Reinbek. Die Rettungsdienste in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg schützen ihre Sanitäter auf unterschiedliche Art und Weise vor Corona.
Die Feuerwache an der Klosterbergenstraße hat neue „Untermieter“: Die Besatzung eines Rettungswagens nutzt bis auf Weiteres das Obergeschoss. Auf der Einfahrt parkt das Einsatzfahrzeug. „So entzerren wir die Personalsituation an unseren größeren Wachen im Kreis Stormarn“, erklärt der Sprecher des Rettungsdienst-Verbunds, Christian Oehme. Auch in Bad Oldesloe, Ahrensburg und Stemwarde sind Sanitäter der Rettungswachen ausgelagert, um einer Ausbreitung des Coronavirus vorzubeugen.
Die Rettungswache an der Loddenallee beim St. Adolf-Stift in Reinbek ist eng. Sie beherbergt drei Rettungswagen und ein Notarzteinsatzfahrzeug und ist rund um die Uhr besetzt. 30 Retter arbeiten im Schichtdienst. Da sie sich nur schwer aus dem Weg gehen können, suchte der Rettungsdienst-Verbund nach einer Lösung, trat unter anderem mit Feuerwehren in Kontakt. „In Reinbek war das kein Problem. Wir nutzen die Räume momentan sowieso nicht, da wir außer unseren Einsätzen derzeit keine Termine wahrnehmen“, erklärt Feuerwehrsprecher Joachim Stanisch.
DRK mietet im Herzogtum Lauenburg Ferienwohnungen
Zwei Sanitäter halten montags bis freitags von 7 bis 19 Uhr an der Klosterbergenstraße die Stellung, fahren gut zehn Einsätze pro Schicht. Mit den Feuerwehrleuten kommen sie sich nicht in die Quere. „Sie haben das Obergeschoss mit Küche und Toiletten für sich und einen separaten Eingang“, sagt Oehme. Auch der Stemwarder Rettungsdienst kooperiert mit der Feuerwehr, stellt ein Fahrzeug samt Besatzung an der Feuerwache Barsbüttel. Ahrensburger Retter wiederum sind an der Berufsschule untergebracht.
Das Deutsche Rote Kreuz, das den Rettungsdienst im Kreis Herzogtum Lauenburg durchführt, handhabt die Personalsituation etwas anders. In den Kommunen des Kreises wurden acht Ferienwohnungen – unter anderem in Geesthacht und in Mölln – angemietet, um die Retter auf Abstand halten zu können. „Wir haben uns bewusst gegen die Feuerwachen entschieden“, sagt der Kreisgeschäftsführer des DRK, Peter Timmermanns. So solle eine Infektionskette zu den Mitgliedern der Feuerwehr vermieden werden.
Höhere Kosten bei den Rettungsdiensten
Timmermanns hatte im Gespräch mit den „Lübecker Nachrichten“ in dieser Woche die finanziellen Auswirkungen der Coronakrise auf den Rettungsdienst thematisiert. Aufgefangen werden Einsatzkosten der Rettungsdienste durch Pauschalen der Krankenkassen. Nun sei es so, dass die Einsätze, vor allem Krankentransporte, zurückgehen, jedoch gleichzeitig höhere Kosten entstehen, etwa für Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel. Geldsorgen haben die Rettungsdienste im Herzogtum Lauenburg und in Stormarn deshalb jedoch nicht, sagen Peter Timmermanns und Christian Oehme. Beide Rettungsdienste seien „gut aufgestellt“. Womöglich würde unterjährig die Pauschale durch die Krankenkassen nachgebessert werden, wie etwa bereits bei einer Kasse in Hamburg geschehen, so Timmermanns.
Die Rettungsdienste beider Kreise appellieren unterdessen an die Bevölkerung, Einsatzkräften Symptome oder positive Sars-CoV-2-Tests nicht zu verschweigen. Der Sprecher der Stormarner Kreisverwaltung, Gregor Tuscher, stellt klar: „Der Rettungsdienst behandelt alle Hilfesuchenden – unabhängig von Symptomen oder Testergebnissen – in gleicher Weise.“ Er weist zudem darauf hin, dass diese Erfordernisse natürlich auch für Angaben gegenüber den Mitarbeitern der Leitstelle, bei der Polizei und der Feuerwehr gelten. „Falsche oder unvollständige Angaben können sogar zivil- und strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen“, so Gregor Tuscher.