Wentorf. Die Palettenlandschaft im EKZ wird zur Begegnungs- und Kommunikationsstätte und bleibt bis zum 28. Juni.

Für Fabian Witte hat es funktioniert: Etwa sechsmal fand der Umschüler zum Gesundheitsfachmann einen Platz zum konzentrierten Lernen im CoWorkLand auf dem Casinopark. Der Verein Wentorf gestalten! hat dort am 29. Mai in einer für einige abenteuerlich anmutenden Konstruktion aus Container, Holzbude und Paletten einen Raum zum gemeinsamen Arbeiten, Lernen, Diskutieren und für Begegnungen geschaffen: das CoWorkLand Wentorf.

„Wegen der Pandemie ist unsere Schule zurzeit noch geschlossen“, berichtet der 30-jährige Wentorfer. „Und zu Hause kann ich mich nicht gut konzentrieren. Da ist immer jemand, meine Lebensgefährtin, der Kater oder anderes, was mich ablenkt.“ Wenn er morgens merke, dass es mit dem Studieren nicht klappt, schnappt er sich Buch und Kopfhörer, um zum Coworking Space zu gehen, wo für vier Wochen Arbeitsplätze kostenlos bereitstehen. „Dort habe ich mal drinnen, mal draußen gearbeitet“, berichtet er. „Das hat immer super geklappt.“

Im Vergleich zu Wilhelmsburg sehr ruhig

Drinnen öffnen Fenster den Blick auf den Platz, alles ist mit Grünpflanzen, Teppich und Lampen gemütlich und hell. So gut hat es Fabian Witte gefallen, dass die Initiative den neu Hinzugezogenen sogar als Aktiven für den Verein Wentorf gestalten! gewinnen konnte. „Ich bin nach Wentorf gezogen, weil ich raus in die Natur wollte“, erzählte er gestern einer Spaziergängerin, die vorbeikam und sich dafür interessierte, was dort im am CoWorkLand passiert. „Aber im Vergleich zu Hamburg-Wilhelmsburg ist es schon sehr ruhig“, hat Fabian Witte festgestellt. „Als ich von der Initiative hörte, dachte ich: ,Wow, cool! Da passiert etwas und ich kann sogar mitgestalten.’“ Seine Idee ist es, in Wentorf Redner-Abende über Nachhaltigkeit und alternative Heilmethoden zu organisieren

Roswitha Menke, ebenfalls im Verein aktiv, betreute gestern die Gruppe SoLaWi (Solidarische Landwirtschaft) Vierlande, die sich vormittags in Wentorf vorgestellt hatte. „Sozial und gemeinschaftlich, ökologisch und nachhaltig – das sind unsere vier Kernwerte, auf denen unsere Projekte fußen“, erläuterte Roswitha Menke der Spaziergängerin, die länger vor Ort verweilte. Die SoLaWi Vierlande passe genau dort hinein, betonte Menke.

Ebenso wie viele andere Projekte, die auf dem Platz oder im ehemaligen Tedi-Markt, den die Gruppe kostenfrei nutzen durfte, präsentiert wurden und die Gelegenheit zur Begegnung geschaffen haben: Ideen für Carsharing, E-Bike-Tourismus, Yoga oder Chancen für mehr Bürgerbeteiligung.

Interessant findet Menke, dass sich viele Wentorfer erst jetzt, nach drei Wochen, trauen, einfach mal die Treppen hinaufzugehen und nachzufragen: „Was ist das hier eigentlich?“ Von der Antwort seien viele angetan: Einige Besucher hätten schon vom Konzept des Coworking gehört. Die Idee, nicht in die Stadt pendeln zu müssen, leuchtet ein. Roswita Menke erklärte gestern, was außerdem noch hinter dem Coworking steckt: „Die Frage ist, wie gestalten wir so ein Projekt. Wie ein Großraumbüro, viele Einzelbüros oder doch ein Mix daraus samt Café? Hier kann so viel Neues entstehen, nicht nur eine Übersetzung oder eine Buchhaltung, sondern so viel Gemeinschaftliches.“

Nun soll der Container zwar am 29. Juni abgebaut werden, aber das Projekt werde nach den Ferien weiterentwickelt. Verschiedene Modelle zur Gestaltung und Finanzierung lägen auf dem Tisch, das Team spreche mit möglichen Partnern. Kapital und Gewinne seien willkommen: Alle Interessenten der Region, bei deren Arbeit der Sinn des Projekts im Vordergrund steht, werden sich an einer Genossenschaft beteiligen können, erklärt Vereinsvorsitzende Alena Kempf-Stein. „Wir wissen nur, dass es weitergeht. Und es wird cool“, ergänzt Menke. So werde das Abschlussfest am Sonntag, 28. Juni, ab 15 Uhr eher zum Eröffnungsfest. Internet: www.wentorf-gestalten.de/coworkland.