Reinbek. E-Werk Sachsenwald: Gewerbe nutzt teilweise deutlich weniger Energie. Die Arbeit im Homeoffice gleicht das etwas aus.
Die Folgen des Lockdowns während der Coronakrise sind auch in der Energiewirtschaft spürbar. Doch während etwa die Schleswig-Holstein Netz AG landesweit bei Unternehmen einen Rückgang des Stromverbrauchs um acht Prozent verzeichnet, ist dies in der Region weniger signifikant, sagt Thomas Kanitz, Geschäftsführer des E-Werks Sachsenwald. Der in Reinbek ansässige Energieversorger und Netzbetreiber in Reinbek, Wentorf, Glinde, Oststeinbek und Barsbüttel gilt als systemrelevant und somit als „kritische Infrastruktur“. 2019 haben die die vom E-Werk belieferten Kunden etwa 150 Millionen Kilowattstunden verbraucht. Also muss auch während einer Pandemie die Arbeit des Unternehmens gewährleistet sein.
„Die Verbrauchsrückgänge in Deutschland treten vornehmlich durch die Großindustrie auf“, stellt Thomas Kanitz fest. „In unserer Region aber gibt es eine sehr gute Durchmischung mit mittelständischen Betrieben, von privaten Haushalten und Kleingewerbe einerseits sowie von Industrie andererseits. Gewöhnlich verteile sich der Verbrauch im Verhältnis 50:50 auf diese beiden Bereiche. „In dieser Zeit verlagert sich der Energie-Verbrauch gewissermaßen“, erklärt der Geschäftsführer.
Rückgang von etwas fünf bis sechs Prozent
Im April habe es im Vergleich zum April des Vorjahres beim Strom einen Rückgang von insgesamt etwa fünf bis sechs Prozent gegeben. Bei einzelnen Unternehmen, die von Schließungen und Kontaktverboten direkt betroffen waren, wie Sporteinrichtungen, Autohäusern, Gastronomie, Einzelhandel, aber auch Dienstleistungsunternehmen und Verwaltungen habe es teilweise Rückgänge auf bis zu 30 Prozent gegeben. „Aber dadurch, dass viele Menschen durch Homeoffice oder Kurzarbeit mehr zu Hause sind und dort wirtschaften, habe sich das teilweise wieder ausgeglichen“, sagt Thomas Kanitz.
„Auf das produzierende Gewerbe unserer Region hingegen scheint die Pandemie bislang kaum Auswirkungen gehabt zu haben“, berichtet Thomas Kanitz. „Offenbar ist ihre Auftragslage immer noch gut. Zahlungsschwierigkeiten in diesem Sektor sind jedenfalls nicht aufgetreten. Unsere Region hat es wohl nicht so stark getroffen.“
E-Werk Sachsenwald konnte „halbwegs normal weiterarbeiten“
Im Kleingewerbe indes habe es 20 bis 30 Fälle gegeben, bei denen das E-Werk Sachsenwald die monatlichen Abschläge reduziert hat. „Die können uns nach Absprache einfach pro Monat ein Handyfoto ihres Stromzählers schicken“, erzählt Thomas Kanitz. Größere Unternehmen würden ohnehin mit anderen Zählern ausgerüstet und zahlen ihre Beiträge monatlich.
„Wir müssen schauen, ob sich die Rückgänge im Verbrauch zum Jahresende hin wieder ausgleichen“, sagt Thomas Kanitz. Die Strommengen werden am Anfang des Jahres im Voraus an der Europäischen Strombörse in Leipzig eingekauft. Für die Kalkulation geht man von den Verbrauchen der Vorjahre aus und berücksichtigt die Verträge mit den großen Industriekunden, die teilweise bis zu zwei Jahre laufen.
Auch das E-Werk Sachsenwald mit seinen etwa 80 Mitarbeitern habe während der vergangenen sechs Wochen „halbwegs normal weiter gearbeitet“. Etwa die Hälfte des Teams sei für die Technik zuständig. „Und auf der technischen Seite haben wir uneingeschränkt weiter gearbeitet“, sagt Thomas Kanitz. Unter Berücksichtigung der nötigen und möglichen Kontakteinschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen sei die Arbeit auf allen Baustellen und für alle neuen Hausanschlüsse weitergelaufen. „Bei Kundenbesuchen erkundigen wir uns vorher, welche Vorsichtsmaßnahmen wir treffen müssen“, sagt er.
Kundenzentrum war vier Wochen für Besucher geschlossen
Um den Betrieb jederzeit aufrechterhalten zu können hatten sich die Mitarbeiter in vier feste Teams aufgeteilt, die jeweils um eine Viertelstunde versetzt ihren Arbeitstag begann, um die Möglichkeiten der Begegnungen und somit das Ansteckungsrisiko oder auch die Notwendigkeit einer Quarantäne zu reduzieren.
„Nur unser Kundenzentrum an der Hermann-Körner-Straße war vier Wochen geschlossen und nur telefonisch erreichbar“, so Thomas Kanitz. Seit dem 24. April aber werden die Mitarbeiter durch Plexiglas geschützt. Die Kunden sind gebeten, ihren Mund-Nasen-Schutz zu tragen, den sie auch beim Einkauf verwenden. Auch das Info-Mobil des E-Werks wird entsprechend umgerüstet nächste Woche wieder die Region anfahren.