Freundschaftspreis. Wenn dann im Lokschuppen gedreht wird, ist am Sachsenwald richtig was los: Für ein bis zwei Tage rollen Bullys mit Scheinwerfern, Rauchmaschinen und professionellen Kameras an. Zur Crew zählen Fotografen, Visagisten, Techniker und Assistenten sowie die Models, Musiker und Schauspieler. „Wir bieten Strom an vielen Stellen sowie einen Schmink- und Umkleideraum in einem Waggon“, sagt Thiele. Wer will, bekommt auch einen Kaffee.

Drehteams müssen sich auch an die Regeln halten

Joja Wendt drehte 2012 ein Musikvideo im Lokschuppen Aumühle. Das Foto machte Claus Thiele, der beim Dreh dabei war. „Joja Wendt ist total locker“, sagt Thiele. Drehs wie diese machen dem Hamburger besonders viel Spaß.
Joja Wendt drehte 2012 ein Musikvideo im Lokschuppen Aumühle. Das Foto machte Claus Thiele, der beim Dreh dabei war. „Joja Wendt ist total locker“, sagt Thiele. Drehs wie diese machen dem Hamburger besonders viel Spaß. © BGZ | Claus Thiele

Der Verein versucht, so viel wie nur geht möglich zu machen. Doch die Drehteams müssen sich auch an Regeln halten: „Die Fahrzeuge sind unsere Heiligtümer. Es darf keine Reißzwecke und kein Tesafilm an das historische Holz der Innenverkleidung. Das müssen wir vorher immer erklären.“

Knapp 25.000 Euro an Einnahmen landen jährlich in der Kasse der Eisenbahner, darunter sind neben Eintrittsgeldern, Mitgliedsbeiträgen von gut 300 Menschen und Drehhonoraren auch Spenden. Was hereinkommt, wird auch wieder investiert: In die Vorbereitung der Aktionstage, in den Kauf von neuen Eisenbahnen sowie in die Pflege und Wartung der 20 Ausstellungsstücke. „Mit den Jahren geben manche Teile einfach ihren Geist auf. Beispielsweise müssen wir Federn an den Wagen ersetzen, das kostet Tausende“, sagt Thiele.

Konzert am Wochenende im Aumühler Lokschuppen

Die Aktiven des Vereins stecken liebevolle Handarbeit in ihre Loks, bauen manche Teile selbst in der Werkstatt nach. Ihr Anspruch: die historisch getreue Restaurierung. Gerade werkeln sie an einem preußischen Abteilwagen aus Eisen. „Ein Kleinod“, wie Claus Thiele sagt. Aktive Restauratoren sind immer gefragt.

Am Wochenende steht im Lokschuppen übrigens ein Konzert an: Das Trio Baclac spielt am Sonntag von 15 bis 16 Uhr Evergreens und Stücke der Genres Swing, Pop, Schlager, Jazz und Klassik. Mit dabei: Kontrabass, Klarinette und Akkordeon. Der Eintritt ist frei, der Hut geht rum.