Reinbek. Stephanie Steinert betrachtet ihre Ehrenämter als Geschenk und Ausgleich.

Kaum zu glauben, aber auch Stephanie Steinerts Alltag hat nur 24 Stunden. In dieser Zeit schafft die 51-Jährige es im Gegensatz zu vielen anderen allerdings, einen Haushalt mit sieben Kindern, einem Hund, zwei Kaninchen und 50 Fischen zu wuppen, als Dipl. Finanzwirtin halbtags im Finanzamt zu arbeiten, einige Hobbys zu pflegen und dann auch noch leidenschaftlich in mehreren Ehrenämtern aktiv zu sein. Im Mittelpunkt sieht sie sich dabei eigentlich nicht so gern.

„Das Ehrenamt ist eigentlich eher mein Ausgleich zur Arbeit“, erzählt sie. „Diese positiven menschlichen Zusammenkünfte, die sind schon wichtig für mich. Ehrlich gesagt, ist das für mich auch kein Opfer, Zeit zu geben. Dabei nehme ich ganz viel mit: Diese Freude der anderen wirkt auf mich ansteckend, das macht glücklich.“ Deshalb ist Stephanie Steinert jetzt auch als Kandidatin für den Bürgerpreis unserer Zeitung und der Volksbank Bergedorf vorgeschlagen.

Blick auf die Mitmenschen

Wie das so losging mit ihrem Engagement weiß sie nicht mehr so genau: „Dieser Blick auf meine Mitmenschen war eigentlich schon immer da“, erinnert sie sich. Schon als Jugendliche habe sie sich in der St. Petri und Pauli-Gemeinde in Bergedorf engagiert, zu Weihnachten einsame und bedürftige Menschen besucht.

Vor 13 Jahren gründete sie den Förderverein für den Kindergarten Schönningstedt, den sie bis 2019 führte. „Ich kann das immer an meinen Schwangerschaften abzählen“, scherzt sie. Die Familie steht für sie allerdings an erster Stelle: „Ich glaube schon, dass es ein Universum gibt, bei dem ich mich bedanken kann. Denn die Kinder sind alle gesund und gut drauf. Das ist mein größtes Glück.“

Plattform für Ideen

Mit dem Förderverein habe sie nicht nur viele schöne Projekte für die Lütten des Kindergartens auf die Beine gestellt. „Damit hatte ich auch eine Plattform für viele meiner Ideen“, stellt sie rückblickend fest. Wenn sie warme Sachen für Obdachlose sammeln wollte, stellte sie eben eine Tonne am Eingang des Kindergartens auf und bat die anderen Eltern darum, etwas abzugeben. Oder sie organisierte einen Wettbewerbe zwischen drei Kindergärten, die Kunststoffdeckel von Pet-Flaschen für eine Rotarier-Aktion zu sammeln. „Das war lustig, mein ganzes Auto war voller Deckel“, erinnert sie sich. Die Deckel wurden recycelt und aus dem Erlös wurden Impfaktionen in Afghanistan finanziert.

Das ist ihr eigentlich am liebsten: Wenn jeder etwas beisteuert und sie alles koordinieren kann. „Aber eher, weil ich denke, ach die anderen haben dafür zu viel zu tun“, erläutert sie. „Also zapfe ich meine ,Quellen’ an und kann so viel auf einmal beisteuern.“ Oft springe sie auch auf Aktionen mit auf: Für das Weihnachtshilfswerk Schönningstedt hat sie mit persönlichen Briefen erfolgreich um Spenden gebeten, sie packt zu Weihnachten Päckchen für Senioren oder für die Kinder der Glinder Tafel.

Basteln mit Konfirmanden

Zehn Jahre lang war sie Elternvertreterin der Grundschule Schönningstedt und sie ist Küsterin der Ansgargemeinde – ehrenamtlich: „natürlich“, sagt sie, als sei dies selbstverständlich. „Dort kümmere ich mich viel um die Konfirmanden, beispielsweise basteln wir zu Weihnachten Sterne, in denen sie einen Herzenswunsch versenken sollen“, erzählt Stephanie Steinert. „Das finden sie zuerst immer uncool und dann machen doch alle mit. Und so mancher denkt doch mal länger darüber nach.“ Traditionell schmückte sie die Weihnachtsbäume in Ohe und Schönningstedt. Oder sie organisiert Begegnungen zwischen ihnen und den Bewohnern des Bismarck-Seniorenstiftes.

Für sie hat sie auch einen Besuchskreis gegründet. „Aktuell könnten wir sehr gut neue Besucher und Besucherinnen brauchen“, wirbt sie. Während der Coronapandemie dürften sie zwar nicht besucht werden, aber einsame alte Menschen würden sich auch sehr über ein Päckchen, eine Karte oder einen Anruf freuen.

Ihr Ehrenamt als ausgebildete Hospizbegleiterin würde Stephanie Steinert gern ausbauen und sich zur Trauerbegleiterin ausbilden lassen. Fragt man sie, ob sie nicht manchmal erschöpft auf dem Sofa einschlafe, antwortet sie überrascht: „Nein dafür habe ich doch gar keine Zeit.“ Trotzdem hat sie nicht das Gefühl, etwas Besonderes zu leisten.“ Ich stehe doch nur stellvertretend für viele, die ehrenamtlich etwas tun. Aber vielleicht kann dies eine Anregung sein. Vielleicht denken einige: ,Ach, wenn die das kann, kann ich das auch.’“